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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Alber
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wollten, müssten wir im Totenbuch der alten Ägypter nachschlagen.“ Er lachte
leise. „Dr. Bode ist schon eine Nummer. Das muss ich sagen. Ich könnte dir
Geschichten erzählen. Großartig.“ Beate holte vernehmlich Luft und Leander kam
schnell zurück zum Thema: „Aber das nur am Rande. Nun zurück zu Silke. Ich habe
Bodes Rat befolgt und im Internet über dieses Totenbuch recherchiert. Dabei bin
ich auf wirklich interessante Fakten gestoßen.“ Leander raschelte wieder mit
seinen Notizen. Beate schaltete den Lautsprecher ein und bedeutete Pfeifer,
zuzuhören.
    „So. Jetzt habe ich alles gefunden: Mir ist
aufgefallen, dass die Leiche gemäß dieser Fotos hier mit dem Gesicht gen Westen
aufgefunden worden sein muss. Anscheinend war das bei den Ägyptern früher so
eine Art Brauch. Die Aufbahrung auf dem Wasser mit den Blumen, den Milch- und
Weinkaraffen habe ich großzügig gleichgesetzt mit der Nilüberfahrt der Toten,
einer Trauerzeremonie der alten Ägypter. Sie soll die Toten vor den Kräften des
Bösen schützen und ihnen eine Reise in Frieden bescheren. Die einzige
Abweichung zu den ursprünglichen Bräuchen war die, dass die Karaffen streng
genommen erst mit ins Grab gegeben wurden und eigentlich auch keine Höhlung
aufweisen dürften. Außerdem trug Silke ein Amulett mit einer Kopfstütze um den
Hals …“
    „Leander, warte mal. Das geht mir jetzt etwas zu
schnell. Was zum Henker ist eine Kopfstütze? Und wieso Nil? Was versuchst du
uns da zu sagen? Dass hier eine Sekte ihr Unwesen treibt, ein junges Mädchen
für einen Ritualmord missbraucht und sie dann in einem Ententeich bestattet
hat?“, warf Pfeifer ein. „Das ist doch lächerlich, Leander. Ehrlich.“
    „Genau das will ich sagen, Karl. Jetzt hör doch
erstmal zu, bevor du urteilst. Ich war noch nicht fertig: Dieses Amulett mit
der Kopfstütze ist meinen Recherchen nach mit der Auferstehung in Beziehung zu
setzen. Sie soll den Verstorbenen davor bewahren, im Jenseits den Kopf zu
verlieren. So. Fertig. Was sagt ihr nun? Meine Kombinationsgabe ist brillant,
nicht wahr?“
    Es folgte eine kurze Schweigephase, in der die
Anspannung förmlich greifbar war. Keiner der beiden Hauptkommissare wusste
zunächst, was er dazu sagen sollte. Plötzlich zerriss der durchdringende Schrei
einer Krähe die Stille. „Na, wenn das kein schlechtes Omen ist“, unkte Pfeifer.
    „Hör schon auf“, schimpfte Beate. Sie war jetzt
hellwach und ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    Man mochte Pfeifer einen Mangel an Sensibilität
vorwerfen, aber eines war er nicht: unprofessionell. Auch seine
kriminalistischen Instinkte waren jetzt aufs Äußerste geschärft. Dennoch
zweifelte er nach wie vor an Leanders Sekten-Theorie.
    „Gut gemacht, deine Recherchen sind ganz
hervorragend, wie immer. Allerdings muss ich leise Zweifel an deinen
Interpretationen anmelden. Das Ganze scheint mir doch ein bisschen weit
hergeholt. Aber eines würde mich jetzt wirklich noch interessieren. Das hast
du, glaube ich, nicht erwähnt; woran ist Silke Bolander eigentlich genau
gestorben? Wurde sie sexuell missbraucht oder gab es sonstige Spuren von
Gewalteinwirkung?“ Beate grinste zufrieden. Pfeifer hatte den Kleinen in seine
Schranken gewiesen.
    Eine kurze Stille trat ein. Dann leise: „Oh. Das
ist mir jetzt aber peinlich. Vor lauter Aufregung habe ich das gar nicht
gesagt, oder?“ Leander räusperte sich, bevor er etwas lauter fortfuhr und Beate
konnte förmlich sehen, wie er errötete. „Sie wurde erdrosselt. Mit einem dicken
Seil. Und zwar vor ungefähr fünf bis sechs Tagen. Bode sagt, sie müsse irgendwo
an einem dunklen Ort gelegen haben. Vielleicht ein Keller. Der Grad der
Verwesung deutet auf eine trockene, eher kühle Umgebung hin. Ach ja, er hat
kleine Kieselsteine auf ihrer Kleidung gefunden. Er meint, das könnte auf den
Tatort hinweisen. An den Innenseiten der Oberarme waren Blutergüsse, die
aussehen, als sei jemand darauf gekniet. Sonst keine Verletzungen. Keine
gewaltsamen sexuellen Kontakte. Aber Geschlechtsverkehr hatte sie wohl noch
kurz vor ihrem Tod…“
    „Fünf bis sechs Tage?!“, rief Beate dazwischen.
„Gefunden wurde sie erst vor zwei Tagen. Dann hat jemand das Mädchen umgebracht
und irgendwo gelagert, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war. In einem
Keller, sagst du?“ Beate dachte kurz nach. Vielleicht war an dieser
Ritual-Geschichte ja doch etwas dran. „Leander, sieh doch bitte mal nach, ob
vor zwei Nächten Vollmond war, ja? Wenn das

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