Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
und hatten offensichtlich momentan keine
Lust, irgendwelche Anrufe zu beantworten.
Der Revierleiter des hiesigen Polizeireviers hatte
alle verfügbaren Kollegen zur Unterstützung geschickt, doch es reichte einfach
nicht, um eine groß angelegte Suchaktion durchzuführen. Sie würden sich auf ein
sehr kleines Gebiet beschränken müssen und hoffen, dass sie richtig lagen.
Pfeifer sah sich um. In Gedanken zählte er durch
und stellte drei Teams mit je vier Leuten zusammen. Beate und er selbst würden
sich zusammentun und ein eigenes Team bilden.
„Also zunächst einmal vielen Dank, dass Sie alle
gekommen sind“, begann Beate ihre Rede. „Wir wissen das sehr zu schätzen. Wir
suchen ein 17-jähriges Mädchen. Jana Knopf. Fotos haben Sie alle?“ Die Beamten
nickten pflichtbewusst und Beate fuhr fort: „Sie wurde vor ungefähr fünf
Stunden zum letzten Mal gesehen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass die
Chancen, sie jetzt in der Dunkelheit zu finden, eher gering sind. Dennoch
dürfen wir nichts unversucht lassen. Leider steht zu befürchten, dass das Mädchen
sich unwissentlich in Lebensgefahr begeben hat, als sie sich dem mutmaßlichen
Mörder von Silke Bolander anschloss.“ Ein Murmeln ging durch die Einheit, Füße
scharrten unruhig auf dem Waldboden und große MagLite-Stabtaschenlampen wurden
herumgeschwenkt.
„Dann war es also nicht der Bolander?“, fragte der
Polizeiobermeister Möller?
„Also, er hat ein hieb- und stichfestes Alibi
präsentiert …“, setzte Pfeifer gerade an, als er durch einen Zwischenruf
unterbrochen wurde.
„Das hat er damals auch schon. Dem glaubt doch
keiner mehr was!“, rief ein junger Polizeimeister dazwischen. Möller warf ihm
einen vernichtenden Blick zu und er schwieg sofort. „Dein vorlautes Mundwerk
bringt dich noch in Schwierigkeiten, Mike. Außerdem helfen uns deine
unqualifizierten Kommentare kein bisschen weiter.“
Der junge, rothaarige Polizeimeister errötete,
murmelte eine Entschuldigung und schwieg dann verlegen.
„Darf ich fragen, wen Sie im Verdacht haben?“,
fragte Möller jetzt.
„Einen jungen Mann aus der ehemaligen Clique
Silkes. Malte Knobloch. Er ist seit Silkes Tod spurlos verschwunden. Wir haben
herausgefunden, dass er zwar im Ostsee-Hostel eingecheckt und auch sein
Mobiltelefon in sein vermeintliches Zimmer gelegt, jedoch niemals dort gewohnt
hat. Die Betreiberin sagte aus, sie habe sich schon gewundert über den ruhigen
Bewohner. Nur seine Freundin habe sie ein paar Mal gesehen. Allerdings wissen
wir noch nicht, um wen es sich dabei handelt. Aber darum können wir uns später
noch kümmern.
„Und diese Dame hat sich niemals gefragt, warum sie
ihren Gast nie zu Gesicht bekommt und wieso der nie etwas isst?“ Ungläubig
schüttelte Möller den Kopf.
„Ich glaube, wir können ihr das nicht vorwerfen.
Schließlich ist sie nicht sein Babysitter. Also Leute, los geht’s.“
Pfeifer begann, die Teams in die verschiedenen
Himmelsrichtungen zu schicken, und zog dann mit Beate los in Richtung
Fledermauskästen.
„Und vergesst mir den alten Friedhof nicht!“, hörte
er Möller noch rufen, bevor sein Team im dunklen Dickicht des Waldes
verschwand.
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„Oh mein Gott, ist das schön!“, rief Jana aus, als
sie den selbstgebauten Sarkophag mit den kunstvollen Schnitzereien und
Ornamenten entdeckte. „Hast du das etwa ganz alleine gemacht?“
Malte nickte stolz.
„Unglaublich. Diese Farben, wie die im Sternenlicht
leuchten! Sieh mal, Malte, wie sie glitzern!“, rief sie euphorisch.
Malte sah nach oben. Kein Lichtstreifen drang durch
das dichte Blätterdach. Es war stockdunkel. Seine billige Taschenlampe gab
gerade genug Licht ab, um zu sehen, wohin sie liefen, damit sie nicht über eine
der zahlreichen Baumwurzeln stolperten. Jana hatte wohl doch etwas zu viel von
dem Zeug abbekommen. Aber das machte nichts. Es würde sein Vorhaben sogar
erleichtern. Der Sarkophag war nicht groß genug für sie beide. Also hatte er
improvisiert und für Jana eine Holzkiste mit den entsprechenden Symbolen
gezimmert. Doch die hielt er wohlweislich noch versteckt.
Heute Nacht war zwar nicht der ideale Zeitpunkt,
lieber wäre ihm ein schöner Vollmond gewesen, aber es musste jetzt geschehen.
Sie waren ihm auf den Fersen, sie konnten jeden Moment hier auftauchen. Er
hatte ihre Rufe gehört. Sie durchsuchten den Wald und er hatte Jana zur Eile
angetrieben. Zum Glück hatte sie nichts mitbekommen, zu tief war sie in ihrem
Trip gefangen. Sie erzählte die
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