Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
das sicher,
verdammt noch mal. Was ist nun? Sie haben schon viel zu lange gewartet mit
Ihrer Aussage“, schnauzte Pfeifer.
„Ich hatte doch keine Beweise. Ich war mir nicht
sicher.“
„Mensch, Junge! Jetzt komm endlich zur Sache!“
Pfeifer wurde laut. Der Wechsel vom Sie zum Du war kein gutes Zeichen. Pfeifer
war mittlerweile ziemlich ungehalten. Sein Kollege aus Frankfurt hatte ihm vor
einigen Stunden mitgeteilt, dass Chris nicht auf dem Revier erschienen war, um
seine Aussage zu machen. Pfeifer hatte ihm daraufhin gesagt, er würde die Sache
selbst in die Hand nehmen. Nachdem die Ereignisse in Achern sich dann so
überschlagen hatten, hatte er Christopher schlicht und einfach vergessen.
„Also. Ich weiß es nicht. Ehrlich. Manchmal war er
auf dem Sportplatz. Oder zu Fuß im Wald unterwegs. Der könnte überall mit ihr
hin sein.“ Christophers Stimme war die Panik jetzt deutlich anzuhören.
„Danke. Bleib in der Nähe des Telefons, falls wir
dich noch einmal brauchen“ Pfeifer legte auf. Er hatte gegenwärtig keine Zeit,
sich um die Befindlichkeiten des Jungen zu kümmern.
„Wo fangen wir an?“, fragte Möller. Seine
erwartungsvolle Miene setzte Pfeifer unter Druck. Er suchte fieberhaft nach
einer schnellen Antwort auf diese Frage. Er sah den Polizeiobermeister an. „Ich
brauche dringend einen Ortskundigen, der sich hier im Wald auskennt.“
„Ich bin Ihr Mann“, bot Möller sofort seine Hilfe
an.
Pfeifer nickte dankbar. Er hatte die beachtlichen
Fähigkeiten des Kollegen aus Achern in der kurzen Zeit, die sie hier zusammen
gearbeitet hatten, durchaus schätzen gelernt. Was er ebenfalls wohlwollend zur
Kenntnis genommen hatte, war, dass Polizeiobermeister Möller kein Mann vieler
Worte war, sondern lieber tatkräftig zupackte. Genau das, was er jetzt
brauchte. Einen Mann der Tat. So einer wie er selbst.
Beate hatte sich inzwischen mit Sieglinde Knopf unterhalten,
in der Hoffnung, einige hilfreiche Tipps zu bekommen. Leider hatte sie der
Kommissarin keine sonderlich präzisen Angaben über den Aufenthaltsort ihrer
Tochter machen können. Jana war siebzehn und erzählte ihrer Mutter nicht immer,
was sie den ganzen Tag über so trieb. Aber auch sie war der Meinung, dass der
Wald ein guter Platz wäre, um mit der Suche zu beginnen. Früher hatten sich die
Kinder, wie Sieglinde Knopf die Jugendlichen noch immer nannte, häufig dort
aufgehalten. Bei den Fledermäusen. Jana hatte oft erzählt, es würde dort
spuken. Und nachts kämen dann die Vampire aus dem Eiskeller, um sie zu beißen.
„Das Kind hatte schon immer eine lebhafte Phantasie“, lachte sie nervös.
„Das ist gut, Frau Knopf. Sogar sehr gut.“ Beate
dankte der Mutter und wandte sich dann an Pfeifer, um die weitere Taktik zu
besprechen.
Leander übernahm inzwischen die Anrufe bei Janas
Klassenkameraden. Obwohl niemand damit rechnete, sie bei einem von ihnen
anzutreffen, musste die Polizei alle Möglichkeiten ausschöpfen. Er musste das
allerdings draußen im Wagen erledigen. Denn Janas Mutter flippte regelrecht
aus, sobald er das Haus betrat. Nach wie vor gab sie ihm die Schuld an Janas
Verschwinden.
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Beate und Pfeifer beschlossen, trotz Dunkelheit
sofort mit der Suche zu beginnen. Zunächst fuhren sie zum Eingang des Waldes,
der etwas unterhalb der erwähnten Fledermauskästen lag. Sie stiegen aus und
sahen sich um. Zu ihrem Verdruss mussten sie feststellen, dass das Gebiet sehr
viel weiträumiger war, als sie vermutet hatten.
„Wie sollen wir sie denn da finden? Noch dazu im
Dunkeln. Da brauchen wir einen richtigen Suchtrupp. Den kriegen wir aber doch
jetzt niemals genehmigt. Frühestens morgen.“ Beate klang etwas frustriert.
„Na ja, wenn wir hier nur herumstehen und uns selbst
bemitleiden, werden wir sie natürlich nicht finden“, gab Pfeifer zurück. Er
versuchte, optimistischer zu klingen, als er tatsächlich war. Denn er sah es im
Grunde genommen genauso wie seine Kollegin. Es war so gut wie aussichtslos, die
beiden hier heute Nacht zu finden. Aber falls Jana noch lebte, waren sie es ihr
schuldig, dass sie es wenigstens versucht hatten. Er zweifelte stark daran,
dass sie bis morgen früh Zeit haben würden, das Mädchen lebend zu bergen. Malte
Knobloch war unberechenbar und stand unter Druck. Keiner konnte sagen, wie er
reagieren würde. Sie wussten einfach zu wenig über den jungen Mann. Leander
hatte versucht, die Eltern zu erreichen. Jedoch bislang erfolglos. Sie befanden
sich auf einer Mittelmeerkreuzfahrt
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