Meteor
Frau kicherte. »Ich bezweifle allerdings, dass dort gearbeitet wird. Da läuft bestimmt eine Party. Die Erklärung hat ihn ziemlich überrascht, wissen Sie. Nicht nur ihn – alle. Unser Telefon klingelt schon den ganzen Abend. Ich wette, die ganze NASA-Mannschaft ist inzwischen dort.«
Die Frau hatte vermutlich das NASA-Hauptquartier gemeint.
»Im Komplex an der E-Street?«, fragte Gabrielle nach.
»Genau da. Nehmen Sie ein paar Luftschlangen mit.«
»Danke. Ich werde Mr Harper schon finden.«
Gabrielle legte auf und ging in die Redaktion hinaus zu Yolanda, die soeben einige Weltraumexperten instruierte, bevor sie auf Sendung gingen.
Yolanda lächelte Gabrielle zu. »Du siehst schon wieder besser aus«, sagte sie.
»Ich habe gerade mit Sexton gesprochen. Ich habe mich wohl geirrt. Sein Treffen heute Abend war nicht das, was ich dachte.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass Marjorie Tench dich über den Tisch ziehen wollte. Wie nimmt der Senator die Neuigkeiten denn auf?«
»Besser, als ich erwartet hätte.«
»Und ich dachte, er hätte sich inzwischen vor einen Bus geworfen«, sagte Yolanda überrascht.
»Er glaubt, dass an den NASA-Daten etwas faul ist.«
Yolanda schnaubte durch die Nase. »Hat er die gleiche Sendung gesehen wie wir alle? Noch mehr Bestätigung und Gegenbestätigung kann man kaum verlangen.«
»Ich gehe jetzt zur NASA rüber, etwas nachprüfen.«
Yolandas gezupfte Brauen bildeten zwei zur Vorsicht gemahnende schmale Bögen. »Die rechte Hand von Senator Sexton marschiert ins Hauptquartier der NASA? Heute Abend? Schon mal was von öffentlicher Steinigung gehört?«
Gabrielle berichtete Yolanda von Sextons Verdacht, dass der für PODS verantwortliche Abteilungsleiter Chris Harper die Reparatur der Satellitensoftware frei erfunden hatte.
Yolanda nahm es ihr nicht ab. »Wir haben von dieser Pressekonferenz berichtet. Ich gebe ja zu, Gabs, Harper war an dem Abend nicht gut drauf, aber die NASA hat doch selber erklärt, dass er gesundheitlich zu kämpfen hatte.«
»Sexton ist überzeugt, dass Harper allen etwas vorgelogen hat.
Und andere, machtvolle Leute glauben das auch.«
»Wie hätte PODS den Meteoriten denn finden sollen, wenn die NASA mit der Detektor-Software keine Lösung gefunden hätte?«
Genau das sagt Sexton auch, dachte Gabrielle. »Ich weiß es nicht.
Aber der Senator möchte, dass ich einige Dinge kläre.«
Yolanda wiegte den Kopf. »Sexton macht sich was vor. Lass dich von ihm nicht in ein Hornissennest schicken. Bleib lieber hier. Du schuldest ihm gar nichts.«
»Wegen mir ist seine Kampagne jetzt völlig im Eimer.«
»Er hat einfach nur Pech gehabt. Deshalb ist seine Kampagne im Eimer.«
»Aber wenn der Senator Recht hat, und der PODS-Abteilungsleiter hat tatsächlich alle belogen…«
»Schätzchen, wenn dieser Mann die ganze Welt belogen hat, wieso sollte er dann ausgerechnet dir die Wahrheit sagen?«
Gabrielle hatte sich diese Frage ebenfalls gestellt und auch schon einen entsprechenden Plan. »Wenn ich dort auf eine Story stoße, rufe ich dich sofort an.«
»Wenn du dort auf eine Story stößt, fresse ich einen Besen!«
81
Mach dich von allem frei, was du von dieser Gesteinsprobe weißt.
Michael Tolland hatte eine ganze Reihe beunruhigender Gedankenspiele über die Herkunft des Meteoriten angestellt. Rachels bohrende Fragen besserten sein Unbehagen keineswegs. Er betrachtete die Steinscheibe in seiner Hand.
Angenommen, jemand hätte sie dir kommentarlos in die Hand gedrückt.
Was würde dir dazu einfallen?
Er wusste natürlich, dass Rachels Frage in eine ganz bestimmte Richtung zielte, doch als analytische Übung war sie kein Pappenstiel. Tolland musste zugeben, dass seine Analyse der Fossilien entscheidend von dem geprägt war, was man ihm bei seiner Ankunft in der Kuppel gesagt hatte – dass sie aus einem Meteoriten stammten.
Und wenn du nichts von dem Meteoriten gewusst hättest? , fragte er sich.
Als reine Hypothese entfernte Tolland den »Meteoriten« aus der Kette der Schlussfolgerungen. Das Resultat war nicht unbedingt beruhigend. Corky Marlinson, wenn auch noch ziemlich angeschlagen, hatte sich inzwischen ebenfalls eingefunden.
»Sie sagen also, Mike, wenn Sie dieses Fossil ohne jede vorherige Erklärung begutachten würden, kämen Sie zu dem Schluss, dass es von der Erde stammt«, sagte Rachel.
»Natürlich«, antwortete Tolland. »Was sonst? Man ist doch weitaus eher geneigt anzunehmen, man hätte ein bislang unentdecktes Fossil einer
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