Meteor
Delta-Force-Team hatte einen soliden Vorsprung von zwei Stunden gewonnen, um seine Position für die zusätzliche Liquidierung zu beziehen, die der Einsatzleiter befohlen hatte.
Nach der Landung auf einem geheimen Militärflugplatz außerhalb Washingtons ging die Einsatzgruppe an Bord eines wartenden OH-58D Kiowa Warrior-Kampfhubschraubers.
Wieder einmal vom Feinsten, dachte Delta-1.
Dieser Hubschrauber war ursprünglich als leichter Aufklärungshubschrauber entworfen worden. Durch »Erweiterungen und Verbesserungen« war daraus das Modernste geworden, was die Streitkräfte an Kampfhubschraubern zu bieten hatten. Ein Hochgeschwindigkeits-Signalprozessor ermöglichte die gleichzeitige Verfolgung von bis zu sechs Zielen. Kaum ein Gegner, der einen Kiowa aus der Nähe gesehen hatte, dürfte in der Lage gewesen sein, darüber zu berichten.
Als Delta-1 auf den Pilotensitz kletterte und sich anschnallte, spürte er das vertraute, erhebende Machtgefühl. Er hatte diese Maschine, auf der er ausgebildet worden war, schon bei drei verdeckten Einsätzen geflogen. Natürlich hatte er mit dieser Waffe noch nie zuvor einen hohen amerikanischen Staatsdiener abgeschossen, aber er musste zugeben, dass der Kiowa die perfekte Maschine für diesen Auftrag war. Das geräuscharme Allison-Antriebsaggregat von Rolls Royce und die halbstarren, »leisen«
Rotorblätter sorgten dafür, dass auf dem Boden befindliche Ziele den anfliegenden Hubschrauber meist erst hören konnten, wenn er direkt über ihnen war. Da die voll blindflugtaugliche Maschine in absoluter Dunkelheit fliegen konnte, rundum schwarz lackiert war und keinerlei reflektierende Hoheitszeichen trug, war sie nachts im Prinzip unsichtbar, es sei denn, der Gegner verfügte über Radar. Beim Abheben von der Landebahn klangen Delta-1 immer noch die Worte des Einsatzleiters im Ohr. Sie haben noch einen anderen Auftrag zu erledigen. Angesichts der Identität der Zielperson war der Ausdruck »Auftrag erledigen« eine wohl kaum zu überbietende Untertreibung. Delta-1 rief sich innerlich zur Ordnung. Es war nicht an ihm, Fragen zu stellen. Sein Team hatte einen Befehl auszuführen, und es würde ihn genau nach Anweisung erledigen – so schockierend die Methode auch war.
Ich kann nur hoffen, dass unser Einsatzleiter weiß, was er tut.
Der Kiowa schwenkte nach Westen. Delta-1 hatte das Franklin D. Roosevelt Memorial schon zweimal gesehen, aber noch nie aus der Luft.
92
Dieser Meteorit ist ursprünglich von einem kanadischen Geologen entdeckt worden?« Gabrielle Ashe schaute erstaunt den jungen Programmleiter Chris Harper an. »Und inzwischen ist er tot?«
Harper nickte grimmig.
»Wie lange wissen Sie das schon?«
»Ein paar Wochen. Nachdem mein Chef und Marjorie Tench mir diese schändliche Pressekonferenz abgenötigt hatten, wussten sie, dass ich ihnen nicht mehr gefährlich werden konnte, und sie haben mir erzählt, wie die Entdeckung des Meteoriten wirklich abgelaufen ist.«
PODS war nicht an der Entdeckung des Meteoriten beteiligt! Gabrielle hatte keine Ahnung, was diese Informationen zur Folge haben würden, aber ein Skandal war es allemal – schlechte Neuigkeiten für Marjorie Tench, aber ein gefundenes Fressen für den Senator.
»Wie schon gesagt ist die NASA in Wirklichkeit durch eine mitgehörte Funkmeldung auf den Meteoriten aufmerksam geworden. Ist Ihnen ein Forschungsprogramm mit der Bezeichnung INSPIRE ein Begriff?«
Gabrielle hatte schon davon gehört, wusste aber nichts Näheres.
»Im Grunde ist es eine rund um den Nordpol aufgebaute Kette von Radioempfängern, die den Geräuschen der Erde lauschen –
Plasmawellenstrahlungen der Nordlichter, Breitbandimpulse von Magnetstürmen und ähnliche Phänomene.«
»Ich verstehe.«
»Vor ein paar Wochen hat einer der IMPULSE-Empfänger einen verirrten Funkspruch von Ellesmere Island aufgefangen.
Ein kanadischer Geologe hatte einen Hilferuf abgesetzt, und zwar auf einer ungewöhnlich tiefen Frequenz – so tief, dass keine anderen Empfänger als die extremen Langwellen-Empfänger von der NASA den Funkspruch überhaupt auffangen konnten.
Wir haben angenommen, dass der Kanadier ganz bewusst auf extreme Langwelle gegangen ist.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Er hat vermutlich die tiefstmögliche Sendefrequenz eingestellt, um die für Langwellen typische große Reichweite zu bekommen.
Vergessen Sie nicht, er war da oben am Ende der Welt. Auf der normalen Frequenz wäre sein Ruf vielleicht gar nicht gehört
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