Meteor
Megaparty im Weißen Haus und fragst dich, wo wir stecken. Junge, tut uns Leid, dass wir das Schiff aufgegeben haben, aber uns war nicht nach einer Feier mit Mineralwasser zu Mute. Mach dir keine Sorgen, wir haben den Kahn gut verankert und an der Haustür das Licht angelassen.
Natürlich hoffen wir, dass Piraten das Schiff kapern, damit die NBC dir ein neues kauft. War nur ein Spaß. Keine Panik, Xavia macht hier Stallwache, sie wollte sowieso an Bord bleiben. Sie meint, sie würde lieber allein etwas Sinnvolles tun, als ihre Zeit mit einer besoffenen Matrosenmeute zu vergeuden. Was sagt man dazu?«
Tolland musste lachen. Er war erleichtert, dass eine verantwortungsbewusste Person wie Xavia über das Schiff wachte. Sie war entschieden nicht der Typ für Partys. Die anerkannte Meeresgeologin war dafür bekannt, dass sie nie ein Blatt vor den Mund nahm.
Die Ansage war noch nicht zu Ende. »Also ehrlich, Mike, der heutige Abend war eine Wucht. Da packt einen wieder der Stolz, dass man Wissenschaftler ist! Alle sagen, dass die NASA jetzt ganz groß rauskommt. Aber zum Teufel mit der NASA, wir kommen jetzt noch viel größer raus! Die Einschaltquote für unsere Sendung ist heute Abend bestimmt ein paar Tausend Prozent in die Höhe geschossen. Mike, du bist ein Star, ein Superstar! Glückwunsch! Prima Arbeit!«
Tolland hörte Geflüster im Hintergrund, dann meldete sich die Stimme erneut. »Ach ja, wo wir schon von Xavia reden, sie hat was an dir herumzumeckern, damit du nicht übermütig wirst. Ich geb sie dir mal.«
Xavias Schneidbrennerorgan war zu vernehmen. »Hallo, Mike, hier Xavia. Mike, du bist ein Gott, ich geb’s ja zu. Und weil du für mich der Größte bist, habe ich mich breitschlagen lassen, auf deinem vorsintflutlichen Kahn den Babysitter zu spielen. Offen gesagt freue ich mich schon darauf, dieses rüde Volk, das sich Wissenschaftler schimpft, eine Weile nicht sehen zu müssen. Wie auch immer, vom Babysitterspielen für deinen Kübel mal abgesehen, hat die Mannschaft mich in meiner Rolle als Borddrachen darum gebeten, alles in meiner Macht stehende zu tun, damit du nicht zum hochnäsigen Ekel wirst, was nach dem heutigen Abend schwierig sein dürfte, aber ich sehe es als meine Verpflichtung an, die Erste zu sein, die dir unter die Nase reibt, dass du in deiner Dokumentation einen kleinen Bock geschossen hast.
Ja, du hast richtig gehört, Michael Tolland hat, was selten vorkommt, Bockmist erzählt. Aber mach dir keine Sorgen, auf der ganzen Welt gibt es höchstens drei Leute, denen es aufgefallen sein könnte, und das sind alles anal gestörte Meeresgeologen mit akutem Humordefizit – Leute wie ich. Aber du weißt ja, was man über uns Geologen sagt: Die interessieren sich nur für die Fehler.« Xavia lachte. »Egal, es ist nicht weiter wichtig, nur eine Kleinigkeit, was die petrologische Zusammensetzung von Meteoriten betrifft. Ich hab’s auch nur gesagt, um dir den Abend zu versauen. Ich hab mir gedacht, falls dich jemand darauf anspricht, sollte ich dich vorab warnen, damit du dann nicht als der Trottel dastehst, der du tatsächlich bist, wie wir alle wissen. Ich bleibe jedenfalls an Bord, als Partynudel bin ich eine Niete.« Xavia lachte wieder. »Übrigens, anrufen ist zwecklos, ich musste den Anrufbeantworter anstellen. Die Presse ruft den ganzen Abend schon pausenlos an. Du bist eben seit heute Abend ein Superstar, obwohl du diesen Bock geschossen hast. Wenn du wieder da bist, sag ich dir Bescheid.«
Die Ansage verstummte. Michael Tolland legte die Stirn in Falten. Ein Fehler in meiner Dokumentation?
Rachel Sexton stand in der luxuriösen Toilette der G4 und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah blasser und erschöpfter aus, als sie erwartet hatte. Die schrecklichen Ereignisse des heutigen Abends hatten ihr alles abverlangt. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie zu zittern aufhören oder sich gar wieder ans Meer wagen würde? Sie zog die U.S.S Charlotte- Mütze vom Kopf und ließ das Haar lang herunterfallen. Das ist schon besser, dachte sie und fühlte sich wieder ein bisschen wie sie selbst.
Sie blickte sich im Spiegel in die Augen, in denen die Erschöpfung stand. Aber darunter glühte die Entschlossenheit, eine Gabe ihrer Mutter. Lass dir von niemand vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast. Ob ihre Mutter wohl gesehen hatte, was heute Abend passiert war? Mom, man hat versucht, mich zu töten! Jemand hat versucht, uns alle umzubringen!
Wieder einmal, wie nun schon seit
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