Meteor
worden.«
»Wie hat er denn gelautet?«
»Er war ziemlich kurz. Der Kanadier sagte, er hätte auf dem Milne-Eisschelf Ultraschallmessungen durchgeführt und dabei eine im Eis begrabene starke Dichteabweichung entdeckt, die er für einen großen Meteoriten halte. Während der Messungen sei er in einen Sturm geraten. Nachdem er die Koordinaten seines Standorts angegeben hatte, bat er um Rettung und meldete sich ab. Die Horchstation der NASA hat darauf von Thule ein Rettungsflugzeug herbeordert, das stundenlang nach dem Mann gesucht hat. Schließlich hat man ihn meilenweit vom angegebenen Standort entfernt samt Schlitten und Schlittenhunden tot in einer Gletscherspalte gefunden. Er hatte anscheinend versucht, vor dem Sturm davonzulaufen, ist schneeblind geworden, vom Kurs abgekommen und in die Spalte gestürzt.«
»Und damit hatte die NASA plötzlich einen Meteoriten, von dem niemand sonst etwas wusste«, kommentierte Gabrielle nachdenklich.
»Genau. Und wenn meine Software richtig gearbeitet hätte, wäre der gleiche Meteorit von unserem PODS-Satelliten schon eine Woche zuvor entdeckt worden!«
»Nachdem der Meteorit dreihundert Jahre im Eis geschlummert hatte, wäre er innerhalb von einer Woche beinahe gleich zweimal entdeckt worden?«, sagte Gabrielle skeptisch.
»Ja, ich weiß, es ist verrückt, aber in der Wissenschaft passieren solche Dinge. Lange Zeit nichts, und dann plötzlich alles auf einmal. Unser NASA-Chef war der Ansicht, dass die Entdeckung des Meteoriten ohnehin uns zugestanden hätte – wenn ich nicht gemurkst hätte. Er meinte zu mir, es würde kein Hahn danach krähen, wenn ich den Satelliten auf die Koordinaten vom SOS des Kanadiers bringen und den Meteoriten dann ›entdecken‹ würde. So könne ich eine peinliche Pleite in einen beachtlichen Erfolg ummünzen.«
»Und das haben Sie getan.«
»Wie gesagt, ich hatte gar keine andere Wahl. Ich hatte ja die ganze Mission vermasselt.« Er hielt inne. »Als ich heute Abend durch die Pressekonferenz des Präsidenten erfahren habe, dass der angeblich von mir entdeckte Meteorit Fossilien enthielt…«
»Da waren Sie platt.«
»Wie eine Flunder!«
»Meinen Sie, Ihr Chef könnte gewusst haben, dass der Meteorit Fossilien enthielt, noch bevor er Sie zu diesem windigen Entdeckungsmanöver mit PODS angestiftet hat?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Meteorit hat unberührt im Eis gesteckt, bis das erste NASA-Team eintraf. Ich gehe davon aus, dass die NASA keine Ahnung hatte, was für ein Fund das in Wirklichkeit war, bis die Spezialisten für Kernbohrungen und Radarerkundung tätig wurden. Als man mich zu dem Schwindel mit PODS aufgefordert hat, ging es noch um einen Achtungserfolg mit einem ungewöhnlich großen Meteoriten.
Erst als die ganze Sache näher untersucht wurde, hat man begriffen, was für ein ungeheuerlicher Fund das in Wirklichkeit war.«
Gabrielle wagte vor Aufregung kaum zu atmen. »Dr. Harper, würden Sie auch im Zeugenstand aussagen, dass die NASA und das Weiße Haus die Anstifter Ihres Schwindels mit der PODS-Software gewesen sind?«
»Ich weiß nicht.« Harper schien Angst zu haben. »Ich kann die Auswirkungen auf unsere Behörde nicht recht absehen… und auch auf die Entdeckung.«
»Dr. Harper, wir wissen beide, dass der Meteorit nach wie vor ein großartiger Fund bleiben wird, gleichgültig, wie es dabei zugegangen ist. Der entscheidende Punkt ist doch, dass Sie das amerikanische Volk hinters Licht geführt haben. Die Leute haben ein Recht zu erfahren, dass PODS nicht das geleistet hat, was die NASA von ihm behauptet.«
»Ja, schon. Mir wird zwar übel, wenn ich an meinen Chef denke, aber meine Kollegen… das sind alles prima Leute.«
»Und gerade deshalb sollten sie erfahren, dass sie an der Nase herumgeführt wurden.«
»Und was ist mit den Unterschlagungen und dem Beweismaterial, das gegen mich vorliegt?«
»Die Geschichte können Sie vergessen«, sagte Gabrielle, die schon längst nicht mehr an ihr Überrumpelungsmanöver dachte.
»Ich werde dem Senator berichten, dass die Unterschlagungen frei erfunden sind – nichts als eine Rückversicherung Ihres Chefs, damit Sie in Sachen PODS bei der Stange bleiben.«
»Kann der Senator mich schützen?«
»Auf der ganzen Linie. Sie haben doch nichts Böses getan. Sie haben nur Anweisungen befolgt. Außerdem kann ich mir nach den Informationen, die Sie mir gerade über den kanadischen Geologen gegeben haben, nicht vorstellen, dass der Senator überhaupt auf
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