Meteor
Sicherheit zuliebe.«
Rachel hatte ohnehin nicht vor, ihre Pläne über diese Leitung hinauszuposaunen. »Können Sie uns eine Landeerlaubnis in GAS-AC besorgen?«
Pickering schwieg einige Sekunden. Rachel merkte, dass er sich bemühte, die Buchstabenfolge zu knacken. GAS-AC war ein altes NRO-Kürzel für den Flugplatz einer Abteilung der Küstenwache bei Atlantic City. Rachel hoffte, dass Pickering das Kürzel kannte.
»Das geht«, sagte er schließlich. »Ist es der Bestimmungsort?«
»Nein, wir benötigen Weiterflug per Hubschrauber.«
»Es wird eine Maschine für Sie bereitstehen.«
»Danke.«
»Ich rate Ihnen zu äußerster Vorsicht, bis wir besser im Bilde sind. Es gibt mächtige Mitspieler, bei denen Ihre Vermutungen tiefe Besorgnis ausgelöst haben.«
Marjorie Tench, dachte Rachel.
»Ich bin derzeit in meinem Wagen auf dem Weg zu einem Treffen mit der fraglichen Person. Sie hat um eine vertrauliche Unterredung an einem neutralen Ort gebeten. Das Gespräch wird aufschlussreich sein.«
Pickering fährt irgendwo hin, um sich mit Tench zu treffen? Es musste schon um etwas sehr Wichtiges gehen, sonst hätte die Beraterin Pickering am Telefon informiert.
»Kein Wort über Ihre Bestimmungskoordinaten zu wem auch immer, und kein weiterer Kontakt über Funk!«, mahnte Pickering. »Ist das klar?«
»Ja, Sir. Wir werden GAS-AC in einer Stunde erreichen.«
»Für Ihren Transport wird gesorgt. Wenn Sie am Zielort sind, können Sie über eine sicherere Leitung Kontakt mit mir aufnehmen.« Pickering hielt inne. »Ich kann nicht genug darauf hinweisen, dass Geheimhaltung für Ihre Sicherheit das oberste Gebot ist. Sie haben sich heute Abend sehr mächtige Feinde gemacht.
Verhalten Sie sich entsprechend.« Es klickte, und Pickering war aus der Leitung.
»Neues Ziel?«, erkundigte sich Tolland.
Rachel nickte. »Die Goya «, sagte sie mit einem mulmigen Gefühl im Magen.
Corky betrachtete seufzend das Stück Meteoritengestein in seiner Hand. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie die NASA…« Er verstummte. Von Minute zu Minute blickte er ratloser drein.
Bald werden wir Gewissheit haben, dachte Rachel. Sie ging ins Cockpit und gab den Hörer zurück. Während sie durch die Windschutzscheibe die unter ihr dahinrasenden Wolkenfelder betrachtete, beschlich sie das ungute Gefühl, dass die Ergebnisse des Besuchs auf Tollands Schiff niemandem gefallen würden.
94
William Pickering empfand eine ungewohnte Einsamkeit, als er in seiner Limousine den Leesburg Highway hinunterfuhr. Es war zwei Stunden nach Mitternacht. Die Straße gehörte praktisch ihm allein. Seit Jahren war er nicht mehr so spät unterwegs gewesen.
Im Geiste hörte er immer noch Marjorie Tenchs raues Organ.
In einer Stunde am FDR Memorial, hatte sie gesagt.
Pickering versuchte sich zu erinnern, wann er sie zum letzten Mal von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Es war vor zwei Monaten gewesen. Im Weißen Haus. Marjorie Tench hatte ihm an einem langen Eichentisch gegenübergesessen, umgeben von den Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsrats, den Oberkommandierenden der Streitkräfte, den Chefs von CIA und NASA und am Ende des Tisches Präsident Herney.
»Meine Herren«, hatte der Chef der CIA gesagt und Marjorie Tench dabei direkt ins Auge geblickt. »Wieder einmal stehe ich vor Ihnen, um die Regierung aufzufordern, sich endlich mit der schon lange anhaltenden Sicherheitskrise der NASA zu befassen.«
Keiner der Anwesenden war von der Erklärung überrascht. Die Sicherheitspannen der NASA riefen bei den Nachrichtendiensten allmählich nur noch Gähnen hervor. Zwei Tage zuvor hatten Hacker mehr als dreihundert hochaufgelöste Fotos eines Erdbeobachtungssatelliten aus einer Datenbank der NASA gestohlen.
Die Fotos, auf denen zufällig auch ein geheimes Ausbildungslager der U.S.-Streitkräfte in Nordafrika abgebildet war, hatten schnell den Weg auf den schwarzen Markt gefunden, wo ein feindlicher nahöstlicher Geheimdienst sie aufgekauft hatte.
»Bei all ihren guten Absichten«, fuhr der CIA-Chef fort, »stellt die NASA nach wie vor ein Risiko für unsere nationale Sicherheit dar. Kurz gesagt: Unsere Weltraumbehörde hat weder die Mittel noch die Einrichtungen, die von ihr erarbeiteten Daten und Technologien vor Missbrauch zu schützen.«
»Ich verkenne nicht«, sagte der Präsident, »dass es bedauerliche Indiskretionen und Sicherheitslecks gegeben hat, und bin darüber tief beunruhigt.« Er wies auf Lawrence Ekstrom, der ihm mit
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