Meteor
seid ja immer noch da! Beim Aufwachen hatte ich gehofft, es wäre alles nur ein schlechter Traum gewesen.«
Rachel konnte sich gut vorstellen, wie Corky zu Mute war. Du musst wieder aufs Meer hinaus.
Die Maschine rollte aus. Rachel und ihre Begleiter kletterten hinaus auf eine verlassene Landebahn. Der Himmel war bedeckt, der Küstenwind wehte schwül und warm. Im Vergleich zu Ellesmere Island kam Rachel sich wie in den Tropen vor.
»Hier drüben!«, rief eine Stimme.
Rachel, Tolland und Corky fuhren herum. Neben der Landebahn wartete einer der klassischen, scharlachroten HH-65 Dolphin-Hubschrauber der Küstenwache. Der Pilot stand abflugbereit daneben und winkte.
Corky fiel in sich zusammen. »Gleich weiter? Keine Frühstückspause?«
Im Hinübergehen nickte Tolland Rachel beeindruckt zu. »Ihr Chef macht Nägel mit Köpfen.«
Wenn du wüsstest!, dachte Rachel.
Der Pilot war ein sehr junger Mann. Er begrüßte seine Fluggäste und half ihnen an Bord. Ohne sich nach den Namen zu erkundigen, erklärte er höflich die Sicherheitsvorkehrungen. Pickering hatte der Küstenwache zweifellos begreiflich gemacht, dass dieser Flug unter der Hand durchzuführen sei. Dessen ungeachtet bemerkte Rachel, dass ihre Identität nur für Sekunden ein Geheimnis geblieben sein konnte, da der Pilot auf Anhieb und mit unverhohlenem Erstaunen den Fernsehliebling Michael Tolland erkannte.
Rachel gurtete sich neben Tolland an den Sitz. Ihr war jetzt schon mulmig. Über ihnen erwachte singend das Triebwerk. Das Singen wurde zum Brüllen. Der Hubschrauber hob ab und stieg auf in die Nacht.
Der Pilot drehte sich in seinem Sitz nach hinten. »Man hat mir gesagt, wenn wir in der Luft sind, soll ich mir von Ihnen die Zielkoordinaten geben lassen.«
Tolland nannte einen Punkt zwanzig Kilometer vor der Küste, knapp fünfzig Kilometer südöstlich. Der Pilot tippte die Koordinaten ins Navigationssystem und gab Gas. Der Hubschrauber neigte sich nach vorn und zog nach Südosten davon.
Rachel fuhr der Schreck in die Glieder. Das Schiff liegt zwanzig Kilometer weit draußen im Wasser! Die dunklen Dünen der Küste von New Jersey glitten unter ihnen hinweg. Rachel versuchte, nicht ins Meer zu blicken, das sich schwarz unter ihnen ausbreitete. Ihre Anspannung wurde ein wenig durch den tröstenden Gedanken gemildert, dass neben ihr ein Mann saß, der sich den Ozean zum Freund fürs Leben erkoren hatte. Auf der engen Sitzbank war ihre Schulter und Hüfte eng an ihn gepresst. Sie machten beide keinen Versuch, die Sitzposition zu ändern.
»Ich weiß, ich sollte das eigentlich nicht sagen«, platzte der Pilot plötzlich aufgeregt heraus, »aber Sie sind doch Michael Tolland! Wir hatten den ganzen Abend den Fernseher laufen. Das mit dem Meteoriten ist absolut unglaublich! Sie sind bestimmt total geplättet!«
Tolland nickte geduldig. »Total.«
»Ihre Dokumentation war eine Wucht! Sie läuft pausenlos auf allen Sendern. Keiner von uns Bereitschaftspiloten wollte diesen Job übernehmen. Wir wollten alle lieber vor der Glotze sitzen bleiben, aber beim Hölzchenziehen habe ich das kürzeste gezogen. Wenn die Jungs wüssten, dass in meinem Hubschrauber jetzt tatsächlich der berühmte…«
»Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns fliegen«, fiel Rachel dem Piloten ins Wort, »aber Sie müssen unbedingt für sich behalten, wen Sie an Bord hatten. Niemand darf erfahren, dass wir hier waren.«
»Selbstverständlich, Ma’am. So lauten auch meine Befehle.«
Der Pilot verstummte. Plötzlich begann er zu strahlen. »He, wir fliegen doch nicht etwa zur Goya !«
»Doch«, sagte Tolland und nickte zögernd.
»Phantastisch!«, rief der Pilot aus. »Entschuldigen Sie, aber ich habe das Schiff in Ihrer Sendung gesehen, ein Doppelrumpfboot! Ich war noch nie auf so einem Kahn. Hätte mir nie träumen lassen, dass ausgerechnet Ihr Dampfer der erste dieser Art für mich sein wird.«
Rachel versuchte, das Geplapper des Mannes zu ignorieren. Ihr Unbehagen über den Flug aufs Meer wuchs.
Tolland schaute sie an. »Alles in Ordnung? Sie hätten an Land bleiben können, das habe ich Ihnen gesagt.«
Das wäre auch besser gewesen, dachte Rachel, doch ihr Stolz hätte es nicht zugelassen. »Danke, aber mir geht es gut.«
»Ich werde auf Sie aufpassen«, sagte Tolland und lächelte sie an.
»Oh, das ist nett!« Rachel registrierte überrascht, dass allein schon der freundliche Tonfall seiner Stimme ihr ein sichereres Gefühl gab.
»Sie kennen die Goya vom
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