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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Verein das letzte Mal jemand nach einem Angriff durch einen Hammerhai gerettet?«
    »Das muss Jahrzehnte her sein«, sagte der Pilot achselzuckend.
    »Sehen Sie? Jahrzehnte! Kein Grund zur Sorge«, sagte Tolland zu Rachel.
    »Erst letzten Monat«, meinte der Pilot, »wurde ein Taucher…«
    »Moment mal!«, unterbrach ihn Rachel, »Sie haben von Jahrzehnten gesprochen!«
    »Ja, schon«, sagte der Pilot, »dass wir jemand gerettet haben.
    Normalerweise kommen wir immer zu spät. Die Mistviecher töten blitzschnell.«
100
    Vor dem Horizont zeichnete sich der glitzernde Umriss der Goya ab. Als der Hubschrauber nur noch ein paar hundert Meter entfernt war, konnte Tolland klar die helle Deckbeleuchtung erkennen, die seine Mitarbeiterin Xavia klugerweise angelassen hatte. Er kam sich vor wie jemand, der nach langer Autofahrt müde in die Einfahrt seines Hauses einbiegt.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es sei nur eine einzige Person an Bord«, meinte Rachel, erstaunt über all das Licht.
    »Machen Sie nicht auch ein paar Lichter an, wenn Sie allein zu Hause sind?«
    »Ein paar. Aber keine Festbeleuchtung.«
    Tolland lächelte. Trotz Rachels Versuch, einen leichten Tonfall anzuschlagen, war nicht zu übersehen, dass sie sich hier draußen unwohl fühlte. Er hätte gern vertrauensvoll den Arm um sie gelegt, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. »Die Lichter dienen der Sicherheit. Dann sieht es aus, als wäre auf dem Schiff viel los.«
    »Hast wohl Angst vor Piraten.« Corky kicherte.
    »Ach was. Die einzige wirkliche Gefahr hier draußen sind die Trottel, die mit ihrem Radar nicht vernünftig umgehen können.
    Wenn man nicht will, dass einen jemand rammt, muss man dafür sorgen, dass man gut zu sehen ist.«
    Corky schaute blinzelnd auf das hell erleuchtete Schiff hinunter. »Gut zu sehen? Der Pott sieht aus wie auf einer Silvesterkreuzfahrt! Hoffentlich bezahlt die NBC dir die Stromrechnung.«
    Der Hubschrauber verlangsamte und drehte eine Runde um den großen Lichterklecks. Der Pilot steuerte die Hubschrauberplattform auf dem Achterdeck an. Schon aus der Luft war die reißende Strömung klar zu erkennen. Die mit dem Bug gegen die Strömung verankerte Goya zerrte an der dicken Ankertrosse wie ein angekettetes Ungetüm.
    »Ist das nicht ein Frachtschiff?«, sagte der Pilot und lachte.
    Tolland nahm die Frotzelei gutmütig hin. Die Goya war »potthässlich«, wie ein Fernsehkritiker bemerkt hatte. Sie war eines der nur siebzehn Schiffe dieser wenig attraktiven Doppelrumpf-Bauart, die je eine Werft verlassen hatten.
    Das Fahrzeug bestand im Prinzip aus einer großen Plattform, die neun Meter über der Wasseroberfläche auf vier großen Trä-
    gern schwebte, die ihrerseits aus zwei Schwimmkörpern herausragten. Aus der Ferne ähnelte das Schiff einer tief liegenden Bohrinsel. Mannschaftsquartiere, Forschungslabors und die Kommandobrücke waren übereinander geschachtelt oben auf der Plattform untergebracht und vermittelten den Eindruck eines überdimensionalen schwimmenden Couchtisches mit einem Sammelsurium von gestapelten Kästchen obendrauf.
    Ungeachtet der wenig stromlinienförmigen Konstruktion war die Goya im Vergleich zu anderen Schiffen infolge der weitaus geringeren Berührungsfläche mit dem Wasser erheblich stabiler, was für einen besseren Kamerastandort sorgte, für weniger seekranke Wissenschaftler und für günstigere Arbeitsbedingungen in den Labors. Obwohl die NBC Tolland unentwegt drängte, sich ein neueres Schiff kaufen zu lassen, hatte er jedes Mal abgelehnt. Gewiss, es gab mittlerweile bessere Schiffe, sogar stabilere, aber die Goya war nun fast zehn Jahre seine Heimat gewesen – das Schiff, auf dem er sich nach Celias Tod ins Leben zurückgekämpft hatte. In manchen Nächten hörte er immer noch ihre Stimme im Wind draußen auf Deck. Falls die Geister einmal verschwanden, würde Tolland an ein anderes Schiff denken können.
    Jetzt noch nicht.
    Rachels Erleichterung beim Aufsetzen des Hubschraubers auf dem Achterdeck der Goya war nur halbherzig. Einerseits musste sie nun nicht mehr über dem Meer fliegen, andererseits lag es jetzt unmittelbar zu ihren Füßen. Sie bemühte sich, keine wackeligen Beine zu bekommen, während sie ausstieg und sich auf Deck umschaute. Es war erstaunlich beengt, besonders mit dem Hubschrauber auf dem Heck. Mittschiffs erhob sich der plumpe geschachtelte Aufbau, der die Hauptmasse des Schiffs ausmachte. »Ich weiß«, sagte Tolland, der nahe bei Rachel stand. »Im

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