Meteor
entgegen.
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Das Franklin Delano Roosevelt Memorial ist eine der größten nationalen Gedenkstätten der Vereinigten Staaten. Mit seinem Park, den Wasserspielen, den Skulpturen, den Alkoven und dem großen Becken ist es in vier unterschiedlich gestaltete Freigelände aufgeteilt, die jeweils einer der vier Amtsperioden Roosevelts entsprechen.
Anderthalb Kilometer vom Memorial entfernt schwebte ein einsamer Kiowa-Kampfhubschrauber hoch über der Stadt mit abgedunkelten Positionslichtern heran. In einer Stadt mit so viel Politprominenz und Fernsehteams wie Washington, D.C. waren Hubschrauber am Himmel so gewöhnlich wie die Tauben auf dem Platz vor der UNO. Delta-1 wusste, dass er unbeachtet bleiben würde, solange er sich außerhalb des »dome« hielt – jener scharf überwachten imaginären Kuppel im Luftraum über dem Weißen Haus. Außerdem würde seine Anwesenheit nicht von langer Dauer sein.
In einer Höhe von siebenhundert Metern verringerte der Kiowa die Fahrt und ging knapp außerhalb des in der Dunkelheit liegenden FDR Memorial in den Schwebeflug. Delta-1 überprüfte seine Position. Links neben ihm aktivierte Delta-2 das Nachtsichtgerät mit Teleskopoptik. Auf dem Monitor zeichnete sich grünlich die Zufahrt zur verlassenen Gedenkstätte ab.
Das Warten begann.
Der Anschlag würde Lärm machen. Doch es gab Leute, die konnte man nur so beseitigen, denn ungeachtet der Mordmethode zog ihr Tod eine Erschütterung der politischen Landschaft und eingehende Untersuchungen nach sich. Explosionen, Feuer und viel Qualm sahen immer nach einem Anschlag mit politischem Hintergrund aus und wiesen sofort in Richtung ausländischer Terroristen. Besonders wenn das Opfer aus den höchsten Etagen der politischen Würdenträger kam.
Die Waffe der Wahl für den heutigen Auftrag war die Hellfire, eine laserstrahlgeleitete Panzerabwehrrakete, die auch vom Boden aus abgeschossen werden konnte und deshalb nicht sofort auf die Beteiligung eines Hubschraubers hinwies. Außerdem war auf dem schwarzen Markt leicht an dieses Projektil heranzukommen, was dem Terrorismusverdacht zusätzliche Nahrung geben würde.
»Limousine«, meldete Delta-2.
Delta-1 schaute auf den Monitor. Eine unauffällige schwarze Luxuslimousine, ein typisches Dienstfahrzeug der großen Regierungsbehörden, rollte genau nach Zeitplan auf der Zufahrtsstraße heran und schaltete beim Erreichen der Gedenkstätte die Scheinwerfer auf Standlicht. Der Wagen fuhr die Parkplätze rund um das Memorial ab, bevor er schließlich neben einer Baumgruppe parkte. Delta-2 richtete das Nachtsicht-Telekop auf das linke Seitenfenster und betätigte die Scharfeinstellung. Auf dem Monitor wurde ein Gesicht erkennbar.
Delta-1 sog scharf die Luft ein.
»Ziel bestätigt«, sagte Delta-2 und wandte sich der Feuerleitkonsole zu, um den Lasermarker zu aktivieren. Er zielte. Sechshundert Meter unter ihm erschien ein kleiner roter Lichtpunkt auf dem Dach der Limousine. »Ziel markiert«, meldete er.
Delta-1 atmete tief ein. Er feuerte. Mit scharfem Zischen löste sich unter dem Rumpf des Hubschraubers ein erstaunlich leuchtschwacher Funkenschweif und schoss zur Erde. Sekundenbruchteile später explodierte die Limousine in einem blendenden Feuerball. Verbeultes Blech flog in alle Richtungen. Brennende Reifen rollten zwischen die Baumstämme.
»Ziel zerstört«, sagte Delta-1, während er den Helikopter bereits beschleunigte. »Nachricht an Einsatzleiter.«
Keine drei Kilometer entfernt war Präsident Zach Herney im Begriff, zu Bett zu gehen. Die kugelsicheren Fenster seiner Residenz waren zweieinhalb Zentimeter dick. Herney vernahm von der Explosion nicht den geringsten Laut.
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Die Flugbereitschaft des Küstenwachenbezirks Atlantic City ist auf einem abgetrennten Teil des internationalen Flughafens der Stadt untergebracht und für die Küste von New Jersey von Asbury Park bis hinunter nach Cape May zuständig.
Das Kreischen der Reifen des Fahrwerks beim Aufsetzen auf die zwischen zwei riesigen Frachthallen gelegene Landebahn riss Rachel Sexton aus dem Schlaf. Benommen und überrascht, dass sie doch noch ein Weilchen geschlafen hatte, schaute Rachel auf die Uhr.
2:13. Rachel kam es vor, als hätte sie tagelang geschlafen. Sie steckte unter einer warmen Decke aus dem Bestand des Flugzeugs, die über sie gebreitet war. Neben ihr rieb sich Michael Tolland den Schlaf aus den Augen.
Corky kam über den Mittelgang getaumelt. Er schaute Rachel und Tolland düster an. »Scheiße, ihr
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