Meteor
Fernsehen, nicht wahr?«
Rachel nickte. »Ein… interessantes Schiff.«
Tolland lachte. »Sie war damals ein ungeheuer fortschrittlicher Prototyp, aber diese Bauart hat sich nie richtig durchgesetzt.«
»Bei so etwas Bizarrem konnte man das auch nicht erwarten«, scherzte Rachel.
»Die NBC lässt nicht locker, dass ich mir ein moderneres Schiff zulege. In ein oder zwei Jahren werden sie mich weich gekocht haben, und ich gebe meine alte Goya ab.«
Tollands Stimme hatte einen melancholischen Unterton bekommen.
»Hätten Sie denn keinen Spaß an einem nagelneuen Schiff?«
»Ich weiß nicht… mit der Goya verbinden mich so viele Erinnerungen.«
Rachel lächelte sanft. »Meine Mutter hat immer gesagt, früher oder später müssen wir uns von der Vergangenheit lösen.«
Tollands Augen hielten Rachels Blick eine Zeit lang fest. »Ja, ich weiß.«
97
Mist!«, rief der Taxifahrer. »Da vorne hat’s bestimmt gekracht.« Er schaute über die Schulter zu Gabrielle. »Hier geht vorerst nichts mehr«, sagte er.
Gabrielle schaute zum Fenster hinaus. Überall stachen die Blaulichter der Rettungsfahrzeuge in die Nacht. Weiter vorn standen Polizisten und sperrten die Mall für den gesamten Verkehr.
»Muss mächtig geknallt haben«, meinte der Fahrer und deutete auf den Flammenschein in der Nähe des FDR Memorials.
Ausgerechnet jetzt, dachte Gabrielle mit einem Blick auf das Geflacker. Sie musste unbedingt zu Senator Sexton durchkommen und ihm die Geschichte mit PODS und dem kanadischen Geologen berichten. Ob der Schwindel der NASA über den Ablauf des Meteoritenfunds genügend Skandalwirkung entwickeln würde, um dem Wahlkampf des Senators neues Leben einzuhauchen? Bei den meisten anderen Politikern wahrscheinlich nicht, dachte Gabrielle, aber bei Senator Sedgewick Sexton allemal – dem Mann, der seinen Wahlkampf auf das lautstarke Ausschlachten der Fehler anderer aufgebaut hatte.
Sextons phänomenale Fähigkeit, das politische Pech seiner Gegner in moralisches Versagen umzudeuten, war Gabrielle manchmal fast schon peinlich gewesen, aber wirksam war diese mit Andeutungen und moralischer Entrüstung arbeitende Methode allemal. Sexton konnte es durchaus schaffen, aus dieser NASA-internen Lumperei genügend Kapital zu schlagen, um die ganze Behörde moralisch zu diskreditieren – und mit ihr ihren Förderer, den Präsidenten.
Die Flammen am FDR Memorial schlugen höher. Gabrielle sah die Wasserstrahlen, als die Feuerwehr sich mühte, einige in Brand geratene Bäume zu löschen. Der Taxifahrer suchte im Radio nach einem Sender, der Nachrichten brachte.
Gabrielle schloss die Augen. Wellen der Erschöpfung rollten über sie hinweg. Als sie nach Washington gekommen war, hatte sie sich eine lebenslange politische Karriere ausgemalt, die sie vielleicht sogar ins Weiße Haus tragen würde. Im Moment jedoch hatte sie die Politik bis oben hin satt – den Clinch mit Marjorie Tench, die obszönen Fotos von ihr und dem Senator, das Lügengebäude der NASA…
Die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem Autoradio berichtete etwas von einer Autobombe mit möglicherweise terroristischem Hintergrund.
Bloß raus aus dieser Stadt! dachte Gabrielle zum ersten Mal, seit sie in die Hauptstadt gekommen war.
98
Nur selten fühlte der Einsatzleiter sich abgekämpft, aber der heutige Tag war schlimm gewesen. Nichts war gelaufen wie geplant – der Einführungsschacht des Meteoriten war aufgeflogen und drohte publik zu werden, und die Liste der Opfer wurde immer länger…
Außer dem Kanadier sollte niemand sterben.
Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass der technisch schwierigste Teil des Plans sich als der problemloseste erwiesen hatte. Die vor Monaten vorgenommene Einführung des Meteoriten ins Eis hatte wie am Schnürchen geklappt. War er erst einmal vor Ort, musste man nur noch darauf warten, dass der PODS-Satellit, der riesige Gebiete um den Polarkreis nach Dichteanomalien absuchen sollte, in die Umlaufbahn geschossen wurde.
Früher oder später würden seine Bordcomputer den Meteoriten aufspüren, und die NASA hatte ihre bahnbrechende Entdeckung. Aber die verdammte Software funktionierte nicht richtig.
Als klar wurde, dass die Detektor-Software erst nach den Wahlen in Ordnung gebracht werden konnte, war der ganze schöne Plan in Gefahr. Ohne PODS gab es keinen Meteoriten. Der Einsatzleiter musste sich etwas einfallen lassen, um der NASA den Meteoriten auf anderem Wege unterzujubeln. Zu diesem Zweck hatte er den Notruf
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