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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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zwischen Organismen aus dem All und irdischen Organismen sind wissenschaftlich überhaupt kein Widerspruch. Diese Tiefseeassel bläst sozusagen ins Horn der NASA.«
    »Es sei denn, die Echtheit des Meteoriten selbst gerät ins Zwielicht.«
    Tolland nickte. »Wenn der Meteorit fragwürdig geworden ist, fällt alles in sich zusammen. Dann wird unsere Tiefseeassel vom NASA-Freund zu ihrem Sargnagel.«
    Schweigend beobachtete Rachel, wie die Blätter mit Bathynomous giganteus aus dem Drucker glitten. Sie versuchte sich einzureden, dass die ganze Sache ein gutgläubiges Versehen der NASA war, aber das war es nicht, und das wusste sie. Leute, denen in gutem Glauben ein Fehler unterläuft, schicken keine Killer los.
    Corkys nasale Stimme drang zur Tür herein. »Unmöglich! Messen Sie das verdammte Verhältnis noch einmal! Das ergibt überhaupt keinen Sinn!«
    Rachel und Tolland fuhren herum.
    Xavia kam mit einem Computerausdruck in der Hand hereingelaufen. Sie war aschfahl. »Mike, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll…« Ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich. »Das Verhältnis von Titan zu Zirkonium in eurer Probe… ich würde sagen, die NASA hat einen gewaltigen Bock geschossen. Euer Meteorit ist ein Brocken aus der Tiefsee.«
    Rachel und Tolland schauten einander an, sagten aber kein Wort. Sie wussten Bescheid. Einfach so. Sämtliche Unsicherheiten und Verdachtsmomente hatten sich zu einem Wellenberg aufgetürmt, der in diesem Moment brach.

    Tolland nickte. Er blickte betrübt. »Ja, danke, Xavia.«
    »Aber ich begreife das nicht – die Schmelzrinde, der Fundort im Eis…«
    »Wir erklären es dir auf dem Rückweg«, sagte Tolland. »Lass uns schnell von hier verschwinden.«
    Rachel sammelte eilig sämtliche Papiere und Beweisstücke zusammen. Das Material ergab ein schockierend eindeutiges Bild: Der Bodenradar-Ausdruck mit dem Einführungsschacht von unten durch den Milne-Eisschelf, Fotos einer lebenden Tiefseeassel, die aussah wie die Fossilien, Dr. Pollocks Artikel über Chondren in Tiefseegestein und schließlich die elektronenmikroskopische Untersuchung, die den extrem geringen Zirkoniumanteil in den Chondren der Probe erbracht hatte.
    Die Schlussfolgerung war eindeutig. Betrug.
    Tolland betrachtete die Papiere in Rachels Hand und seufzte.
    »Ich würde sagen, da hat Pickering seinen Beweis.«
    Rachel nickte. Sie rätselte immer noch, weshalb Pickering ihren Anruf nicht entgegengenommen hatte.
    Tolland hob einen Telefonhörer ab und hielt ihn Rachel hin.
    »Möchten Sie es von hier aus noch einmal versuchen?«
    »Nein, wir sollten machen, dass wir fortkommen. Ich werde Pickering vom Hubschrauber aus anrufen.« Rachel hatte bereits beschlossen, den Hubschrauberpiloten direkt zum NRO-Gebäude fliegen zu lassen, falls die Kontaktaufnahme mit Pickering erneut misslang. Tolland wollte wieder einhängen, zögerte jedoch und hielt sich den Hörer ans Ohr. Er runzelte die Stirn.
    »Unverständlich. Kein Signal.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Rachel, argwöhnisch geworden.

    »Seltsam«, sagte Tolland. »Direkte COMSAT-Anschlüsse fallen nie aus dem Netz…«
    Der Hubschrauberpilot kam ins Labor gestürzt. »Miss Sexton? Mr Tolland?« Er war blass.
    »Was ist los?«, rief Rachel. »Kriegen wir Besuch?«
    »Das ist es ja«, sagte der Pilot ratlos. »Ich kann es nicht sagen. Meine Sende- und Empfangsanlagen an Bord sind komplett ausgefallen.«
    Rachel stopfte die Papiere tief in eine ihrer Taschen. »Alles in den Hubschrauber!«, rief sie. »Schnell! Wir hauen ab!«
108
    Mit pochendem Herzen durchquerte Gabrielle das schummrige Büro von Senator Sexton. Der weitläufige Raum war opulent mit geschnitzten Holztäfelungen, Ölgemälden, persischen Teppichen, Ledersesseln und einem großen Mahagonischreibtisch eingerichtet. Als einzige Lichtquelle spendete Sextons Computerbildschirm ein geisterhaftes Licht.
    Senator Sexton betrieb das »digitale Büro« bis zum Exzess.
    Überquellende Aktenordner hatte er abgeschafft zu Gunsten der kompakten, überschaubaren Einfachheit seines PC, den er mit einer enormen Menge von Informationen fütterte – Gedächtnisprotokolle, eingescannte Zeitungsartikel, Reden und vieles andere. Sextons Computer war sein Allerheiligstes, zu dessen Schutz er sein Büro stets unter Verschluss hielt. Aus Furcht, Hacker könnten in seine geheiligte digitale Schatzkammer eindringen, hatte er noch nicht einmal einen Internetanschluss. Noch vor einem Jahr hätte Gabrielle niemals

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