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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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der Handybenutzer, die von einem nachrichtendienstlichen Lauschposten, falls man es auf den Anrufer abgesehen hatten, überall auf der Welt auf drei Meter genau lokalisiert werden konnten – ein kleiner Haken, den die Anbieter gern unter den Tisch fallen ließen. Nachdem die Delta Force in Kenntnis der Empfangsfrequenzen von William Pickerings Handy gelangt war, war es ein Leichtes gewesen, die Standortkoordinaten der Anruferin zu bestimmen.
    Im direkten Anflug näherte sich Delta-1 dem Ziel bis auf etwa fünfunddreißig Kilometer. »Störschirm fertig?«, fragte er Delta-2, der Radar und Waffensysteme überwachte.
    »Fertig. Erwarte Einflug in den Achtkilometerbereich.«
    Acht Kilometer, dachte Delta-1. Er musste diesen Vogel tief in die Radarerfassung seines Ziels hineinsteuern, um die Waffensysteme des Kiowa in Aktionsradius zu bringen. Er hatte keinen Zweifel, dass man an Bord der Goya nervös den Himmel überwachen würde. Angesichts der Aufgabe, das Ziel ohne jede Gelegenheit zu einem Notruf zu eliminieren, musste Delta-1 sich unbemerkt an seine Beute anschleichen.
    In vierundzwanzig Kilometer Entfernung und immer noch definitiv außerhalb der Radarerfassung schwenkte Delta-1 abrupt um fünfunddreißig Grad nach Westen. Er stieg auf neunhundert Meter – die übliche Höhe von Privatflugzeugen – und brachte den Hubschrauber auf eine Geschwindigkeit von zweihundert Stundenkilometer.
    Das Radargerät im Hubschrauber der Küstenwache piepste nur ein einziges Mal, als ein neuer Radarkontakt den Sechzehnkilometerbereich anschnitt. Aufmerksam studierte der Pilot den Bildschirm. Es schien sich um ein Privatflugzeug zu handeln, das in westlicher Richtung auf die Küste zuflog.
    Wahrscheinlich will der Pilot nach Newark.
    Auf seinem derzeitigen Kurs würde sich das Flugzeug beim Vorbeiflug zwar bis auf etwa sechseinhalb Kilometer der Goya nähern, aber der Verlauf seiner Flugroute war anscheinend rein zufällig. Dessen ungeachtet verfolgte der Pilot wachsam den blinkenden Punkt, der gemächlich auf der rechten Seite über seinen Bildschirm zog. Inzwischen hatte er in gut sechs Kilometer Entfernung den nächsten Punkt erreicht und flog erwartungsgemäß auf seinem Kurs weiter – weg von der Goya.
    6500 Meter. 6750 Meter.
    Der Pilot atmete auf und entspannte sich.
    Und dann geschah etwas sehr Merkwürdiges.

    »Störschirm steht«, rief Delta-2. Er saß auf dem Sitz vor der Waffenkonsole auf der Backbordseite des Kiowa-Kampfhubschraubers und hielt den Daumen nach oben. »Funksperre, Störgeräusch und Überwachungsimpuls aktiviert und verriegelt.«
    Delta-1 zog den Helikopter in eine scharfe Rechtskurve und brachte ihn auf direkten Kurs zur Goya. Das Kehrtmanöver würde auf dem Radarschirm nicht zu sehen sein. »Ballenweise Stanniolpapier ist ein Dreck dagegen«, rief Delta-2.
    Delta-1 gab ihm Recht. Wie man Radarsignale stören kann, hatte sich im Zweiten Weltkrieg ein kluger britischer Flieger einfallen lassen, der auf seinen Bombeneinsätzen in Stanniol gewickeltes Heu aus seinem Bomber geworfen hatte.
    Das Radar der Deutschen fing daraufhin so viele Radarechos auf, dass die Flak nicht mehr wusste, wohin sie schießen sollte. Diese Technik war seit damals grundlegend verbessert worden.
    Das in den Kiowa eingebaute Radar-Störsystem war eine der tödlichsten elektronischen Waffen der Streitkräfte. Indem über einem vorgegebenen Satz von geographischen Koordinaten ein »Schirm« elektronischer Hintergrundgeräusche gelegt wurde, konnte der Kiowa die Augen, Ohren und Stimme dieses Ziels ausschalten. Vor wenigen Augenblicken waren sämtliche Radarbildschirme an Bord der Goya mit größter Gewissheit blind geworden. Wenn die Besatzung gemerkt hatte, dass sie um Hilfe rufen musste, war es schon zu spät, weil kein Sendebetrieb mehr möglich war. Von einem Schiff aus gab es keinen Festnetzanschluss über Leitungen. Sämtliche Kommunikationssysteme arbeiteten ausschließlich mit Radio- oder Mikrowellen. Sobald der Kiowa nahe genug gekommen war, konnte kein Kommunikationssystem mehr funktionieren. Die Signale wurden von einer dichten Wolke aus elektronischem Weißrauschen zugedeckt, die der Hubschrauber wie einen blendenden Fächer von Scheinwerferstrahlen vor sich herschob.
    Von allem abgeschnitten, dachte Delta-1. Jetzt sind sie wehrlos.
    Seinen Zielpersonen war die verblüffende Flucht vom Milne-Eisschelf geglückt, aber das würde sich nicht wiederholen. Mit dem Verlassen des Festlands hatten sie eine

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