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Meteor

Meteor

Titel: Meteor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Crestliner von der starken Kreisströmung des Megaplumes fortwährend nach rechts versetzt worden.

    Du fährst wie ein Idiot im Kreis herum!
    Er hatte sich selbst ein Bein gestellt.
    Er befand sich also immer noch im Bereich des von Haifischen wimmelnden Megaplumes. Tollands bedrohliche Bemerkung über den ausgezeichneten Geruchssinn der Haie hallte in seiner Erinnerung wider. Hammerhaie riechen einen Tropfen Blut noch aus zwei Kilometer Entfernung. Corky betrachtete sein verletztes Bein, seine blutverschmierten Hände, seine blutstarrende Kleidung.
    Der Hubschrauber konnte jeden Moment über ihn herfallen.
    Corky riss sich die blutigen Klamotten vom Leib und humpelte nackt zum Heck. Er beugte sich weit über Bord und ließ sich ausgiebig vom mächtigen Strudel des Schraubenwassers bespülen – bei allem Blutdurst würden die Haie mit dem schnellen Boot nicht Schritt halten können.
    Er erhob sich und stand im Adamskostüm in der Nacht. Es gab nur noch eines zu tun. Er hatte einmal gelesen, dass Tiere ihr Revier mit Urin markierten, weil Urin der nachhaltigste Geruchsträger sei, den der Körper produziert.
    Hoffentlich riecht es stärker als Blut, dachte er. Er hievte sein verletztes Bein auf die Bordwand und versuchte auf die silberne Gamasche zu pinkeln. Komm schon! Wenn er heute Abend nur ein paar Bier getrunken hätte!
    Schließlich ging es doch. Corky pinkelte sorgfältig auf seinen Notverband; dann tränkte er mit dem Rest einen Lappen, den er sich auf den ganzen Körper klatschte. Sehr angenehm.
    Aus dem dunklen Himmel stach abrupt ein roter Laserstrahl herunter. Der schräge Strahl sah aus wie die glühende Schneide einer gigantischen Guillotine. Der Hubschrauber flog in schrä-
    gem Winkel an. Der Pilot hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass Corky in einem weitem Bogen zur Goya zurückgefahren war.
    Corky warf sich hastig in die Schwimmweste und kroch zum Heck des dahinrasenden Bootes. Auf dem blutbefleckten Bootsboden, keine anderthalb Meter von Corky entfernt, erschien ein kleiner, glühend roter Kreis.
    Es war höchste Zeit.
    Michael Tolland sah nicht, wie sein Crestliner Phantom 2100 in einem Feuerball explodierte und als qualmendes Flammenbündel durch die Luft flog. Aber er hörte die Explosion.
116
    Im Westflügel des Weißen Hauses herrschte um diese Stunde normalerweise keinerlei Betrieb, doch der unerwartete Auftritt des Präsidenten in Morgenmantel und Pantoffeln ließ die Dienst habenden Mitglieder des Stabes aus ihren Notbetten und Schlafquartieren aufschrecken.
    »Mr President, ich kann sie nicht finden«, sagte ein junger Praktikant, der Herney ins Oval Office hinterhergelaufen war. »Ich habe überall nachgeschaut. Miss Tench reagiert auch nicht auf ihren Piepser oder ihr Handy.«
    Der Präsident schaute ihn verzweifelt an. »Haben Sie schon im…«
    Ein anderer Angestellter kam herbeigelaufen. »Sir, sie hat das Haus verlassen«, rief er. »Sie hat sich vor ungefähr einer Stunde abgemeldet. Sie könnte vielleicht zum NRO gefahren sein. Eine Dame aus unserer Vermittlung sagt, sie hätte heute mehrere Male mit Pickering telefoniert.
    »Mit William Pickering !« Der Präsident war überrascht. Miss Tench und Pickering waren alles andere als ein Herz und eine Seele. »Haben Sie Pickering schon angerufen?«
    »Er meldet sich auch nicht, Sir. Die Vermittlung des NRO kann ihn nicht erreichen. Man sagt uns, Pickerings Handy gäbe nicht einmal ein Klingelzeichen. Es ist, als hätte er sich in Luft aufgelöst.«
    Herney schaute die Hilfskräfte einen Moment an, ging zur Bar und schenkte sich einen Bourbon ein. Als er das Glas an die Lippen führen wollte, stürzte ein Secret-Service-Mann herein.
    »Mr President, ich wollte Sie nicht wecken, aber Sie sollten wissen, dass es am FDR Memorial heute Nacht einen Anschlag mit einer Autobombe gegeben hat.«
    »Was?« Herney war beinahe das Glas aus der Hand gefallen.
    »Wann war das?«
    »Vor einer Stunde.« Der Mann blickte Herney besorgt an. »Das FBI hat soeben das Opfer identifiziert…«
117
    Der zerfetzte Fuß von Delta-3 war ein einziger rasender Schmerz. Er hatte das Gefühl, nur halb bei Bewusstsein zu sein, Ist das der Tod? Er war vollkommen bewegungsunfähig; nicht einmal atmen konnte er richtig. Vor seinen Augen waberten verschwommene Umrisse. Die Erinnerung setzte wieder ein, an den Schlag der Explosion des Crestliners draußen auf dem Meer, an den wilden Zorn in den Augen Tollands, der über ihm stand und ihm den

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