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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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droht keine Gefahr. Sie sind zählebig wie die Küchenschaben. Aber die Zivilisation . die muss man bewahren.«
    »Gibt es denn dort eine Zivilisation?« »Seien Sie unbesorgt. Die Atomingenieure sind unsere technische Intelligenz. Die Bedingungen sind dort sicher besser als bei uns.
    In den zwei Jahrzehnten ist Poljarnyje Sori ziemlich gewachsen. Sie haben einen Dauerfunkspruch abgegeben: ‚An alle Überlebenden.‘ Mit ihren Koordinaten. Es heißt, dass dort immer noch Leute ankommen.« »Warum habe ich nie davon gehört?«, murmelte der Musiker.
    »Nur wenige wissen davon. Von hier aus ist ihre Wellenlänge schwer reinzukriegen. Aber versuchen Sie es ruhig einmal, wenn Sie ein paar freie Jahre erübrigen können.« Homer grinste. »Codewort ‚Letzter Hafen‘.« Leonid schüttelte den Kopf. »Ich müsste es eigentlich wissen. Ich sammle solche Fälle. Ist denn dort wirklich alles friedlich abgelaufen?« »Wie soll ich sagen . Rund rum ist nichts als Schnee und Eis, und wenn es in der Nähe noch Dörfer und Kleinstädte gab, so sind diese schnell verwildert. Es ist schon vorgekommen, dass irgendwelche Barbaren angegriffen haben.
    Und natürlich auch wilde Tiere, wenn man diese so nennen kann. Aber sie hatten immer ausreichend Waffen. Rund um die Uhr Verteidigungsbereitschaft und überall Außenposten. Elektrisch geladener Stacheldraht, Wachtürme. Wie gesagt, eine Festung. Im ersten Jahrzehnt, mit noch frischem Schwung, haben sie einen Palisadenzaun hochgezogen.
    Außerdem haben sie die Umgebung erforscht. Sie kamen bis Murmansk, immerhin zweihundert Kilometer weit. Anstelle der Stadt gibt es dort nur noch einen riesigen verkohlten Trichter. Sie wollten auch eine Expedition nach Süden machen, Richtung Moskau, ich habe ihnen aber davon abgeraten. Wozu das Riskio? Sobald die Strahlung zurückgeht, können sie neue Landstriche erobern. Aber einstweilen ist bei uns nichts zu holen. Ein Friedhof, nichts weiter.«
    Homer seufzte. »Es wäre schon sehr merkwürdig«, sagte Leonid, »wenn die Menschheit, nachdem sie sich erst durch das Atom vernichtet hat, sich eben dadurch rettet.« »Sehr merkwürdig.« Der Alte blickte ihn finster an. »Es ist wie bei Prometheus, als er das Feuer stahl. Die Götter hatten ihm verboten, den Menschen das Feuer zu bringen. Aber er wollte die Menschen aus dem Schmutz herausholen, aus Dunkelheit und Kälte...«
    »Ich hab's gelesen«, unterbrach Homer giftig. »‘Die Mythen und Legenden des Alten Griechenlands‘.« »Ein prophetischer Mythos. Nicht umsonst waren die Götter dagegen. Sie wussten, wie alles enden würde.« »Aber es war das Feuer, das den Menschen zum Menschen machte.« »Sie wollen damit sagen, dass er ohne Strom wieder zum Tier wird?«
    »Ich will damit sagen, dass wir ohne Strom um zweihundert Jahre zurückgeworfen werden. Und wenn man bedenkt, dass nur einer von tausend überlebt hat und dass alles wieder aufgebaut, erschlossen und erforscht werden muss, wahrscheinlich eher um fünfhundert Jahre. Vielleicht holen wir das auch nie mehr auf. Oder sind Sie da anderer Meinung?«
    »Nein, nein«, erwiderte Leonid. »Aber geht es denn wirklich nur um den Strom?« »Worum denn sonst?« Vor Erregung warf Homer die Arme in die Luft. Der Musiker musterte ihn mit einem langen, seltsamen Blick und zuckte mit den Schultern.
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Homer hatte das Ende ihres Gesprächs als Sieg empfunden: Endlich hatte das Mädchen aufgehört, den dreisten Kerl mit den Augen zu verschlingen, und war in Gedanken versunken. Es war nicht mehr weit bis zur Station, als Leonid auf einmal sagte:
    »Na schön. Dann erzähle ich euch auch mal eine Geschichte.« Homer setzte eine erschöpfte Miene auf, nickte aber gnädig. »Auf der anderen Seite der Sportiwnaja, noch vor der zerstörten Sokolnitscheski-Brücke, zweigt angeblich eine Spur vom Haupttunnel ab und endet in einer Sackgasse. Es gibt ein Gitter dort und dahinter ein verschlossenes Sicherheitstor. Mehrfach hat man versucht, das Tor zu öffnen, aber immer ohne Erfolg. Praktisch alle Abenteurer, die sich dorthin aufmachten, kamen nie wieder zurück. Ihre Leichen hat man später an ganz anderen Orten der Metro gefunden.«
    Homer verzog das Gesicht. »Die Smaragdene Stadt?« »Es ist ja bekannt«, fuhr Leonid unbeirrt fort, »dass die Sokolnitscheski-Metrobrücke schon am ersten Tag eingestürzt ist. Das heißt, dass alle Stationen dahinter von der Metro abgeschnitten sind. Allgemein geht man davon aus, dass auf der

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