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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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ihn niedergestochen hatte, trat ängstlich zurück. Doch dann riss er sich die Gasmaske vom Gesicht und schrie über die ganze Station hinweg: »Brüder!Hört auf mit der Quälerei!Lasst sie frei!Sie werden sowieso verrecken!Und wir auch!Sind wir etwa keine Menschen?«
    »Wagt es bloß nicht.«, zischte der Kommandeur, noch immer auf den Knien.
    Die Gewehrschützen begannen laut zu diskutieren. An einer Stelle rissen sie bereits die Gitter von den Waggontüren, dann an einer anderen. Plötzlich feuerte einer der Soldaten dem Anstifter mitten ins Gesicht, so dass dieser sich rückwärts überschlug und reglos neben den anderen Leichen liegen blieb. Doch es war zu spät: Mit Triumphgeheul strömten die Kranken aus dem Zug heraus, liefen ungelenk auf ihren dicken Beinen fort, rissen den unschlüssigen Wachleuten die Gewehre aus den Händen und verschwanden in die verschiedensten Richtungen. Auch ihre Bewacher begannen sich nun zu bewegen: Ein paar von ihnen gaben vereinzelt Schüsse auf die Kranken ab, andere dagegen mischten sich bereits unter sie und liefen mit ihnen auf die Tunnel zu - die einen nach Norden, Richtung Serpuchowskaja, die anderen nach Süden, Richtung Nagatinskaja.
    Artjom stand noch immer stocksteif da und starrte den Kommandeur verständnislos an. Der wollte einfach nicht sterben. Zuerst kroch er auf allen vieren vorwärts, dann stand er auf und lief stolpernd los. Offenbar hatte er ein ganz bestimmtes Ziel. »Ihr werdet euch noch wundern«, murmelte er. »So einfach überrumpelt ihr mich nicht.«
    Sein fahriger Blick blieb an Artjom hängen. Erst sah er ihn an, als ob er ihn nicht wiedererkennen würde, dann blaffte er ihn im gewohnten Befehlston an: »Popow!Bring mich in den Funkraum!Am nördlichen Posten müssen die Wachleute unbedingt das Tor schließen.«
    Der Kommandeur stützte sich auf Artjoms Schulter, und so humpelten sie schwerfällig an dem jetzt leeren Zug vorbei, vorbei an kämpfenden Menschen und an Bergen von Müll, bis sie endlich im Funkraum ankamen, wo das Telefon stand. Die Wunde des Kommandeurs schien nicht lebensgefährlich zu sein, doch hatte er viel Blut verloren. So verließen ihn nun die Kräfte, und er sank ohnmächtig zusammen.
    Artjom schob den Tisch vor die Tür, nahm das Mikrofon der internen Leitung und wählte die Nummer der nördlichen Wache. Der Apparat klickte, dann kam ein rasselnder Laut, wie wenn jemand angestrengt atmete, und schließlich
    - entsetzliches Schweigen. Es war also zu spät. Diesen Weg würde er nicht mehr abschneiden können. Aber die Dobryninskaja, die musste er doch wenigstens warnen!Er stürzte zum Telefon, drückte auf einen der beiden Knöpfe, wartete ein paar Sekunden .
    Gott sei dank, der Apparat funktionierte noch!Zuerst hörte er im Hörer nur das Echo flüstern, dann eine Art Zirpen, dann endlich kamen die Ruftöne. Eins . zwei . drei . vier . fünf . sechs .
    Herrgott, bitte lass sie antworten!Wenn sie noch leben, wenn sie noch nicht infiziert sind, lass sie antworten, damit sie eine Chance bekommen. Lass jemanden abheben, bevor die Kranken die Stationsgrenze dort erreichen. Artjom hätte seine Seele dafür verkauft, wenn am anderen Ende des Kabels nur jemand den Hörer abhob.
    Da geschah das Unmögliche. Der siebte Rufton brach in der Mitte ab, ein Krächzen war zu hören, im Hintergrund erregte Wortfetzen, und dann durchschnitt eine atemlose, gebrochene Stimme das Rauschen. »Dobryninskaja hier!«
    Die Zelle war in Halbdunkel getaucht, doch Homer genügte selbst das wenige Licht, um zu erkennen: Die Silhouette dieses Häftlings war zu schwächlich und leblos, um die des Brigadiers zu sein. Es schien, als säße hinter dem Gitter eine Strohpuppe, willenlos, in sich zusammengesackt. Wahrscheinlich war es einer der Wachleute - tot.
    Doch wo war Hunter. »Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr«, ertönte eine hohle, dumpfe Stimme hinter ihnen. »Da drin war es mir zu eng.«
    Melnik wirbelte in seinem Rollstuhl so schnell herum, dass Homer gar nicht hinterherkam. Mitten im Durchgang zur Station stand der Brigadier. Seine Arme waren eng verschränkt, als ob der eine dem anderen misstraute und sich fürchtete, ihn freizugeben. Er zeigte ihnen seine entstellte Gesichtshälfte.
    Melniks Wange zuckte. »Bist du das?« »Noch.« Hunter räusperte sich seltsam. Hätte Homer nicht gewusst, dass das unmöglich war, er hätte dieses Geräusch als eine Art Lachen interpretiert.
    »Was ist mit dir? Mit deinem Gesicht?« Sicher wollte Melnik ihn

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