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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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ich nicht.« »Aber warum wollen die anderen Bewohner der Smaragdenen Stadt uns nicht helfen? Und du, warum willst du nicht zugeben, dass du genau das tust?« Leonid schwieg, bis sie endlich an der Sportiwnaja ankamen. Die Station war genauso kränklich und blass, übertrieben feierlich und trostlos wie die anderen. Und diese hier war dazu noch niedrig, eng und beschwerlich wie ein Kopfverband. Es roch nach Rauch, Armut und Stolz. Ein Beschatter heftete sich sogleich an ihre Fersen. Wo immer sie auch hingingen, er folgte ihnen in exakt zehn Schritten Entfernung.
    Das Mädchen drängte weiter, doch der Musiker hielt sie zurück. »Jetzt nicht. Wir müssen warten.« Er fand einen Platz auf einer steinernen Bank und klappte die Schlösser seines Flötenkastens auf. »Warum?« »Das Tor lässt sich nur zu einer bestimmten Zeit öffnen.« »Wann?« Saschas Blick fiel auf das Zifferblatt der Stationsuhr. Wenn die stimmte, hatte sie nur noch zwölf Stunden. »Ich sag's dir rechtzeitig.«
    »Du zögerst schon wieder alles hinaus!« Sie starrte ihn an und entfernte sich von ihm. »Mal versprichst du, dass du mir hilfst, und dann versuchst du mich wieder aufzuhalten!« »Ja.« Er holte tief Luft und blickte ihr in die Augen. »Ich will dich aufhalten.« »Warum? Weshalb?« »Ich spiele nicht mit dir. Glaub mir, zum Spielen hätte ich schon jemanden gefunden, ich bekomme nicht so schnell einen Korb. Ich glaube, ich bin verliebt. Mein Gott, wie banal das klingt .«
    »Das glaubst du doch nie im Leben!Du sagst es nur, das ist alles.« Seine Stimme war immer noch todernst. »Es gibt eine Methode, wie man Liebe von Spiel unterscheiden kann.« »Wenn du betrügst, um jemanden zu kriegen, dann ist das Liebe?«
    »Ein Spiel lässt sich immer neu an die Umstände anpassen. Liebe aber macht dein ganzes bisheriges Leben kaputt. Wahrer Liebe sind die Umstände völlig gleichgültig.« »Damit hab ich kein Problem. Ich habe nie ein Leben gehabt. Führ mich jetzt zum Tor.«
    Leonid sah das Mädchen aus schweren Augen an, lehnte sich gegen die Säule und verschränkte die Arme vor der Brust. Mehrmals holte er Luft, als wollte er Sascha eine Abfuhr erteilen, doch dann atmete er immer wieder aus, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich sank er in sich zusammen und gestand düster: »Ich kann nicht mit dir gehen. Sie lassen mich nicht zurück.«
    »Was heißt das?« »Ich kann nicht in die Arche zurückkehren. Man hat mich von dort verbannt.« »Verbannt? Weswegen?«
    »Wegen einer bestimmten Sache.« Er wandte sich ab und sprach nun ganz leise, und obwohl Sascha nur einen Schritt von ihm entfernt stand, verstand sie nicht alles. »Es . war eine persönliche Geschichte. Mit einem Bibliotheksaufseher. Er erniedrigte mich vor Zeugen . In derselben Nacht betrank ich mich und zündete die Bibliothek an. Der Aufseher verbrannte mit seiner ganzen Familie. Leider haben sie bei uns die Todesstrafe abgeschafft -ich hätte sie nämlich verdient gehabt. Stattdessen haben sie mich verbannt.
    Lebenslänglich. Es gibt für mich kein Zurück.« Sascha ballte die Fäuste. »Warum hast du mich dann hierhergeführt? Warum musstest du auch noch meine Zeit verbrennen?«
    »Du könntest versuchen, bei ihnen zu läuten«, murmelte Leonid. »In einem Seitentunnel, zwanzig Meter vom Tor entfernt, gibt es eine Markierung mit weißer Farbe. Genau darunter, auf der Höhe des Bodens, befindet sich ein Gummideckel, und darunter ein Klingelknopf. Du musst dreimal kurz, dreimal lang und dreimal kurz klingeln - das ist das Erkennungssignal für zurückkehrende Beobachter .«
    Leonid half Sascha, die drei Wachposten zu passieren, dann ging er wieder zur Station zurück. Zum Abschied versuchte er ihr ein altes Sturmgewehr in die Hand zu drücken, das er irgendwo aufgetrieben hatte, doch Sascha wollte es nicht. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz - das war alles, was sie jetzt brauchte. Und eine Lampe.
    Der Tunnel hinter der Sportiwnaja machte zu Beginn einen düsteren, stillen Eindruck. Sie galt als die letzte bewohnte Station der Linie, und so erinnerte jeder Posten, an dem sie Leonid vorbeiführte, immer mehr an eine kleine Festung. Sascha hatte jedoch nicht die geringste Angst. Sie dachte jetzt nur noch an eines: Schon bald würde sie an der Schwelle zur Smaragdenen Stadt stehen.
    Und wenn die Stadt gar nicht existierte, brauchte sie erst recht keine Angst mehr zu haben. Der Seitentunnel lag genau dort, wo Leonid gesagt hatte.
    Ein beschädigtes Gitter trennte ihn ab, in

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