Metro 2034
eigentlich etwas ganz anderes fragen. Mit einer Handbewegung hieß er die Sicherheitsleute, sich zu entfernen. Homer durfte bleiben. »Du bist auch nicht gerade in Bestform.« Der Brigadier räusperte sich erneut. »Nichts Besonderes.« Melnik verzog das Gesicht. »Schade nur, dass ich dich nicht umarmen kann. Hol's der Teufel . Wie lange wir dich gesucht haben!«
»Ich weiß. Ich musste eine Zeit lang allein sein«, sagte Hunter in seiner typischen, stakkatohaften Art. »Ich . wollte nicht zu den Menschen zurück. Wollte für immer verschwinden. Aber dann bekam ich Angst.« »Was ist damals passiert, mit den Schwarzen? Hast du das von ihnen?« Melnik deutete mit dem Kopf auf die violetten Narben in Hunters Gesicht. »Nichts ist passiert. Es ist mir nicht gelungen, sie zu vernichten.« Der Brigadier berührte die Schramme. »Ich konnte es nicht. Sie . haben mich gebrochen.«
»Du hast damals recht gehabt«, sagte Melnik auf einmal mit unerwarteter Heftigkeit. »Verzeih mir!Zu Anfang habe ich es nicht für wichtig gehalten und dir nicht geglaubt. Wir hatten damals. Nun, du weißt selbst. Aber wir haben sie gefunden und komplett ausgeräuchert. Wir dachten, du lebst nicht mehr. Und dass sie dich. Deswegen habe ich sie für dich. Alle bis zum letzten!«
»Ich weiß«, erwiderte Hunter heiser. Es fiel ihm sichtlich schwer, darüber zu reden. »Sie wussten, dass es dazu kommen würde wegen mir. Sie wussten alles. Sie konnten die Menschen sehen, das Schicksal jedes einzelnen. Wenn du wüsstest, gegen wen wir damals die Hand erhoben haben!
Damals hat er uns noch ein letztes Mal zugelächelt. Er hatte sie geschickt, um uns noch eine Chance zu geben. Und wir . Ich habe sie verurteilt, und ihr habt es vollstreckt. Denn so sind wir. Die wahren Ungeheuer.« »Was redest du da?«
»Als ich zu ihnen kam, haben sie mir mich selbst gezeigt.
Ich blickte damals wie in einen Spiegel und sah alles, wie es ist. Ich begriff alles über mich. Über die Menschen. Warum uns das alles passiert ist.« »Wovon sprichst du?« Melnik starrte seinen Kameraden besorgt an und blickte dann hastig zur Tür. Bereute er, dass er die Wachleute weggeschickt hatte?
»Ich sag es dir - ich habe mich selbst mit ihren Augen gesehen, wie in einem Spiegel. Nicht von außen, sondern mein Innerstes, das, was sich hinter dem Schutzschirm verbirgt . Sie haben es hervorgelockt, in den Spiegel, um es mir zu zeigen. Das Monster. Den Menschenfresser. Einen Menschen habe ich da jedenfalls nicht gesehen. Und ich habe mich vor mir selbst gefürchtet. Ich hatte mich selbst belogen . Mir gesagt, dass ich da bin, um die Menschen zu beschützen, sie zu retten. Alles gelogen!Wie ein hungriges Tier bin ich allen an die Kehle gegangen. Noch schlimmer.
Der Spiegel verschwand, aber es . das da . blieb zurück. Es war erwacht und kam nicht mehr zur Ruhe. Sie dachten, ich würde mich danach umbringen. Und ja: Wozu sollte ich noch leben? Doch ich tat es nicht. Ich musste kämpfen. Zuerst allein, damit es niemand sieht. Weit weg von den Menschen. Ich dachte, ich kann mich selbst bestrafen, damit sie es nicht tun. Ich dachte, ich verjage es durch Schmerzen .«
Der Brigadier berührte seine Narben. »Aber dann begriff ich, dass ich es allein nicht besiegen würde. Immer wieder vergaß ich mich. Also kehrte ich zurück.« »Gehirnwäsche«, sagte Melnik. »Das ist es, was sie mit dir gemacht haben.«
»Egal!Es ist schon wieder vorbei.« Hunter nahm die Hand von seinem Gesicht, und seine Stimme veränderte sich: Nun klang sie wieder dumpf und leblos. »Zumindest fast. Die Geschichte ist lange her. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir sind jetzt allein. Wir müssen uns durchkämpfen. Aber deswegen bin ich nicht hier. An der Tulskaja ist eine Epidemie ausgebrochen. Sie könnte auf die Sewastopolskaja und auf den Ring übergreifen. Das Luftfieber.
Dasselbe wie damals. Tödlich.« Melnik blickte ihn misstrauisch an. »Niemand hat mir etwas davon berichtet.« »Niemand hat niemandem etwas berichtet. Sie sind zu feige. Deshalb lügen sie. Und verheimlichen es. Sie begreifen nicht, was sie damit anrichten.« Melnik rollte näher an den Brigadier heran. »Was willst du von mir?« »Das weißt du selbst. Die Gefahr muss beseitigt werden. Gib mir eine Marke. Gib mir Männer. Flammenwerfer. Wir müssen die Tulskaja sperren und säubern. Falls nötig, auch die Serpuchowskaja und die Sewastopolskaja. Ich hoffe, dass es noch nicht weiter gekommen ist.«
»Drei Stationen einfach so
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