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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schmutzig und brodelnd, unendlich vielfältig und gerade deshalb so magisch und wunderbar - damit dieses menschliche Leben weiterging.
    Während er dies dachte, schien jemand in seinem Rücken an einem riesigen Aufziehschlüssel zu drehen, so dass er immer noch einen weiteren Schritt machte, und dann noch einen und noch einen. So bewegte er sich - allen Umständen zum Trotz - immer weiter fort.
    Und dann war es plötzlich vorbei. Sie fielen in einen langen, ringförmigen Korridor, dessen Innenwand mit Marmor verkleidet war, so dass Artjom sich gleich wie zu Hause fühlte. Die Außenwand dagegen ...
    Hinter der völlig durchsichtigen Außenwand begann der Himmel, und irgendwo weit, weit unten lagen winzige Häuschen verstreut, Straßen schnitten die Stadt in Bezirke, Parks und riesige Bombentrichter erschienen wie schwarze Flecken, und auch die Quader unversehrt gebliebener Hochhäuser waren zu erkennen.
    Von hier überblickte man die gesamte Stadt, deren graue Masse bis an den dunklen Horizont reichte. Artjom sank zu Boden, lehnte sich an die Wand und betrachtete lange, ganz lange Moskau und den sich rosa färbenden Himmel.
    »Artjom!« Ulman schüttelte ihn an der Schulter. »Steh auf. Hilf mir lieber mal.«
    Der Kämpfer reichte ihm eine große Drahtrolle. Artjom blickte ihn verständnislos an, worauf Ulman auf die Sechs-Meter-Antenne deutete, die inzwischen bereits gekrümmt auf dem Boden lag, und sagte: »Das Scheißding fängt nichts ein. Wir versuchen es jetzt mit einem Rahmen. Da drüben ist die Tür zum technischen Balkon. Der ist ein Stockwerk tiefer. Der Ausgang ist genau auf der Seite vom Botanischen Garten. Ich bleibe hier beim Funkgerät. Ihr beide geht raus, Paschka wickelt die Antenne aus, und du sicherst ihn ab. Beeilt euch, es wird bald hell.«
    Artjom nickte. Jetzt wusste er wieder, warum er hier war, und das gab ihm Auftrieb. Erneut drehte sich der unsichtbare Schlüssel in seinem Rücken - und die Feder war gespannt. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Er nahm die Drahtrolle und ging zur Balkontür.
    Diese ließ sich nicht öffnen - Ulman musste erst ein paar Schuss darauf abgeben, bis das durchlöcherte Glas zersprang. Sogleich erfasste sie eine mächtige Bö und hätte sie beinahe umgerissen. Dann trat Artjom auf den Balkon, der von einem mannshohen Gitter umgeben war.
    Pawel gab ihm einen Feldstecher und deutete nach unten. »Da, schau sie dir an.«
    Das Fernglas vor Augen, fuhr Artjom lange mit seinem Blick über die Stadt, bis ihn Pawel an die richtige Stelle lenkte.
    Der Botanische Garten und die WDNCh waren zu einem dunklen, undurchdringlichen Dickicht zusammengewachsen, aus dem die abgeblätterten, ehemals weißen Kuppeln und Dächer der Ausstellungshallen hervorragten. Zwei Lichtungen gab es in diesem Urwald: einen engen Pfad zwischen den größten Pavillons des Ausstellungsgeländes - »die Hauptallee«, flüsterte Pawel ehrfürchtig - und dann noch etwas anderes ...
    Mitten im Park des Botanischen Gartens hatte sich eine riesige Kahlfläche gebildet, als wären die Bäume angewidert einem ungeheueren Geschwür gewichen. Es war ein seltsamer und zugleich abstoßender Anblick: eine riesige Stadt, aber auch ein gigantisches, Leben spendendes Organ, das pulsierte und zuckte und sich über einige Quadratkilometer hin ausbreitete.
    Der Himmel hatte nun schon eine morgendliche Färbung angenommen, so dass diese unheimliche Geschwulst immer besser sichtbar wurde: eine mit feinen Äderchen überzogene, lebendige Haut, aus deren kloakenartigen Ausgängen winzige schwarze Gestalten hervorkrochen und sogleich geschäftig umherliefen wie Ameisen ... Ja, wie Ameisen, denn dieses Zwitterding aus Stadt und Uterus erinnerte Artjom an einen riesigen Ameisenhaufen. Eine der Ameisenstraßen - er konnte das jetzt gut sehen - führte zu einem abseits stehenden weißen, runden Gebäude, das exakt so aussah wie der Eingang zur Station WDNCh. Die schwarzen Gestalten liefen bis zu den Türen, dann verschwanden sie. Den weiteren Weg kannte Artjom nur allzu gut.
    Sie befanden sich also tatsächlich in nächster Nähe, waren nicht von weither gekommen. Das bedeutete, dass sie sie wirklich vernichten konnten ... einfach vernichten! Artjom seufzte erleichtert. Zwar kam ihm der schwarze Tunnel aus seinen Träumen wieder in den Sinn, doch er schüttelte den Kopf und begann den Draht auszurollen.
    Der Balkon führte einmal um den Turm herum, aber das vierzig Meter lange Kabel war zu kurz, um es zu einem Kreis zu

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