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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versetzen. Manches ist mir jedoch verborgen, so etwa kann ich noch nicht sehen, wie deine Reise enden wird, und überhaupt ist deine Zukunft mir ein Rätsel. Es ist ein Gefühl, als ob man in trübes Wasser blickt und nichts erkennen kann. Aber wenn ich versuche, mit meinem Blick zu erfassen, was in diesem Tunnel vor sich geht, die Natur dieses Ortes hier zu begreifen, blicke ich in tiefstes Schwarz, und der Strahl meiner Gedanken kehrt aus der absoluten Finsternis dieses Tunnels nicht zurück. Deswegen nenne ich ihn Schwarzes Loch, wenn ich mit mir selbst spreche. Mehr kann ich dir nicht darüber sagen.« Wieder verstummte Khan, doch einige Augenblicke später fügte er plötzlich hinzu: »Und deswegen bin ich hier.«
    »Das heißt, Sie wissen nicht, warum der Tunnel manchmal völlig ungefährlich ist und dann wieder die Menschen, die ihn durchqueren, einfach verschluckt? Und warum es immer einsame Wanderer trifft?«
    »Ich weiß darüber nicht mehr als du, obwohl ich nun schon das dritte Jahr versuche, diese Geheimnisse zu entschlüsseln. Vergeblich.«
    Das Echo trug ihre Schritte weit hinaus. Die Luft hier war irgendwie durchsichtig, es atmete sich erstaunlich leicht, und die Dunkelheit machte einen weniger furchterregenden Eindruck. Nicht einmal Khans Worte machten Artjom misstrauisch oder besorgt, so dass er zu der Überzeugung kam, der Grund für die düstere Stimmung seines Begleiters wären nicht die Geheimnisse und Gefahren dieses Tunnels, sondern die Ergebnislosigkeit seiner Suche. Khans Besorgnis erschien Artjom übertrieben, ja geradezu lächerlich. Diese Strecke war doch völlig ungefährlich, sie verlief geradeaus, und der Tunnel war leer. In Artjoms Kopf begann eine muntere Melodie zu erklingen. Ohne sein Zutun schien sie sich auch äußerlich bemerkbar zu machen, denn Khan blickte ihn plötzlich spöttisch an und fragte: »Na, so frohgemut? Toll geht's uns hier, was? Ruhig ist es und sauber, stimmt's?«
    »Mhm«, stimmte Artjom fröhlich zu. Er fühlte sich ganz leicht und frei, weil Khan seine Stimmung nachvollzogen hatte und sich nun selbst davon erfassen ließ. Weil er nun ebenfalls lächelte und nicht mehr mürrisch dreinblickte in schweren Gedanken. Weil er nun auch an den Tunnel glaubte.
    Khan ergriff Artjom sanft am Handgelenk. »Schließ die Augen, ich nehme dich an der Hand, damit du nicht stolperst. Siehst du etwas?«
    Artjom kniff gehorsam die Lider zusammen und erwiderte enttäuscht: »Nein, nichts. Nur das Licht der Taschenlampen sehe ich flackern.« Doch plötzlich schrie er leise auf.
    »So, jetzt hat es dich gepackt«, bemerkte Khan befriedigt. »Schön, nicht wahr?«
    »Überwältigend ... Es ist wie damals. Keine Decke, und alles so blau ... Mein Gott, wie schön das alles ist. Und die Luft, so frisch!«
    »Das ist der Himmel, mein Freund. Interessant, nicht? Viele von denen, die hier die Augen schließen und sich entspannen, sehen ihn. Das ist natürlich seltsam, keine Frage. Sogar die, die noch nie an der Oberfläche waren. Ein Gefühl, als wäre man oben. Und zwar bevor ...«
    »Und Sie? Sehen Sie es auch?«, fragte Artjom selig. Er wagte nicht, die Augen zu öffnen.
    »Nein. Fast jeder kann es sehen, nur ich nicht. Ich sehe nur eine dichte, fast schon blendende Schwärze um den Tunnel herum, wenn du verstehst, was ich meine. Schwärze oben, unten, an den Seiten, und nur ein winziger Lichtstrahl zieht sich durch den Tunnel - der Lichtstrahl, an dem wir uns festhalten, wenn wir durch das Labyrinth gehen. Vielleicht bin ich blind. Aber vielleicht sind es auch alle anderen. Na gut, mach die Augen auf, ich will nicht bis Kitai-gorod deinen Blindenhund spielen.« Khan ließ Artjoms Handgelenk los.
    Artjom versuchte mit zusammengekniffenen Augen weiter zu gehen, doch er stolperte über eine Schwelle und wäre beinahe mit seinem Gepäck zu Boden gestürzt. Unwillig hob er die Lider und ging noch eine ganze Weile schweigend und dümmlich lächelnd weiter. Schließlich fragte er: »Was war das?«
    »Fantasien«, erwiderte Khan. »Träume. Stimmungen. Alles zusammen. Aber es wechselt häufig. Es sind nicht deine Stimmungen und Träume. Wir sind viele, also wird einstweilen nichts passieren, doch diese Stimmung kann jeden Moment umschlagen. Du wirst es schon noch erleben. Schau, dort ist schon die Turgenewskaja. Das ging aber schnell. Allerdings dürfen wir keinesfalls dort halt machen, nicht einmal für eine kurze Rast. Die Leute werden sicher um eine Verschnaufpause bitten, aber sie

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