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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Worten hievte Khan sich seinen enormen Reisesack auf den Rücken. Das Feuer erlosch, und dichte, beinahe spürbare Finsternis stürzte von allen Seiten auf sie ein. Artjom holte die Taschenlampe, Khans Geschenk, aus der Tasche und drückte auf den Griff. Im Inneren begann etwas zu surren, die Glühbirne erwachte zum Leben. Sie verströmte ein ungleichmäßiges, flackerndes Licht.
    »Drück weiter«, ermunterte ihn Khan. »Das geht noch besser.«
    Als sie die anderen erreichten, hatten diese bereits allen Glauben an Khans Wahrheit verloren. Wieder trat der bärtige Kraftprotz nach vorne, der zuvor die eigenwillige medizinische Untersuchung vorgenommen hatte. »Hör mal, Bruder«, wandte er sich salopp an Khan.
    Artjom musste nicht einmal hinsehen, um zu merken, wie sich die Atmosphäre um Khan herum gleichsam elektrisch auflud. Offenbar trieb ihn jegliche Kumpanei zur Weißglut. Von allen Menschen, die Artjom bisher kennengelernt hatte, wollte er Khan am wenigsten wütend erleben.
    »Wir haben uns beraten«, sagte der Bärtige, »und finden, dass du völligen Nonsens redest. Mir zum Beispiel passt es überhaupt nicht, Richtung Kitai-gorod zu gehen. Und auch die Jungs sind dagegen. Stimmt's, Semjonytsch?« Er drehte sich zur Menge um und suchte nach Zustimmung. Jemand nickte, allerdings ziemlich scheu. »Wir wollten eigentlich zum Prospekt Mira, zur Hanse, solange dort in den Tunneln noch alles normal ist. Also werden wir noch etwas warten und dann weiterziehen. Uns wird hier nichts passieren. Seine Sachen haben wir verbrannt, und erzähl uns keine Märchen wegen der Luft, es ist ja keine Lungenpest. Und wenn wir uns schon angesteckt haben, können wir sowieso nichts machen. Die Infektion in der Metro zu verbreiten, ist verboten. Aber wahrscheinlich gibt es gar keine Infektion, also mach dich vom Acker mit deinen Vorschlägen!«
    Dieser heftige Widerstand brachte Artjom kurzzeitig aus dem Konzept. Doch als er seinen Begleiter anblickte, begriff er, dass der Bärtige schon bald bitter würde büßen müssen: In Khans Augen glomm wieder jenes orangefarbene Höllenfeuer. Eine derart animalische Wut und Kraft ging von ihm aus, dass auch Artjom plötzlich zu zittern begann, ihm die Haare zu Berge standen - und er selbst die Zähne zeigen und losbrüllen wollte.
    »Warum bist du dann so grob zu ihm gewesen, wenn er gar nicht infiziert war?«, fragte Khan schmeichelnd, mit betont weicher Stimme.
    »Als vorbeugende Maßnahme.«
    »Nein, mein Freund, das hatte mit Medizin nichts zu tun. Eher mit Ganoventum. Mit welchem Recht hast du ihn so behandelt?«
    »Nenn mich gefälligst nicht >Freund<, verstanden? Mit welchem Recht? Dem Recht des Stärkeren! Schon mal gehört? Und du mach jetzt mal halblang, sonst pusten wir dich und deinen Rotzlöffel gleich weg. Als vorbeugende Maßnahme. Kapiert?« Mit der Bewegung, die Artjom bereits kannte, knöpfte der Bärtige seine Weste auf und legte seine Hand aufs Halfter.
    Diesmal gelang es Khan nicht rechtzeitig, Artjom aufzuhalten. Noch ehe der Bärtige sein Halfter aufgeknöpft hatte, blickte er schon in den Lauf eines Sturmgewehrs. Artjom atmete schwer, er hörte sein Herz klopfen, in seinen Schläfen pochte das Blut, sein Kopf schwirrte vor sinnlosen Gedanken. Nur eines begriff er: Wenn der Bärtige noch ein Wort sagte oder seine Hand sich auf den Griff der Pistole legte - er würde sofort abdrücken. Artjom hatte nicht die Absicht, vor die Hunde zu gehen wie der Hagere von vorhin. Er würde es nicht zulassen, dass ihn das Rudel zerriss.
    Der Bärtige erstarrte mitten in der Bewegung und blitzte wütend mit seinen dunklen Augen. Und dann geschah etwas Unbegreifliches. Khan, der bis dahin unbeteiligt daneben gestanden hatte, machte einen großen Schritt nach vorne, so dass er direkt vor dem Gesicht seines Kontrahenten stand, blickte ihm in die Augen und sagte leise: »Lass es sein. Du gehorchst mir. Oder du stirbst.«
    Der bedrohliche Blick des Bärtigen trübte sich, seine Arme fielen kraftlos wie Zöpfe zu beiden Seiten herab. Dies vollzog sich so unnatürlich, dass Artjom keinen Augenblick zweifelte: Wenn etwas auf den Mann gewirkt hatte, so nicht sein Gewehr, sondern Khans Worte.
    »Sprich nie vom Recht des Stärkeren. Du bist zu schwach dafür«, sagte Khan und kehrte zu Artjom zurück, der sich wunderte, dass Khan nicht einmal versucht hatte, seinen Feind zu entwaffnen.
    Der Bärtige stand reglos da und blickte sich verwirrt nach allen Seiten um. Das Gerede verstummte - die Leute

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