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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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atmete aus und drückte ab. Eine kurze Salve knatterte los, und das Tier sackte lautlos zur Seite. Blitzartig rannten die anderen auseinander, und einen Augenblick später war die Straße leer. Artjom beschloss, eine Weile zu warten und später nachzusehen, ob der Tod ihres Artgenossen die anderen tatsächlich verjagt hatte.
    In jedem Fall blieb ihm etwas Zeit, die Wohnung zu untersuchen.
    Obwohl die Fenster wie im gesamten Haus schon seit langem zerbrochen waren, waren die Möbel und überhaupt die gesamte Einrichtung erstaunlich gut erhalten. Auf dem Boden lagen kleine Klümpchen, die ihn an das Rattengift erinnerten, das an der WDNCh verwendet wurde. Womöglich war es das auch, denn Artjom entdeckte in den Zimmern nicht eine einzige Ratte. Je länger er durch die Wohnung ging, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass die Bewohner genügend Zeit gehabt hatten, sie geordnet zu verlassen. Sie hatten alles sorgsam konserviert, um vielleicht eines Tages wieder zurückzukehren. Die Zimmer waren in perfekter Ordnung, in der Küche hatte man keinerlei Lebensmittel zurückgelassen, die Nagetiere oder Insekten hätten anlocken können, und ein Großteil der Möbel war in Plastik eingehüllt.
    Während er von einem Zimmer ins andere ging, versuchte Artjom sich den Alltag der Bewohner vorzustellen. Wie viele Menschen hatten hier gelebt? Um wie viel Uhr waren sie aufgestanden, von der Arbeit zurückgekommen, hatten zu Abend gegessen? Wer hatte am Kopfende des Tisches gesessen? Von vielen Ritualen und Gegenständen der damaligen Zeit hatte er nur in Büchern gelesen. Jetzt, da er zum ersten Mal eine echte Wohnung sah, musste er sich eingestehen, dass er sich ein völlig falsches Bild gemacht hatte.
    Er hob die halb transparente Plastikfolie vor dem Bücherregal an. Neben einigen Kriminalromanen, die er von den Büchertischen in der Metro kannte, gab es dort auch bunte Kinderbücher. Eines davon fasste er am Rücken und zog es vorsichtig heraus. Als er die mit fröhlichen Tierbildern illustrierten Seiten durchblätterte, fiel aus dem Buch ein festes Stück Papier heraus. Artjom bückte sich und hob es auf: Es war ein verblasstes Foto einer lächelnden Frau, die einen kleinen Jungen auf dem Arm hatte.
    Artjom erstarrte, und sein Herz, das eben noch gleichmäßig das Blut durch den Körper gepumpt hatte, schlug jetzt wie wild. Er verspürte das dringende Verlangen, die enge Gasmaske abzusetzen, um frische Luft zu schnappen. Vorsichtig - als fürchte er, dass das Bild zu Staub zerfallen könnte, wenn er es berührte - hielt er es näher an das Gesicht.
    Die Frau war vielleicht dreißig Jahre alt, der Junge auf ihrem Arm höchstens zwei. Er hatte eine lustige Mütze auf, so dass Artjom sich nicht sicher war, ob es sich tatsächlich um einen Jungen oder nicht vielleicht doch um ein Mädchen handelte. Das Kind blickte direkt in die Kamera. Dabei kam es ihm erstaunlich ernst und erwachsen vor. Als Artjom das Foto umdrehte, verschwamm ihm alles vor den Augen. Auf die Rückseite hatte jemand mit blauem Kugelschreiber geschrieben: »Artjomka, 2 Jahre und 5 Monate«.
    Es war, als hätte man einen Stab aus ihm herausgezogen. Seine Knie wurden weich, er musste sich auf den Boden setzen.
    Er hielt das Foto ins Mondlicht, das vom Fenster hereinfiel. Warum kam ihm das Lächeln der Frau so bekannt vor? Warum hatte ihm ihr Anblick sofort den Atem geraubt?
    Bevor die Stadt ausgestorben war, hatten über zehn Millionen Menschen darin gelebt. Artjom war zwar kein besonders häufiger Name, aber in einer solchen Millionenstadt hatten sicher einige zehntausend Kinder dieses Namens gelebt. Das war die gesamte jetzige Bevölkerung der Metro. Die Chance war verschwindend gering. Aber warum machte das Lächeln der Frau einen so vertrauten Eindruck?
    Er versuchte sich jene bruchstückhaften Kindheitserinnerungen ins Gedächtnis zu rufen, die manchmal für Sekunden vor seinem inneren Auge aufblitzten oder in seinen Träumen auftauchten. Ein heimeliges kleines Zimmer, sanftes Licht, eine Frau, die ein Buch las ... eine breite Liege. Er sprang auf und wirbelte durch die Zimmer, auf der Suche nach der Einrichtung, die seinem Traum entsprach. Und tatsächlich: Einen Augenblick lang schien ihm, dass in einem der Zimmer die Möbel in vertrauter Weise angeordnet waren. Das Sofa sah etwas anders aus, und das Fenster war an einer anderen Stelle, aber was machte das schon, schließlich konnte sich dieses Bild im Bewusstsein eines dreijährigen Kindes auch

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