Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unglaublicher Geschwindigkeit hier vorbeigefahren waren, wie freundlich und einladend diese Fenster einst geleuchtet hatten. Wohin war das alles verschwunden? Die Welt schien leer und verlassen, doch Artjom wusste: Es war eine Illusion. Die Welt war weder verlassen noch tot - nur waren es jetzt andere, die hier herrschten. Während er noch darüber nachdachte, drehte er sich um und blickte zurück in Richtung Bibliothek.
    Da waren sie, gut hundert Meter entfernt, regungslos, mitten auf der Straße. Es waren mindestens fünf Kreaturen. Sie hatten aufgehört, sich zu verstecken, aber auch nicht versucht, seine Aufmerksamkeit zu wecken. Wie sie sich so schnell und lautlos hatten nähern können, war ihm ein Rätsel. Im Mondlicht konnte er ihre mächtigen Gestalten nun deutlich erkennen: Ihre Hinterbeine waren besonders ausgeprägt, ja vielleicht waren sie sogar noch größer, als er zu Beginn geglaubt hatte. Obwohl Artjom ihre Augen auf die Entfernung nicht sehen konnte, wusste er genau, dass sie ihn noch immer abwartend ansahen und durch die feuchte Luft seine Witterung aufnahmen. Wahrscheinlich war darin ein ihnen bereits bekannter Beigeschmack von Schießpulver enthalten, weshalb die Tiere zögerten ihn anzugreifen. Noch beobachteten sie Artjom und suchten in seinem Verhalten nach Anzeichen von Unsicherheit und Schwäche. Vielleicht aber begleiteten sie ihn auch nur bis zur Grenze ihres Territoriums und hatten gar nicht vor, ihm etwas Böses zu tun. Woher sollte er wissen, wie sich Geschöpfe verhielten, die plötzlich, allen Gesetzen der Evolution zum Trotz, auf der Erde aufgetaucht waren?
    Krampfhaft versuchte Artjom, die Selbstbeherrschung zu bewahren. Mit gespielter Ruhe drehte er sich um und ging weiter, sah jedoch zur Sicherheit alle paar Schritte über die Schulter. Zuerst schienen die Kreaturen an Ort und Stelle zu verharren, doch dann erfüllten sich seine schlimmsten Befürchtungen: Sie ließen sich auf alle viere herab und folgten ihm langsam. Dabei hielten sie den ursprünglichen Abstand von etwa hundert Metern weiter ein. Zwar begann Artjom sich an diese seltsame Eskorte zu gewöhnen, doch ließ er sie nicht aus den Augen und hielt seine Kalaschnikow bereit. So gingen sie gemeinsam den leeren, mondbeschienenen
    Prospekt entlang: Vorneweg ein Mensch, vorsichtig und angespannt, jede halbe Minute innehaltend, um sich umzudrehen. Dahinter fünf oder sechs seltsame Wesen, die sich ihm ohne Hast näherten und dann auf den Hinterbeinen niederließen, um ihm wieder den ursprünglichen Vorsprung zu gewähren.
    Bald allerdings hatte Artjom den Eindruck, dass sich der Abstand verkürzte. Außerdem begannen die Tiere sich nun fächerartig zu verteilen, als wollten sie versuchen, von der Seite an ihn heranzukommen. Obwohl er noch nie mit jagenden Raubtieren zu tun gehabt hatte, war er sicher, dass sich seine Verfolger zum Angriff rüsteten. Es war höchste Zeit zu handeln. Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich um, hob das Gewehr und zielte auf eine der dunklen Gestalten.
    Diesmal warteten sie nicht mehr darauf, dass er sich wieder entfernte, sondern näherten sich ihm und bildeten allmählich einen Halbkreis um ihn. Er musste versuchen sie abzuschrecken, bevor sie den Abstand so weit verkürzten, dass sie zum Angriff übergehen konnten.
    Artjom hob den Lauf und schoss in die Luft. Das Donnern hallte von den Wänden der Hochhäuser wider und ertönte als fernes Echo am anderen Ende des Prospekts. Klingelnd fiel die Patronenhülse auf den Asphalt. Ein dumpfes, wütendes Brüllen ertönte, dann stürzten die Kreaturen los. Innerhalb weniger Sekunden würden sie die kurze Distanz bis zu ihm überwunden haben - doch darauf hatte er sich eingestellt. Er nahm die Bestie, die am nächsten war, ins Visier, gab eine kurze Salve ab und rannte los, auf die Häuser zu.
    Dem wilden Schreien nach zu urteilen, hatte er getroffen. Ob dies die anderen Tiere zurückhielt oder sie nur noch rasender machte, blieb unklar.
    Plötzlich ertönte ein neuer Schrei - nicht das drohende Brüllen der Bestien, sondern ein lang gezogenes, gellendes Kreischen, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es flog von oben heran, und Artjom begriff, dass ein neuer Mitspieler auf den Plan getreten war. Offenbar hatten die Schüsse eines dieser geflügelten Monster angelockt, ähnlich dem, das sein Nest auf der Kuppel der Kathedrale gebaut hatte.
    Ein riesiger Schatten flog pfeilschnell über ihn hinweg. Artjom warf einen Blick zurück und sah,

Weitere Kostenlose Bücher