Metro2033
»Fahrt doch zur Hölle!« Sein triumphales Lachen verwandelte sich nach wenigen Sekunden in ein gurgelndes Krächzen, sein Körper krampfte sich zusammen, und aus seinem Mund trat plötzlich dicker Schaum. Der Krampf verzog seine Gesichtsmuskeln zu einer hässlichen Maske, die umso furchterregender war, da die Mundwinkel nach oben zeigten. Es war das schrecklichste Lächeln, das Artjom je gesehen hatte.
»Der hat sich verabschiedet«, teilte Melnik mit. Er ging zu der Leiche des Alten und drehte sie mit der Spitze seines Stiefels um. Der starre, gleichsam versteinerte Körper gab langsam nach und rollte nach vorne aufs Gesicht.
Zuerst dachte Artjom, der Stalker habe einfach nur das Gesicht des Toten verbergen wollen, doch dann begriff er den wahren Grund: Melnik beleuchtete mit seiner Taschenlampe die gefesselten Handgelenke des Alten. In der rechten Faust hielt dieser eine Nadel umklammert, die in seinem linken Unterarm stak. Wie der Priester das fertiggebracht hatte, wo er den giftigen Stachel die ganze Zeit versteckt und warum er ihn nicht früher verwendet hatte, konnte sich Artjom nicht erklären. Er wandte sich von der Leiche ab und hielt Oleg die Augen zu.
Die Männer rührten sich nicht. Obwohl der Befehl zum Aufbruch bereits gegeben war, standen sie wie angewurzelt da. Der Stalker warf einen prüfenden Blick in die Runde. Es war klar, was in ihren Köpfen vor sich ging: Was mochte sie im Kreml erwarten, wenn die Geisel es vorzog, sich umzubringen, um nicht dorthin gehen zu müssen?
Für Diskussionen war jedoch keine Zeit. Melnik ging zu der Trage mit Anton, der leicht stöhnte, bückte sich und packte einen der Griffe. »Ulman!«, rief er.
Der breitschultrige Aufklärer zögerte kurz, dann nahm er seinen Platz neben Melnik ein. Einem plötzlichen Impuls folgend, trat Artjom von hinten an die Trage heran. Schließlich kam noch ein Vierter hinzu. Ohne ein Wort zu verlieren, richtete sich der Stalker auf, und sie marschierten los. Die anderen folgten ihnen, und die Einheit formierte sich von neuem.
»Es ist nicht mehr weit«, sagte Melnik leise. »Vielleicht zweihundert Meter. Hauptsache, wir finden den Übergang zur anderen Linie. Dann bis zur Majakowskaja, und dann sehen wir weiter. Tretjak ist tot, wir werden uns also etwas ausdenken müssen. Es gibt jetzt nur einen Weg für uns.«
Bei diesen Worten regte sich etwas in Artjom - er musste an seinen eigenen Weg denken. Daher wurde ihm nicht gleich bewusst, was Melnik zuvor gesagt hatte. Doch dann zuckte er plötzlich zusammen und flüsterte: »Anton ... der Verletzte ... Er war doch auch bei den Raketenstreitkräften. Er müsste sich also auskennen! Dann ist es also doch noch möglich?«
Melnik blickte ungläubig über die Schulter auf den Kommandeur der Wache, der ausgestreckt auf der Trage lag und dem es offensichtlich immer schlechter ging. Seine Lähmung war schon lange abgeklungen, doch jetzt fieberte er. Sein Stöhnen wurde immer wieder von Satzfetzen unterbrochen, dann wieder von undeutlichen, aber wütenden Befehlen, verzweifeltem Flehen, Schluchzen und Murmeln. Je näher sie dem Kreml kamen, desto lauter wurden seine Rufe, desto heftiger wand er sich auf der Trage hin und her. »Ich sagte! Keine Diskussionen!«, rief er im Traum seinen Kameraden zu. »Sie kommen ... Hinlegen! Feiglinge ... Aber was ... was ist mit den anderen? Keiner kann das, keiner!«
Antons Stirn war feucht, und Oleg, der neben der Trage hergelaufen war, nutzte jede kleine Pause - während die Männer ihre Positionen wechselten -, um ihn mit einem Stück Stoff abzutrocknen. Melnik leuchtete ihn an: Man konnte sehen, wie Anton die Zähne zusammenbiss, wie die Augäpfel hinter den Lidern unruhig hin und her jagten. Er presste die Fäuste zusammen, und sein Körper drehte sich mal zur einen, mal zur anderen Seite. Riemen aus Segeltuch bewahrten ihn davor herunterzufallen, doch wurde es immer schwerer, ihn zu transportieren.
Nach weiteren fünfzig Metern hob Melnik die Hand, und die Gruppe blieb stehen. Auf dem Boden leuchtete wieder ein grob gemaltes Zeichen: Die bereits bekannte Schlangenlinie stieß hier mit dem Kopf gegen einen dicken, roten Strich. Ulman pfiff leise, und von hinten scherzte einer nervös: »Ist das rote Licht zu sehen, sollst du nicht mehr weitergehen.«
»Das hier gilt für Würmer, nicht für uns«, bemerkte Melnik knapp. »Vorwärts!«
Nun bewegten sie sich noch langsamer voran. Der Stalker hatte sich ein Nachtsichtgerät aufgesetzt und ging
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