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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ist aussichtslos, sagst du? Wir stehen am Rande des Abgrunds? Scheiß auf deinen Abgrund! Wenn du glaubst, dass dein Platz da unten ist, hol tief Luft - und vorwärts! Aber hier trennen sich unsere Wege. Wenn der vernunftbegabte Mensch, der hochgebildete und zivilisierte Homo sapiens die Kapitulation wählt, so verzichte ich gerne auf diesen Ehrentitel und werde lieber zum Tier. Und wie ein Tier werde ich mich an das Leben klammern und jedem anderen an die Kehle springen, um zu überleben. Und ich werde überleben. Hast du das verstanden? Ich werde überleben!«
    Hunter setzte sich wieder und bat Artjom leise, ihm noch etwas Tee nachzuschenken. Nun erhob sich Suchoj und ging hinaus, düster und schweigsam, um Wasser nachzufüllen und den Kessel erneut aufzusetzen. Artjom blieb mit Hunter allein im Zelt zurück. Bei dessen letzten Worten, voll klirrender Verachtung und zornigem Überlebenswillen, hatte Artjom Feuer gefangen. Lange zögerte er, ob er ihn ansprechen sollte. Doch da wandte sich Hunter selbst an ihn: »Und was denkst du. Junge? Sprich ruhig, nur keine falsche Bescheidenheit. Wärst du auch lieber eine Pflanze? Oder ein Dinosaurier? Wirst du auch auf deinen Sachen sitzen und warten, bis sie dich abholen? Kennst du die Geschichte von dem Frosch in der Milch? Fielen einmal zwei Frösche in einen Milchtopf. Der eine dachte eher rational und begriff sofort, dass es keinen Sinn hatte, sich zu widersetzen, das Schicksal kann man ohnehin nicht betrügen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Leben nach dem Tod, wozu sich also noch anstrengen und irgendwelche vergeblichen Hoffnungen hegen? Also rührte er sich nicht und ging unter. Der zweite Frosch war wahrscheinlich blöde. Oder Atheist. Jedenfalls fing er an, wie wild zu strampeln. Man hätte sich fragen können, wozu eigentlich, wenn sowieso alles bereits vorbestimmt war? Aber er strampelte und strampelte immer weiter. Bis er die Milch zu Butter getreten hatte. Und dann ist er rausgeklettert ... Und jetzt eine Schweigeminute für seinen Kollegen, der im Namen des philosophischen Fortschritts und der rationalen Denkweise sein Leben ließ.«
    Artjom räusperte sich. »Wer sind Sie?«
    »Wer ich bin? Das weißt du schon. Ein Jäger.«
    »Aber was heißt das, ein Jäger? Was machen Sie? Jagen Sie?«
    »Wie soll ich dir das erklären ... Weißt du, wie der menschliche Organismus aufgebaut ist? Er besteht aus Millionen winziger Zellen. Die einen übertragen elektrische Signale, die anderen speichern Informationen, wieder andere nehmen Nährstoffe auf oder transportieren Sauerstoff. Aber sie alle, selbst die wichtigsten unter ihnen, würden innerhalb eines Tages sterben, der ganze Organismus käme um, wenn es nicht noch bestimmte Zellen gäbe, die für die Immunabwehr zuständig sind. Sie heißen Makrophagen. Sie arbeiten methodisch und gleichmäßig, wie eine Uhr oder ein Metronom. Sobald irgendwelche Erreger in den Körper eindringen, spüren sie sie auf, wo immer sie sich auch verstecken, früher oder später erreichen sie sie und« - Hunter tat mit den Händen so, als ob er jemandem den Hals umdrehte, und machte dabei ein unangenehm knacksendes Geräusch - »beseitigen sie.«
    »Aber was hat das mit Ihrem Beruf zu tun?«
    »Stell dir vor, dass die ganze Metro eine Art menschlicher Organismus ist. Ein komplexer Organismus, der aus vierzigtausend Zellen besteht. Und ich bin so ein Makrophage. Ein Jäger. Das ist mein Beruf. Jegliche Bedrohung, die ernsthaft genug ist, dem gesamten Organismus zu schaden, muss beseitigt werden. Das ist meine Arbeit.«
    Suchoj kam mit dem Teekessel zurück und goss ihnen einen frischen Aufguss in die Becher. Offenbar hatte er sich wieder gefasst. Er wandte sich Hunter zu. »Was wirst du denn unternehmen, um den Gefahrenherd zu beseitigen, Cowboy? Dich auf die Jagd machen und sämtliche Schwarzen erschießen? Das wird dir kaum gelingen. Es ist zwecklos, Hunter. Zwecklos.«
    »Es bleibt immer noch ein Ausweg, der letzte. Euren Nordtunnel sprengen. Ihn komplett verschütten. Und so deine neue Art abzuschneiden. Sollen sie sich doch da oben vermehren, aber uns Maulwürfe gefälligst in Ruhe lassen. Der Untergrund ist jetzt unser Lebensraum.«
    »Ach ja? Ich erzähl dir etwas, das weiß kaum jemand hier. Den zweiten Tunnel haben wir ja schon gesprengt. Es ist nur so: Über uns, über den nördlichen Tunneln verlaufen Grundwasserströme. Und schon damals hätte es fast eine Überschwemmung gegeben. Wäre die Sprengladung nur ein wenig

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