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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Gleise führte. Dort gab es einen richtigen Gefechtsstand mit Maschinengewehren und sogar einem Flammenwerfer. Weiter hinten, neben einer Gruppe von Skulpturen - einem bärtigen, klug dreinblickenden Mann mit Sturmgewehr, einem jungen Mädchen sowie einem träumerischen Jungen, beide ebenfalls bewaffnet (wahrscheinlich die Gründer der Belorusskaja oder Helden im Kampf gegen die Mutanten, dachte Artjom) - befand sich eine ganze Garnison von mindestens zwanzig Soldaten.
    »Das ist wegen dem Reich«, erklärte Ulman. »Mit den Faschisten ist das so eine Sache: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Die Schweiz haben sie in Ruhe gelassen, sich aber dafür Frankreich eingeheimst.«
    »Ich habe ein paar Lücken in Geschichte«, gab Artjom verlegen zu. »Mein Schwiegervater hat nie ein Lehrbuch für die zehnte Klasse aufgetrieben. Dafür hab ich aber ein bisschen was über das alte Griechenland gelesen.«
    An den Soldaten vorbei schleppte sich eine endlose Kette ameisengleicher Lastenträger. Fast die gesamte Produktion von Sokol, Dinamo und Aeroport wurde von der Hanse gierig aufgesogen. Der Verkehr war genau geregelt: Über eine Rolltreppe kamen die Träger mit den Lasten herunter, während sie sich auf der anderen nach oben bewegten. Die dritte Treppe in der Mitte war für die übrigen Passanten reserviert.
    Unten saß in einer verglasten Kabine ein weiterer bewaffneter Soldat und beobachtete die Treppen. Er überprüfte nochmals Artjoms und Ulmans Papiere und händigte ihnen je ein Blatt mit dem Stempel TRANSIT sowie dem aktuellen Datum darauf aus. Nun war der Weg frei.
    Auch diese Station hieß Belorusskaja, doch der Unterschied zu ihrem Doppelgänger auf der Radiallinie war frappierend: Wie bei zwei Zwillingen, die man nach der Geburt getrennt hatte und von denen einer in eine königliche Familie geraten war, während den anderen ein armer Schlucker großgezogen hatte. All der Wohlstand und die Prosperität der ersten Belorusskaja verblasste im Vergleich zu dieser: Die weißen Wände glänzten, verspielte Stuckarbeiten schlugen den Blick in Bann, und Neonröhren verströmten blendendes Licht von der Decke -auch wenn es insgesamt nur drei waren, so reichte deren Helligkeit völlig aus.
    Auf dem Bahnsteig teilte sich der Reigen der Träger: Die einen traten durch die Rundbögen nach links durch, die anderen stapelten ihre Ballen auf der rechten Seite. Sofort eilten sie im Laufschritt zurück, um neue Waren zu holen.
    An jedem Gleis gab es zwei Haltestellen: An der einen wurden die Waren mit Hilfe eines kleinen Krans verladen, während an der anderen Passagiere zusteigen konnten, weshalb dort auch eine kleine Kasse stand. Alle fünfzehn bis zwanzig Minuten kam eine Frachtdraisine an, deren Ladefläche aus Brettern zusammengenagelt worden war. Neben den drei bis vier Männern, die die Hebel betätigten, fuhr jeweils noch ein Wachmann mit. Passagierdraisinen kamen seltener vorbei - Artjom und Ulman mussten über vierzig Minuten warten. Wie ihnen der Mann an der Kasse erklärte, warteten diese Sammeltaxis immer, bis genügend Leute beisammen waren, um nicht unnötig Arbeitskraft zu vergeuden. Doch schon allein der Umstand, dass man in der Metro noch immer Fahrkarten kaufen konnte - für eine Patrone pro Tunnel -, um wie einst von Station zu Station zu fahren, begeisterte Artjom. Für eine kurze Zeit vergaß er all seine Nöte und Zweifel, stand nur da und sah zu, wie die Waren verladen wurden. Dabei musste er daran denken, wie herrlich das Leben in der Metro früher gewesen sein musste - als nicht handbetriebene Draisinen, sondern funkelnde Züge auf den Gleisen fuhren.
    »Da kommt euer Taxi!«, verkündete der Kassier und läutete eine Glocke.
    Eine große Draisine kam hereingerollt, die einen Waggon mit Holzbänken zog. Artjom und Ulman zeigten ihre Fahrkarten und setzten sich auf die freien Plätze. Nach einigen Minuten hatten sich genügend Passagiere eingefunden, und die Draisine setzte sich wieder in Bewegung.
    Die eine Hälfte der Bänke blickte in Fahrtrichtung, die andere nach hinten. Artjom bekam einen dieser Plätze, während Ulman mit dem Rücken zu ihm saß.
    »Warum sind die Sitze so seltsam angeordnet?«, fragte Artjom seine Nachbarin, eine kräftig gebaute Frau von vielleicht sechzig Jahren in einem löchrigen Wollkleid. »Das ist doch unangenehm.«
    Die Frau schlug die Hände zusammen. »Ja, was denkst du denn? Willst du etwa den Tunnel unbeobachtet lassen? Immer diese leichtsinnige Jugend! Hast du nicht

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