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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätte. Die Fenster leuchten gelb, innen drin Menschen, und das Ganze in totaler Stille! Kein Mucks! Weder das Heulen des Motors noch das Rattern der Räder sind zu hören. In völliger Lautlosigkeit fährt der Zug in die Station ein und verschwindet langsam wieder im Tunnel. Der Typ musste sich setzen, sein Herz hielt den Stress nicht aus. Die Leute im Zug waren nämlich lebendig, sie unterhielten sich lautlos über irgendetwas ... Der Zug fährt also Wagen für Wagen an ihm vorbei, und dann sieht er: Am hintersten Fenster des letzten Waggons steht ein Junge, vielleicht sieben Jahre alt, und blickt ihn an. Deutet mit dem Finger auf ihn und lacht. Und dieses Lachen hört er! Eine Stille, dass der Typ sein eigenes Herz schlagen hört, und dann dieses Lachen ... Der Zug taucht in den Tunnel ein, und das Lachen ertönt immer leiser, bis es in der Ferne verklingt. Und wieder Leere. Und absolute, furchtbare Stille.«
    »Und dann ist er aufgewacht?«, fragte Artjom ironisch, doch mit einer gewissen Hoffnung in der Stimme.
    »Von wegen! Er ist losgerannt zu seiner inzwischen erloschenen Feuerstelle, hat in rasender Eile sein Zeug gepackt und ist ohne Halt zurückgelaufen, bis zur Tulskaja. Eine Stunde hat er gebraucht für den ganzen Weg. Es muss der Horror für ihn gewesen sein.«
    Artjom schwieg, erschüttert von dieser Geschichte. Stille breitete sich im Zelt aus. Endlich riss er sich zusammen, räusperte sich, damit seine Stimme nicht den Kloß im Hals verriet, und fragte Schenja so gleichgültig wie nur möglich: »Und, glaubst du daran?«
    »Nun, das war nicht die erste Geschichte dieser Art, die ich über die Serpuchowskaja-Linie gehört habe. Ich erzähle es dir nur nicht jedes Mal weiter. Mit dir kann man darüber ja nicht reden, du machst immer gleich deine Scherze ... Aber gut, genug gesessen, wir müssen gleich zur Arbeit. Packen wir unsere Sachen. Wir können ja dort weiterreden.«
    Artjom erhob sich unwillig, streckte sich, verließ das Zelt und ging nach Hause, um etwas Proviant einzupacken. Sein Stiefvater schlief noch immer, und auf der gesamten Station war es sehr still. Vermutlich hatte die Polizeistunde bereits begonnen, also blieb bis zum Beginn der Nachtschicht nur wenig Zeit. Er musste sich beeilen. Als er auf dem Weg zur Teefabrik an dem Gästezelt vorbeikam, in dem Hunter untergekommen war, sah er, dass einer der Zeltflügel aufgeklappt war. Der Innenraum war leer. Etwas in Artjoms Brust krampfte sich zusammen. Allmählich begann er zu begreifen, dass das, worüber er mit Hunter gesprochen hatte, kein Traum, sondern Wirklichkeit war, und dass die weitere Entwicklung der Ereignisse ihn unmittelbar betreffen konnte. Ja vielleicht würde sie sogar sein Schicksal bestimmen ...
    Die Teefabrik befand sich in der Sackgasse des sogenannten »neuen« Ausgangs der Station, der noch vor der Rolltreppe nach oben durch eine Sperre abgeriegelt war. Eigentlich war die Bezeichnung Fabrik völlig unpassend, denn die Arbeit wurde ausschließlich von Hand verrichtet - Strom war zu wertvoll, um ihn für die Teeproduktion zu verschwenden.
    Hinter den eisernen Wänden, die die Fabrik von der restlichen Station trennten, waren von einer Seite zur anderen Metalldrähte gespannt, an denen die geputzten Pilzhüte zum Trocknen hingen. Bei hoher Feuchtigkeit entzündete man darunter kleine Feuer, damit sich kein Schimmel bildete. Unter den Drähten standen Tische, an denen die Arbeiter die getrockneten Pilze zunächst grob zerschnitten und dann weiter zerkleinerten. Der fertige Tee wurde darauf in Papier- oder Plastiktüten gepackt - je nachdem, was gerade vorhanden war -, wobei bestimmte Extrakte und Pulver hinzugefügt wurden, deren Zusammensetzung nur dem Fabrikleiter bekannt war. Damit war der schlichte Produktionsprozess auch schon abgeschlossen. Hätte man sich während der Arbeit nicht unterhalten können, die acht Stunden Pilzeschneiden und -reiben wären äußerst zermürbend gewesen.
    Für diese Nachtschicht war neben Artjom und Schenja noch der Struwwelkopf Kirill eingeteilt, den Artjom bereits von der gemeinsamen Wache im Tunnel kannte. Als Kirill Schenja erblickte, wurde er ganz lebhaft und begann sofort, eine Geschichte weiterzuerzählen, die er offenbar vor Kurzem nicht zu Ende gebracht hatte. Artjom fand es langweilig, einer halben Story zuzuhören, und so vertiefte er sich in seine Gedanken. Wieder tauchte das Gespräch mit Hunter in seiner Erinnerung auf.
    Was, wenn dessen Plan fehlschlug? Hunter hatte sich

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