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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu einem völlig wahnwitzigen Schritt entschlossen, hatte sich ins Lager des Feindes vorgewagt, mitten in die Hölle. Die Gefahr, der er sich aussetzte, war enorm, niemand kannte ihr wahres Ausmaß. Er konnte nur vermuten, was ihn jenseits von Meter 500 erwartete, dort, wo der Widerschein des Grenzfeuers - der vielleicht letzten menschengemachten Flamme nördlich der WDNCh - endgültig verlosch. Was er über die Schwarzen wusste, wusste jeder Bewohner der Station. Und es war reine Spekulation, dass sich das Loch, durch das diese Kreaturen in die Metro eindrangen, beim Botanischen Garten befand.
    Die Wahrscheinlichkeit war also hoch, dass Hunter seine Mission nicht würde erfüllen können. Andererseits war die Gefahr aus dem Norden so groß und nahm so schnell zu, dass er nicht mehr zögern durfte. Ja, möglicherweise wusste Hunter etwas darüber, was er weder Suchoj noch Artjom gegenüber preisgegeben hatte.
    Mit Sicherheit war er sich des Risikos bewusst, begriff, dass diese Aufgabe über seine Kräfte gehen konnte. Wozu hätte er sonst Artjom auf eine solche Wendung der Ereignisse vorbereitet? Hunter war nicht der Typ, der sich ständig absicherte. Folglich war es durchaus realistisch, ja mehr als wahrscheinlich, dass er nicht zur WDNCh zurückkehrte.
    Doch wie würde Artjom es anstellen, die Station zu verlassen, ohne es jemandem zu sagen? Hunter selbst hatte davor zurückgeschreckt, andere einzuweihen, aus Angst vor wurmstichigen Köpfen, wie er sich ausgedrückt hatte. Wie würde Artjom allein zur Polis gelangen, der legendären Polis, allen bekannten und unbekannten Gefahren zum Trotz, die einen in den dunklen, öden Tunneln erwarteten? Auf einmal bereute er, dass er dem herben Charme und hypnotisierenden Blick des Jägers erlegen war, ihm sein Geheimnis mitgeteilt, den gefährlichen Auftrag angenommen hatte ...
    »He, Artjom! Artjom! Schläfst du? Warum antwortest du nicht?« Schenja schüttelte ihn an der Schulter. »Hörst du, was Kirill sagt? Morgen Abend macht sich eine Karawane auf zur Rischskaja. Es heißt, unsere Administration will sich mit ihnen zusammenschließen. Einstweilen schicken wir ihnen humanitäre Hilfe, als Zeichen, dass wir zum Schulterschluss bereit sind. Die Jungs dort haben offenbar ein Lager mit Kabeln aufgetan. Die sollen verlegt werden, um eine Telefonverbindung zwischen den Stationen herzustellen. Oder zumindest einen Telegrafen einzurichten. Kirill sagt, dass jeder, der morgen nicht arbeitet, mitgehen kann. Was meinst du?«
    Augenblicklich erkannte Artjom den Wink des Schicksals. Ihm bot sich eine Möglichkeit, seinen Auftrag auszuführen - falls es nötig sein würde. Schweigend nickte er.
    »Super!«, rief Schenja freudig. »Ich will auch mit. Kirill, trag uns ein. Um wie viel Uhr geht es morgen los, um neun?«
    Bis zum Ende der Schicht sagte Artjom kein Wort mehr, unfähig, seine düsteren Gedanken abzuschütteln. Er fuhr mechanisch fort, Pilze zu hobeln und dann zu Staub zu zermahlen, neue Hüte von den Drähten abzunehmen, erneut zu hobeln und wieder zu mahlen, und so unendlich weiter.
    Die ganze Zeit sah er dabei Hunters Gesicht vor sich - wie dieser ihm sagte, er werde möglicherweise nicht mehr zurückkehren. Das ruhige Gesicht eines Mannes, der gewohnt war, sein Leben zu riskieren. In Artjoms Herzen jedoch breitete sich ein schwarzer Fleck aus: eine Vorahnung nahenden Unheils.
    Nach der Arbeit kehrte er in sein Zelt zurück. Suchoj war nicht da, offenbar in irgendwelchen Angelegenheiten unterwegs. Artjom legte sich auf sein Bett, bohrte das Gesicht ins Kissen und schlief sofort ein, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, seine Situation noch einmal in Ruhe zu überdenken.
    Ein Traum, schmerzhaft und wirr nach all den Gesprächen, Gedanken und Erlebnissen des Tages, hüllte ihn ein, zog ihn immer tiefer hinab. Artjom sah sich, wie er neben Schenja und einem wandernden Magier namens Carlos an der Station Sucharewskaja am Lagerfeuer saß. Carlos brachte ihm und Schenja bei, wie man aus Giftpilzen richtiges dur machte, und erklärte, wie sie die Pilze an der WDNCh verwendeten, sei geradezu kriminell, denn es gehe dabei gar nicht um Pilze, sondern um eine neue Form vernünftigen Lebens auf der Erde, die eines Tages vielleicht sogar den Menschen ersetzen werde. Diese Pilze seien nicht selbstständige Wesen, sondern Teilchen eines durch Neuronen verbundenen einheitlichen Ganzen, eines über die gesamte Metro hinweg verzweigten Myzels. Und jeder, der dur schlucke, nehme nicht

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