Metropolis brennt
unwiderlegbar vorgetragen hatte, zu verdauen.
Er ahnte, daß sie recht hatte, scheute aber vor den Implikationen zurück. Terras Erzpatrioten – eine Bande gewissenloser Verbrecher und Mörder …
Er versuchte, sich die Wirkung von Fernlenkgeschossen auf einen geschlossenen Druckbehälter, in dem Millionen von Menschen lebten, vorzustellen.
„Es ist unglaublich“, sagte er mit gepreßter Stimme, „kann man denn gar nichts tun? Die Medien … man muß die Zeitungen und das Fernsehen alarmieren …“
„Niemand würde dir glauben – oder uns“, erwiderte Nirene leise und in beinahe mitleidigem Ton, „und es käme auch gar nicht über die Redaktion hinaus. Oder glaubst du, daß die Medien … unabhängig sind?“
„Trotzdem muß es einen Weg geben …“
Sie sah ihn nachdenklich an, und er hatte das Gefühl, taxiert zu werden. Aber er konnte es ihr kaum verübeln … ein Mann, der selbst bei der Zeitung war … seit vielen Jahren … ohne je geahnt zu haben, von wem und in welchem Umfang sie mißbraucht wurde …
„Es gibt eine Möglichkeit“, sagte Nirene endlich, „man müßte damit anfangen, die Killersatelliten zu zerstören. Dann wären die Patrioten eine Weile damit beschäftigt, ihre Wunden zu lecken …“
„Diese … Dinger vernichten?“ erkundigte er sich verblüfft, „geht denn das? Ich denke, sie sind unangreifbar!“
„Nein. Sie sind wehrlos, nicht für die Selbstverteidigung eingerichtet.“
7
Nach mehrstündigem Flug in Nirene Castelans privatem Shuttle erreichte Gordell die ersten künstlichen Himmelskörper.
Sie waren nicht sehr groß und dienten in der Hauptsache als Fabriken und Übermittlungsstationen für Energie und Nachrichten sowie als Domizil für das Riesenheer der Wartungseinheiten, die für Betreuung und Reparaturen der Siedlerkolonien zuständig waren.
Auf dem weiteren Flug begegnete er einigen der gigantischen Habitate, in denen jeweils bis zu zehn Millionen Menschen lebten.
Sein Nervensystem – von der irdischen Propaganda programmiert – gaukelte ihm einen jeden Monat zu erwartenden Angriff vor, obwohl ihn Nirene in dieser Hinsicht vollständig beruhigt hatte. Dennoch konnte er seine Nervosität nicht unterdrücken.
Als er sich einem der dreißig Kilometer langen, beinahe unmerklich rotierenden Zylinder näherte, hatte er das unbehagliche Gefühl, als starrten ihm einige hundert oder tausend Kolonisten durch die gläsernen Sektoren der Hülle ihrer artifiziellen Welt entgegen, als drückten sie gewissermaßen ihre Nasen an den Fenstern platt, um einen Fremden zu beobachten, der ihre Dorfstraße entlangkam.
Die Neugier überwand seinen Fluchtimpuls soweit, daß er es fertigbrachte, noch näher heranzufliegen.
Die Sonne stand seitlich der schwebenden, zerbrechlich wirkenden Konstruktion aus Stahl und Glas; strahlte ungehindert auf eine phantastische Landschaft hinab und gewährte ihm den Anblick ausgedehnter Wälder, von Äckern, Siedlungen und den silbrigen Bändern der Flüsse und Bäche unterbrochen.
Gordell staunte über die weitflächig verteilten und in die Landschaft integrierten Wohnanlagen, die oft ebenso viele Einwohner wie eine irdische Hauptstadt hatten. Dennoch wirkten sie eher wie Dörfer.
Als er die Wandung der Kolonie beinahe berührte, sah er Menschen, die ameisengleich durch Straßen, Wege und über Plätze wimmelten. Sie hatten eine siebentausend Meter dicke Atmosphäre über sich, die sie genau wie auf der Erde vor dem schädlichen Anteil der Sonnenstrahlen und sogar vor den winzigen Geschossen des Weltalls schützten, und konnten sich so sicher wie auf
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