Metropolis brennt
ungewöhnliche physische Stärke signalisierende Kurve ihrer Schultern.
Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine Hände auf diese Schultern zu legen.
Sie drehte sich so heftig nach ihm um, daß er sich in Erwartung eines Schlages duckte, aber sie schien mit seiner Handlung einverstanden. Ihre Augen sahen ihm offen und ohne Vorwurf entgegen, und ihr Ausdruck wurde weich. Er küßte sie, und sie drängte sich mit unerwarteter Sanftheit gegen ihn.
„Halt mich fest“, sagte sie, „und beschütze mich. Laß dich nicht beirren von dem, was ich sage oder tue – ich brauche deinen Beistand mehr als du ahnst.“
Erneut wummerte das Firmament.
Sie lockerten ihre gegenseitige Umarmung und blickten in den Himmel, der von einem feurigen Keil der Länge nach gespalten wurde.
Die Bläue zerfiel in zwei Teile, zwischen denen sich ein Feld totaler Schwärze ausbreitete. Aus dieser fast substantiellen Finsternis fiel ein leuchtend rotes Geschoß direkt auf das Haus zu.
Aber das Projektil verschwand hinter ihnen, und erst nach mehreren Sekunden, während derer Nirene und Gordell mit angehaltenem Atem lauschten, hörten sie das Dröhnen einer Detonation.
Zögernd schloß sich der Himmel wieder zu seinem vertrauten Bild. Aber das Land wurde durch eine Serie sich abschwächender Explosionen erschüttert.
Jetzt tauchten aus dem Nichts mehrere dieser schwarzen Keile auf, durchpflügten den Himmel kreuz und quer und hinterließen den Eindruck eines gigantischen Feuerwerks aus Blau, Violett und Ocker. In weiter Entfernung entfalteten sich Atompilze und ragten bald kilometerhoch in die Atmosphäre.
Die Feuerkeile mit ihren schwarzen Auren wurden seltener. Sie machten einem riesigen, silbrigen Projektil Platz, das mit phantastischer Geschwindigkeit über die Silhouette der nahen Stadt hinwegfegte und kurz darauf in den Bergen detonierte.
Die Erschütterung war weit stärker als die bisherigen; die beiden Beobachter preßten die Hände an die Ohren. Die Stadt vor ihnen schien zu schwanken, aber die Druckwelle kam nicht an.
Dennoch hatte sie den gesamten Luftraum zum Erbeben gebracht, und für eine Weile wirkte er wie aus einer wabernden, halbfesten Masse.
Nirene schrie leise auf und wandte ihren Kopf in eine andere Richtung. „Sieh nur, jetzt setzen sie die Laserkanonen ein.“
Der blaue Schein wurde um einige Nuancen dunkler im Süden – aber das mochte die Kontrastwirkung durch die dicken Lichtstrahlen sein, die wie die tastenden Beine eines himmelhohen Insekts über die Erdoberfläche zuckten.
Wenn sie trafen, schufen sie gewaltige, geräuschlose Blitze, die Gordell zwangen, seine Augen zu schließen. Trotzdem sah er die Helle durch die Lider.
„Ich habe die Sonne gesehen“, sagte Nirene mit Begeisterung in der Stimme, „wie sie die Erde berührt hat!“
„Du wirst blind werden“, mahnte Gordell. „Du bist wie ein kleines Kind.“
„Der Schaden des Erwachsenwerdens wäre weit größer. Ich will fähig bleiben, zu staunen und zu glauben. Du wirst mich nie verletzen – nicht wahr, Gordell?“
„Ich kann dich nur schützen, wenn du selbst besser auf dich aufpaßt. Du solltest nicht im Freien sein, wenn die Bomben fallen.“
„Ach, das … ist nur ein Schauspiel … nichts als ein Schauspiel …“
„Wer veranstaltet es?“
Sie schwieg. Die Explosionen wurden seltener, hörten ganz auf.
Der Himmel war wieder einheitlich blau, und die Sonne hatte erneut ihren alten Status als hellste Lichtquelle inne. Nur die Vögel schienen noch über den unerhörten Eingriff verstimmt. Sie schwiegen.
„Es ist vorbei“, sagte Nirene, „komm und schau dir den Plan an.“
Gordell kam es so vor, als hätte er das Geschehen der letzten
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