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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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un­ge­wöhn­li­che phy­si­sche Stär­ke si­gna­li­sie­ren­de Kur­ve ih­rer Schul­tern.
    Er konn­te der Ver­su­chung nicht wi­der­ste­hen, sei­ne Hän­de auf die­se Schul­tern zu le­gen.
    Sie dreh­te sich so hef­tig nach ihm um, daß er sich in Er­war­tung ei­nes Schla­ges duck­te, aber sie schi­en mit sei­ner Hand­lung ein­ver­stan­den. Ih­re Au­gen sa­hen ihm of­fen und oh­ne Vor­wurf ent­ge­gen, und ihr Aus­druck wur­de weich. Er küß­te sie, und sie dräng­te sich mit un­er­war­te­ter Sanft­heit ge­gen ihn.
    „Halt mich fest“, sag­te sie, „und be­schüt­ze mich. Laß dich nicht be­ir­ren von dem, was ich sa­ge oder tue – ich brau­che dei­nen Bei­stand mehr als du ahnst.“
    Er­neut wum­mer­te das Fir­ma­ment.
    Sie lo­cker­ten ih­re ge­gen­sei­ti­ge Um­ar­mung und blick­ten in den Him­mel, der von ei­nem feu­ri­gen Keil der Län­ge nach ge­spal­ten wur­de.
    Die Bläue zer­fiel in zwei Tei­le, zwi­schen de­nen sich ein Feld to­ta­ler Schwär­ze aus­brei­te­te. Aus die­ser fast sub­stan­ti­el­len Fins­ter­nis fiel ein leuch­tend ro­tes Ge­schoß di­rekt auf das Haus zu.
    Aber das Pro­jek­til ver­schwand hin­ter ih­nen, und erst nach meh­re­ren Se­kun­den, wäh­rend de­rer Ni­re­ne und Gor­dell mit an­ge­hal­te­nem Atem lausch­ten, hör­ten sie das Dröh­nen ei­ner De­to­na­ti­on.
    Zö­gernd schloß sich der Him­mel wie­der zu sei­nem ver­trau­ten Bild. Aber das Land wur­de durch ei­ne Se­rie sich ab­schwä­chen­der Ex­plo­sio­nen er­schüt­tert.
    Jetzt tauch­ten aus dem Nichts meh­re­re die­ser schwar­zen Kei­le auf, durch­pflüg­ten den Him­mel kreuz und quer und hin­ter­lie­ßen den Ein­druck ei­nes gi­gan­ti­schen Feu­er­werks aus Blau, Vio­lett und Ocker. In wei­ter Ent­fer­nung ent­fal­te­ten sich Atom­pil­ze und rag­ten bald ki­lo­me­ter­hoch in die At­mo­sphä­re.
    Die Feu­er­kei­le mit ih­ren schwar­zen Au­ren wur­den sel­te­ner. Sie mach­ten ei­nem rie­si­gen, silb­ri­gen Pro­jek­til Platz, das mit phan­tas­ti­scher Ge­schwin­dig­keit über die Sil­hou­et­te der na­hen Stadt hin­weg­feg­te und kurz dar­auf in den Ber­gen de­to­nier­te.
    Die Er­schüt­te­rung war weit stär­ker als die bis­he­ri­gen; die bei­den Be­ob­ach­ter preß­ten die Hän­de an die Oh­ren. Die Stadt vor ih­nen schi­en zu schwan­ken, aber die Druck­wel­le kam nicht an.
    Den­noch hat­te sie den ge­sam­ten Luftraum zum Er­be­ben ge­bracht, und für ei­ne Wei­le wirk­te er wie aus ei­ner wa­bern­den, halb­fes­ten Mas­se.
    Ni­re­ne schrie lei­se auf und wand­te ih­ren Kopf in ei­ne an­de­re Rich­tung. „Sieh nur, jetzt set­zen sie die La­ser­ka­no­nen ein.“
    Der blaue Schein wur­de um ei­ni­ge Nu­an­cen dunk­ler im Sü­den – aber das moch­te die Kon­trast­wir­kung durch die di­cken Licht­strah­len sein, die wie die tas­ten­den Bei­ne ei­nes him­mel­ho­hen In­sekts über die Erd­ober­flä­che zuck­ten.
    Wenn sie tra­fen, schu­fen sie ge­wal­ti­ge, ge­räusch­lo­se Blit­ze, die Gor­dell zwan­gen, sei­ne Au­gen zu schlie­ßen. Trotz­dem sah er die Hel­le durch die Li­der.
    „Ich ha­be die Son­ne ge­se­hen“, sag­te Ni­re­ne mit Be­geis­te­rung in der Stim­me, „wie sie die Er­de be­rührt hat!“
    „Du wirst blind wer­den“, mahn­te Gor­dell. „Du bist wie ein klei­nes Kind.“
    „Der Scha­den des Er­wach­sen­wer­dens wä­re weit grö­ßer. Ich will fä­hig blei­ben, zu stau­nen und zu glau­ben. Du wirst mich nie ver­let­zen – nicht wahr, Gor­dell?“
    „Ich kann dich nur schüt­zen, wenn du selbst bes­ser auf dich auf­paßt. Du soll­test nicht im Frei­en sein, wenn die Bom­ben fal­len.“
    „Ach, das … ist nur ein Schau­spiel … nichts als ein Schau­spiel …“
    „Wer ver­an­stal­tet es?“
    Sie schwieg. Die Ex­plo­sio­nen wur­den sel­te­ner, hör­ten ganz auf.
    Der Him­mel war wie­der ein­heit­lich blau, und die Son­ne hat­te er­neut ih­ren al­ten Sta­tus als hells­te Licht­quel­le in­ne. Nur die Vö­gel schie­nen noch über den un­er­hör­ten Ein­griff ver­stimmt. Sie schwie­gen.
    „Es ist vor­bei“, sag­te Ni­re­ne, „komm und schau dir den Plan an.“
    Gor­dell kam es so vor, als hät­te er das Ge­sche­hen der letz­ten

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