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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ei­nem Pla­ne­ten füh­len.
    In ih­rem Den­ken muß­te die Er­in­ne­rung an ih­re al­te Hei­mat längst ver­blaßt sein; zu­dem wa­ren sie sich ver­mut­lich kaum noch ih­rer künst­li­chen Um­welt be­wußt.
    Als er sein Schiff wie­der vom Ha­bi­tat weg­steu­er­te, fühl­te sich Gor­dell selt­sam leer. Er emp­fand ei­ne fast kör­per­li­che Sehn­sucht nach dem Stück Land und Men­schen­le­ben, das, von der Er­de ex­por­tiert, sich von ihr ab­zu­lö­sen be­gann, und von dem er bis­her nur ei­ne sehr ober­fläch­li­che Vor­stel­lung ge­habt hat­te.
    Im Raum vor ihm glänz­ten ei­ni­ge Bo­jen, die den Kurs der Trans­por­ter und Ku­rier­schif­fe er­leich­tern soll­ten.
    Er flog wei­ter und wei­ter, hat­te das Ge­fühl für die Zeit längst ver­lo­ren; die Re­gi­on der Ko­lo­ni­en und der Pla­ne­ten lag bei­na­he hin­ter ihm.
    Vor sei­nen Au­gen zog jetzt Plu­to sei­ne Bahn – ein­sam und kalt –, das kleins­te und ferns­te Mit­glied der Pla­ne­ten­fa­mi­lie.
    Fast im sel­ben Au­gen­blick ent­deck­te er das Ziel sei­ner Rei­se: Ei­ne Pro­zes­si­on klei­ner, ku­ge­li­ger Ge­bil­de, zum Grei­fen na­he.
    Sie wirk­ten fins­ter und be­droh­lich, schie­nen das Son­nen­licht zu ab­sor­bie­ren; so­gar Plu­to sah mit ih­nen ver­gli­chen hell und freund­lich aus.
    Gor­dell schau­der­te bei dem Ge­dan­ken, daß Men­schen die­se Son­den an den Him­mel ge­setzt hat­ten – aber nicht als Wäch­ter und Be­schüt­zer, son­dern als Schre­ckens­brin­ger, als Bot­schaf­ter des To­des.
    Er sah di­rekt in die­se nacht­schwar­zen Roh­re, die aus den Au­to­ma­ten rag­ten – Ver­der­ben spei­en­de Mün­der me­cha­ni­scher Dä­mo­nen –, und ob­wohl er wuß­te, daß sie ihm nichts an­ha­ben konn­ten, ver­krampf­te sich sein Herz in neu­er Furcht.
    Und wenn nun je­mand auf der Er­de in die­sem Mo­ment Feu­er­be­fehl gä­be? schoß es ihm durch den Kopf. Ich wür­de im Bruch­teil ei­ner Se­kun­de mit mei­nem Ge­fährt ver­brannt, und zwi­schen Ura­nus, Nep­tun und Plu­to wür­de ein sich schnell aus­deh­nen­des Elek­tro­nen­wölk­chen ver­puf­fen, gab er sich selbst die Ant­wort.
    Er spür­te, wie sich sein Ma­gen in einen Fremd­kör­per ver­wan­del­te.
    Has­tig schob er ein Mu­sik­band in den Re­kord­er.
    Strei­cher­mu­sik er­füll­te die Ka­bi­ne und be­sänf­tig­te Gor­dell so­weit, daß er durch die Pha­lanx der Kil­ler­sa­tel­li­ten ma­nö­vrie­ren konn­te.
    In all­mäh­lich nach­las­sen­dem Ent­set­zen starr­te er auf die glat­te Rück­sei­te des nächs­ten der Ro­bo­ter; sie schim­mer­te matt im kal­ten Licht fer­ner Ster­ne. Nach ei­ner Wei­le war er wie­der im­stan­de, sich auf sei­ne Auf­ga­be zu be­sin­nen.
    Er vi­sier­te den Sa­tel­li­ten an und gab der Bor­d­au­to­ma­tik für zehn Se­kun­den Feu­er­be­fehl.
    Der Neu­tro­nen­strahl schoß un­ter dem Shutt­le her­vor und traf auf die Ober­flä­che des ge­fähr­li­chen und doch wehr­lo­sen Geg­ners.
    Für die Dau­er ei­nes Herz­schla­ges ge­sch­ah über­haupt nichts – dann ent­stand auf der Me­tall­flä­che ein fei­ner Riß, der sich blitz­schnell ver­äs­tel­te. Kurz dar­auf ex­plo­dier­te die Ku­gel laut­los und in Zeit­lu­pe.
    Die Trüm­mer trie­ben aus­ein­an­der, zer­fie­len in im­mer klei­ne­re Bruch­stücke, die end­lich von der Fins­ter­nis des lee­ren Raum­es auf­ge­so­gen wur­den.
    Gor­dells Er­re­gung wich ei­ner un­na­tür­li­chen Ru­he.
    Er be­tä­tig­te den Feu­er­knopf im­mer wie­der und wie­der, bis zur völ­li­gen Er­schöp­fung. Als der letz­te der Kil­ler­au­to­ma­ten zer­platzt war, konn­te er sich nicht er­in­nern, wie oft er den Strahl ein- und aus­ge­stellt hat­te. Sein Dau­men schmerz­te hef­tig.
    Der dunkle Him­mel des Uni­ver­sums war leer – bis auf Plu­to, der wie seit An­be­ginn den Aus­blick be­herrsch­te.
    Gor­dell starr­te auf den Bild­schirm des Bord­mo­ni­tors. Er wirk­te wie ei­ne Schie­fer­ta­fel, von der je­mand un­er­wünsch­te Zei­chen und For­meln ge­wischt hat­te.
    Aber schon im nächs­ten Au­gen­blick än­der­te sich das Bild dra­ma­tisch – Gor­dell wand­te sei­nen Blick alar­miert vom Mo­ni­tor weg aus dem

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