Metropolis brennt
Alles-oder-nichts-Entscheidung, zu Hause zu sein. Er befahl dem Shuttle, das Fenster zu öffnen.
Sofort gellte ein mißtönendes Kreischen an seine Ohren. Ein gewaltiger Kormoran schwankte auf das Raumschiff zu und schrie ihm seinen Kriegsruf entgegen.
Dicht vor dem Fenster stoppte er und vollführte einen schwerelosen und grotesken Tanz in der Luft. Dabei starrte er Gordell derart frech ins Gesicht, daß er hell auflachen mußte.
Zugleich löste sich das unwirkliche Gefühl in ihm auf, und er war fähig, über die nächsten erforderlichen Handlungen nachzudenken.
Während der Riesenvogel seine Schwingen schräg legte und träge davontrieb – er hatte den merkwürdigen Vetter offenbar als weder feindlich noch freßbar eingestuft –, schwor sich Gordell auf die Hypothese ein, daß er sich erstens in unmittelbarer Erdnähe und zweitens über dem Meer in Landnähe befand.
Er programmierte die Annäherung an die nächste größere Landmasse ein.
Wenige Minuten später sah er am Horizont einen blau-grünen Streifen, der rasch wuchs.
Wiederum einige Minuten später entzifferte er aus den Lettern der Gebäude und den Zeilen der Straßen die Küstenstadt Howard. Er ging auf größere Höhe und folgte einer geraden Straße ins Landesinnere.
Nach kurzem Flug erreichte er Falune.
Er umflog die Stadt in weitem Bogen und näherte sich der Villa Hollisters. Sie wirkte aus der Luft wie ausgestorben.
Unangefochten landete er hinter der Pappelreihe, die das Schwimmbad vor neugierigen Blicken schützte, und machte sich zu Fuß ins Haus auf.
Auch hier herrschte der Eindruck der Verlassenheit vor. Gordell verbat sich energisch jeden Gedanken daran, in einer alternativen Vergangenheit/Zukunft gelandet zu sein, und verpflichtete sich mit großem Ernst, alles so zu nehmen, wie es zu sein schien.
Als er die zum Swimmingpool führende Verandatür offenstehend vorfand, trat er ohne Zögern ein und befand sich in einem ihm unbekannten Raum, von dem aus eine geschwungene Treppe auf die auch hier vorhandene Galerie führte.
Er ging nach oben und folgte der Empore durch mehrere Räume, ohne einem Menschen zu begegnen.
Endlich erkannte er den Eingang zu Nirenes Kontor. Auch diese Tür war unverschlossen, und er betrat das Büro. Sofort glaubte er, noch einen Hauch ihres Parfüms zu spüren.
Auf dem Schreibtisch lag, auffällig ausgebreitet, eine Landkarte. Sie zeigte die Umrisse Irlands.
Neugierig trat er näher und entdeckte auf dem unteren Rand des Plans eine Bleistiftnotiz: Quadrat 7c – Markierung. Erwarte dich.
Gordell suchte und fand ein Kreuzchen auf dem angegebenen Feld. Er studierte den Ort eine Weile, dann faltete er die Karte zusammen und steckte sie in seine Tasche.
Danach ging er in den Raum zurück, in dem der Aufgang zur Empore war und in dem er ein Vidifon gesehen hatte.
Er bestellte einen Fluggleiter und verließ das Haus.
Er brauchte nicht lange zu warten. Während er die Villa vom gekachelten Rand des Schwimmbeckens aus auf Lebenszeichen hin absuchte, sah er einen silbrigen Punkt am Horizont auftauchen, der schnell näher kam.
Das Lufttaxi landete neben ihm mit dem plumpen Hinterteil auf dem gepflegten Rasen, und Gordell entdeckte neben der Tür, die eben aufschwang, die Aufschrift: Kommunikativer Bordcomp. – was bedeutete, daß der Gleiter über eine quasimenschliche Intelligenz verfügte.
Gordell stieg erfreut ein, setzte sich auf den Platz neben der automatischen Steuerung und sagte: „Es geht in die Wicklow-Berge.“
„Sehr wohl, Sir oder Madam“, erwiderte das Taxi.
„Das exakte Ziel werde ich bei der Ankunft verbal definieren, und bis dahin wünsche ich eine
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