Metropolis brennt
größer als wir.“
Die wunderschönen Pupillen ihrer Augen hatten sich zu furchtsamen Schlitzen zusammengezogen. Und während er sie ansah und Liebe für sie empfand, erfaßte diese Furcht plötzlich auch ihn. Er fühlte sich von dem Mißtrauen überkommen, das alle Istinogurzibeshilahaner gegenüber den Menschen empfanden, die sie Warme nannten. Es war das Mißtrauen, das die Unterprivilegierten den Fortgeschrittenen entgegenbringen, und da es auf Instinkten basierte, war es ein sehr tiefempfundenes Gefühl. Vielleicht hatte Corbis recht. Er kletterte zu ihr in den Schrank.
Sie klammerte sich im Dunkeln an ihn und flüsterte in seine Ohrhöhlen: „Wir können warten, bis das Schiff ganz verlassen ist, dann können wir entkommen.“
„Und wohin? Istinogurzibeshilaha ist Hunderttausende von Lichtjahren entfernt.“
„Man erzählte uns doch von einem bestimmten Viertel, wo nur Angehörige unserer Rasse leben – hieß es nicht Klein-Istino? Wenn ein solcher Ort existiert, dann können wir uns dorthin durchschlagen und um Hilfe bitten.“
„Du bist verrückt, Corbis. Verschwinden wir von hier. Was ist denn nur in dich gefahren? Jahrelang hatten wir uns danach gesehnt hierherzukommen.“
„Während wir im leichten Kälteschlaf lagen, träumte ich, es wären Warme in unsere Kabine gekommen. Sie bewegten uns und untersuchten uns, während wir hilflos waren. Sie führten Experimente mit uns durch und entnahmen Blutproben. Hier ist ein kleines Pflaster auf meiner Haut, das vorher nicht da war. Fühle es!“
Er strich mit den Fingern über die glatten Schuppen ihrer Haut. Doch das Pflaster, ein Symbol medizinischer Aufsicht, beruhigte ihn nur.
„Du hast schlecht geträumt, das ist alles. Schließlich sind wir noch am Leben, oder etwa nicht?“
Während er sprach, betrat jemand die Kabine. Sie erstarrten und lauschten. Jemand trat in die Mitte der Kabine, murmelte etwas und verschwand wieder.
Sie blieben lange Zeit zusammengekauert liegen und hörten sich die leisen Verkündigungen aus den Sprechorganen an. Schließlich aber verstummten die Düsen, und Stille erfüllte das große, nun verlassene Raumschiff.
Saton und Corbis gingen langsam durch die Straßen. Ihre Bewegungen waren ungeschickt, was teilweise an ihrer übertriebenen Vorsicht lag, teilweise aber auch daran, daß sie die Folgen des Kälteschlafs noch nicht überwunden hatten.
Es war einfach gewesen, den wenigen Reinigungstrupps an Bord der Schiffe aus dem Weg zu gehen, und es hatte sich als nur unwesentlich schwieriger erwiesen, den gigantischen Raumhafenkomplex zu verlassen. Aber nun, in der Stadt selbst, waren sie vollkommen hilflos.
Zuerst erkannten sie überhaupt nicht, daß es sich um eine Stadt handelte. Die Gebilde waren nach den Maßstäben istinogurzibeshilahascher Architektur kaum als Bauwerke zu erkennen, denn hier waren aus vielerlei Baustoffen Einheiten erschaffen worden, die die essentielle Insolidität von Materie repräsentierten. Ihre Formen zeugten von einem verschwenderischen Geist, gelegentlich war die Phantasie auch bis zur Tollkühnheit übersteigert worden, doch in den verwunderten Augen von Corbis und Saton war alles wunderschön.
Zwischen den Gebäuden befanden sich ausgedehnte Pflanzenhaine, die sich manchmal terrassenförmig mehrere Stockwerke hoch erstreckten. Einige waren mit dunklen Bäumen bepflanzt, die denen ähnelten, die an den fruchtbaren Orten auf Istinogurzibeshilaha wuchsen. Düsteres und Lichtes standen auf engstem Raum beisammen, so daß die Natur nicht übertrieben sentimental dargestellt wurde. Es gab auch Terrassen, auf denen
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