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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Le­ben heißt, das ein­zig wirk­li­che Le­ben sein soll …
    Die­se ge­schnie­gel­ten jun­gen Leu­te sind Drauf­gän­ger­ty­pen, Van Damm. Sie hal­ten sich für die letz­ten Hel­den des che­misch-nu­klea­ren Zeit­al­ters. Sie sind Kin­der der Nacht; schieß wü­ti­ge, tags­über net­te Leu­te mit ge­schei­tel­tem Haar, die sich auf Par­tys tref­fen, schi­cke Klei­der tra­gen und nach je­dem ge­glück­ten Coup ei­ne Or­gie ver­an­stal­ten, um die auf­ge­stau­te Span­nung los­zu­wer­den. Sie be­han­del­ten mich wie einen Idio­ten, Van Damm, sie rümpf­ten die Na­se, als sie von un­se­rer Ver­gan­gen­heit hör­ten. Sie lach­ten sich schief, als ich ih­nen er­zähl­te, daß wir für und nicht ge­gen et­was ge­kämpft hat­ten. Sie ver­stan­den kein Wort.
    Sie ga­ben den Le­der­män­nern so­gar noch den Tip, wo sie mich schnap­pen konn­ten – und das ta­ten sie nur, um mich nach der Fest­nah­me mit strah­len­dem Zahn­pa­sta­lä­cheln auf of­fe­ner Stra­ße aus der zwölf­köp­fi­gen Es­kor­te her­aus­zu­schie­ßen und mir zu sa­gen, ich sol­le jetzt bes­ser ver­schwin­den; ich wür­de oh­ne­hin nur ih­re Krei­se stö­ren.
    Ich ha­be al­so jetzt end­gül­tig auf­ge­ge­ben, Van Damm. Es gibt nichts mehr zu ret­ten. Ich bin jetzt fünf­zig; fast so alt wie du, und ich ha­be nur noch ein Au­ge und ein stei­fes Bein. Als ich sie ver­ließ, Van Damm, schnapp­te ich je­doch einen be­kann­ten Na­men auf. Es war dei­ner. Sie spra­chen ihn ziem­lich ehr­furchts­voll aus, muß ich sa­gen – wie den Na­men ei­nes Hel­den, dem man viel ver­dankt. Ich krieg­te dann auch raus, daß du im­mer noch lebst und ak­tiv bist. Ich er­fuhr, daß du die­se jun­gen Leu­te mit den ef­fek­tivs­ten Waf­fen ver­sorgst.
    Ich muß schon sa­gen, Van Damm, das hat mich ei­gent­lich nicht ge­wun­dert. Denn schon da­mals, als du noch bei un­se­rer al­ten Trup­pe warst, warst du dem Sys­tem ge­gen­über stets der bes­te Rän­ke­schmied. Du hast auch im­mer die größ­ten Waf­fen­la­ger aus­fin­dig ge­macht.
    Den­noch, Van Damm, muß ich dir sa­gen, daß ich da­mals noch weit ent­fernt da­von war, miß­trau­isch zu wer­den. Erst als ich dich vom Glock­en­turm der Al­ten Haupt­kir­che un­ter mir in ei­nem Pan­zer­wa­gen vor­bei­fah­ren und fröh­lich mit ei­nem Le­der­mann plau­schen sah, fiel bei mir der Gro­schen. Hast du uns da­mals nicht auch die Gas­mas­ken be­sorgt? Stamm­te der miß­glück­te Plan, der uns schließ­lich in die ver­räu­cher­te Ka­schem­me hat­te flie­hen las­sen, nicht auch von dir?
    Weißt du noch, wie es war, als sie hin­ter uns her­jag­ten, Van Damm? Wie sie uns hetz­ten und wir durch das Wup­per­be­cken kro­chen? Weißt du noch, wie ich dich ki­lo­me­ter­weit über den schlam­mi­gen Bo­den auf dem Rücken trug?
    Du hast dir ei­ne neue Ge­ne­ra­ti­on her­an­ge­zo­gen, al­ter Jun­ge, und dei­ne Le­der­män­ner wer­den es auch dies­mal si­cher schaf­fen, sie zu dem Ra­dau an­zu­stif­ten, den ihr braucht, um der Be­völ­ke­rung bes­ser ver­ständ­lich zu ma­chen, daß sie bes­ser dar­an tut, auf eu­er Kom­man­do zu hö­ren. Denn das müßt ihr, wenn ihr den Zu­frie­de­nen zei­gen wollt, daß man sich auf euch ver­las­sen kann.
    Es ist ein ur­al­ter Trick, Van Damm, ich weiß. Und ich fra­ge mich, wie­so wir so dumm ge­we­sen wa­ren, dar­auf her­ein­zu­fal­len. Weißt du noch … Ach, Van Damm, las­sen wir das. Ich ge­he wie­der zu den Zi­geu­nern zu­rück. Ich ha­be die Schnau­ze ge­stri­chen voll. Ich weiß nur zu gut, daß du dich an nichts mehr er­in­nerst, daß du den Schnee von ges­tern aus dei­nen Ge­hirn­schub­la­den ge­räumt und dich neu­en (und doch so al­ten) Zie­len ge­wid­met hast.
    Aber ich, al­ter Jun­ge, ich weiß das al­les noch.
    Des­we­gen sit­ze ich auch jetzt hier im Glock­en­turm der Al­ten Haupt­kir­che und war­te dar­auf, daß du mal wie­der in dei­nem Pan­zer­wa­gen vor­bei­kommst.
    Mei­ne Knar­re ha­be ich näm­lich noch.

 
Thomas Ziegler
Tief un­ten im Tal
     
    Um so et­was zu er­le­ben, muß man schon hin­ab­stei­gen zu den Bur­schen tief un­ten im Tal. Dort hau­sen sie in lee­ren Bier­fäs­sern und Bret­ter­ver­schlä­gen und sche­ren sich nicht einen Deut

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