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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schwär­ze.
    Dann tauch­te ir­gend­wo weit über ihm ein über­di­men­sio­na­ler Topf auf, der sich wie von un­sicht­ba­rer Hand be­wegt lang­sam nach vorn senk­te. Erst fie­len nur Trop­fen des In­halts über den Rand des Top­fes, dann aber er­goß sich sein In­ne­res wie ei­ne Flut über ihn. Als er spür­te, was ihn da er­trän­ken woll­te, ver­such­te er zu schrei­en, aber kein Laut lös­te sich aus sei­ner Keh­le.
    Es war Spi­nat. Ekel­haf­ter, stin­ken­der, gift­grü­ner Spi­nat. Er haß­te nichts auf der Welt mehr als Spi­nat.
    Er war froh, als die Schwär­ze, in die er fiel, schließ­lich ganz von ihm Be­sitz er­griff und den Schmerz und den Ekel von ihm nahm.
    … ir­gend­wann hör­te er wie­der die Stim­me, mei­len­weit ent­fernt.
    Aber was die Stim­me sag­te, war gut und rich­tig.
    Das blaue Licht tauch­te wie­der vor sei­nen Au­gen auf, es war jetzt groß ge­wor­den wie ei­ne Ki­no­le­in­wand und strahl­te ei­ne in­ten­si­ve Wär­me aus, wie die Son­ne im Ze­nit. Ge­sich­ter er­schie­nen, aber er kann­te sie nicht mehr. Er schweb­te über ru­hi­gem Was­ser und dach­te: Wie schön doch die Welt ist.
    Nichts quäl­te ihn mehr, er war ein Teil der Din­ge, und die Din­ge wa­ren ein Teil von ihm. Er war glück­lich. Die Stim­me sprach im­mer noch zu ihm, und er emp­fand sie als be­ru­hi­gend, schön und kraft­voll.
    Al­les, was die Stim­me sag­te, war gut und rich­tig.
    Sie sag­te et­was von ei­ner Tür und ei­ner Zif­fer, und das war ein Be­fehl: Zif­fer 883.
     
    Der Flur drau­ßen, der sich zu bei­den Sei­ten end­los lang hin­zog, war men­schen­leer und dun­kel. Le­dig­lich die Licht­spur auf dem nack­ten Stein­fuß­bo­den zeig­te den Weg. Aber Ge­rold be­nö­tig­te die­se Ori­en­tie­rungs­hil­fe nicht, er wuß­te auch so, wo­hin er zu ge­hen hat­te. Er ver­spür­te ei­ne star­ke in­ne­re Un­ru­he, ir­gend et­was Wich­ti­ges war zu tun, und zwar hier und jetzt. Wie ein Ro­bo­ter setz­te er einen Fuß vor den an­de­ren. Das lei­se Echo sei­ner Schrit­te brach sich an den kah­len Wän­den des schma­len Gan­ges, doch Ge­rold hör­te das nicht. Statt des­sen glaub­te er ei­ne Art in­ne­re Stim­me zu hö­ren, die ihm be­fahl, auf dem schnells­ten Weg dort­hin zu ge­hen, wo­hin ihn sei­ne Fü­ße auf un­er­klär­li­che Wei­se tru­gen. Er hielt vor ei­nem hel­ler­leuch­te­ten Fahr­stuhl an, des­sen stäh­ler­ne Tü­ren of­fen­stan­den, als hät­te er nur auf ihn ge­war­tet. Er drück­te den obers­ten Knopf und war­te­te, bis sich die Tü­ren fau­chend schlos­sen. Sei­ne Un­ru­he wuchs noch mehr, als der Fahr­stuhl un­ter­wegs an­ge­hal­ten wur­de.
    Ein äl­te­rer, klei­ner Mann in ei­nem schmud­de­li­gen Over­all trat aus dem Dun­kel in das hel­le Licht des Fahr­stuhls.
    „Obers­ter Stock?“ frag­te er.
    „Ja“, be­stä­tig­te Ge­rold, „obers­ter Stock.“
    Der Mann stell­te sich ne­ben Ge­rold und zün­de­te sich um­ständ­lich und ner­vös ei­ne Zi­ga­ret­te an. Ei­ne Zeit­lang schwie­gen sie.
    „Ich bin auf der Stra­ße zu­sam­men­ge­bro­chen“, sag­te der Mann plötz­lich über­gangs­los. „Kom­me vom Bau und bre­che auf der Stra­ße zu­sam­men. Stel­len Sie sich das mal vor! Letz­te Wo­che war ich noch beim Arzt, da war ich noch kern­ge­sund.“
    „Ich bin auch auf der Stra­ße zu­sam­men­ge­bro­chen“, sag­te Ge­rold.
    „Ach was“, er­wi­der­te der Mann er­staunt.
    Da­mit war das Ge­spräch be­en­det. Ge­rold hat­te kei­ne Lust, sich wei­ter zu un­ter­hal­ten und der Ar­bei­ter of­fen­sicht­lich auch nicht. In Ge­dan­ken zähl­te Ge­rold die Se­kun­den, denn er woll­te raus aus die­sem fah­ren­den Kä­fig, der sich viel zu lang­sam fort­be­weg­te. Als er bei neun an­ge­langt war, stopp­te der Fahr­stuhl und gab den Weg frei in einen Flur, der sich in nichts von dem un­ter­schied, von dem aus er sei­nen Weg durch das Ge­bäu­de an­ge­tre­ten hat­te.
    Der Ar­bei­ter ver­schwand wort­los nach rechts, und bald hat­te die Dun­kel­heit die Um­ris­se sei­ner klei­nen, ge­drun­ge­nen Ge­stalt ver­schluckt. Nur noch sei­ne hek­ti­schen, trip­peln­den Schrit­te ver­rie­ten sei­ne An­we­sen­heit.
    Ge­rold wand­te sich nach links und stieß auf einen in

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