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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zar­te Klang von Vio­li­nen er­füll­te lei­se den Raum. Hes­se lehn­te sich zu­rück und be­trach­te­te sein Bü­ro mit Wohl­ge­fal­len. Ein schö­ner großer Schreib­tisch, Tep­pich, Ta­pe­te und Bil­der nach ei­ge­ner Wahl, im­mer­grü­ne Pflan­zen, die Me­di­en­an­la­ge, die sich auch für pri­va­te und sehr pri­va­te Zwe­cke nut­zen ließ, ei­ne per­sön­li­che As­sis­ten­tin, die ihm – wenn auch auf ei­ne et­was stu­pi­de Art – aus der Hand fraß. Und jetzt die­se Mu­sik. Er hat­te es eben ge­schafft. Das war nicht mehr wie da­mals, als er noch bei Wind und Wet­ter mit Sub­jekt­über­wa­chung be­faßt war.
    „Es hat ge­klopft, Dr. Hes­se.“
    „Aha!“ Hes­se wälz­te sich aus sei­nem Ses­sel, ging zur Tür und öff­ne­te sie. Im Gang stand ein jun­ger Mann, viel­leicht eins­sieb­zig groß, be­klei­det mit ei­ner ekel­haf­ten li­la Latz­ho­se, ei­nem nor­mal ge­streif­ten Hemd, ei­ner ab­ge­wetz­ten, rot-schwarz ka­rier­ten Ja­cke und dem ob­li­ga­to­ri­schen, jetzt nicht ak­ti­vier­ten Leucht­punkt­gür­tel um den Bauch. Der jun­ge Mann lä­chel­te hei­ter aus ei­nem schma­len, bart­lo­sen Ge­sicht und sag­te fröh­lich: „Da bin ich.“
    „Herr Ge­rold, nicht wahr? Her­ein­spa­ziert, mein Freund, her­ein­spa­ziert. Wir müs­sen noch ei­ne klei­ne Un­ter­su­chung durch­fuh­ren, da­mit wir auch si­cher sind, daß Sie un­ser Haus ge­sund ver­las­sen. Na­tür­lich ei­ne rei­ne Form­sa­che. Nur ein paar Fra­gen. Ah ja, das ist Fräu­lein Kör­ner, die Pro­to­kol­lan­tin und mei­ne per­sön­li­che As­sis­ten­tin. Set­zen Sie sich hier in den Ple­xiglas­ses­sel und ent­span­nen Sie sich, ent­span­nen Sie sich.“
    „Ein net­tes Bü­ro ha­ben Sie hier – und schö­ne Mu­sik.“
    „Ja, nicht wahr? Es geht doch nichts über die al­ten Meis­ter: Mo­zart, Bach, Beetho­ven, Vi­val­di, Hanns Eis­ler. Sie ken­nen doch Eis­ler?“
    Ge­rold rä­kel­te sich be­hag­lich in den Ple­xiglas­ses­sel und strich sich nach­denk­lich über das Kinn. „Eis­ler? Hmm. Nee, den ken­ne ich nicht, nicht daß ich wüß­te. Wahr­schein­lich ei­ne Bil­dungs­lücke.“
    Hes­se warf dem Fräu­lein Kör­ner einen un­auf­fäl­li­gen, tri­um­phie­ren­den Blick zu und ließ sich in sei­nen pom­pö­sen Ses­sel sin­ken.
    „Ma­chen Sie sich nichts dar­aus. Ge­hört zu den we­ni­ger be­kann­ten Kom­po­nis­ten. Und im Ver­trau­en: Ich kann ihn ei­gent­lich nicht aus­ste­hen. War in­tel­li­gent und be­gabt, der Mann, aber lei­der ein Auf­wieg­ler. Ei­gent­lich gar kein rich­ti­ger Künst­ler. Sie ken­nen ihn wirk­lich nicht?“
    Ge­rold zuck­te hilf­los die Schul­tern.
    „Schön das. Sehr schön das. Aber kom­men wir nun zur Sa­che. Zu­nächst ein­mal: Wie füh­len Sie sich? Schlie­ßen Sie die Au­gen, ent­span­nen Sie sich und sa­gen Sie mir, wie Sie sich füh­len.“
    „Ganz aus­ge­zeich­net. Dan­ke der Nach­fra­ge. Fast wie neu­ge­bo­ren, wür­de ich sa­gen.“
    „Wie neu­ge­bo­ren? Wür­den Sie das wirk­lich sa­gen? Ku­ri­os!“ mein­te Hes­se la­chend und brumm­te dann ein un­hör­ba­res: „Schön das. Sehr schön das.“ Dann klapp­te er einen Ak­ten­ord­ner mit der Auf­schrift A BSCHLUSS­TEST auf und trug in ein vor­ge­druck­tes For­mu­lar fol­gen­des ein:
     
    A) Pri­mär­da­ten (alt)
    NA­ME: Ge­rold
    VOR­NA­ME: Gün­ter
    GE­BURTS­ORT: Ber­lin
    GE­BURTS­TAG 5. 3. 62
     
    B) Pri­mär­da­ten (neu)
    BÜR­GER­NUM­MER: 623510005261 G
     
    ACH­TUNG! CO­DE!
     
    Be­fra­ger(in): Or­pheus
    As­sis­tent(in): Eu­ry­di­ke
     
    Hes­se schob den Ord­ner dem Fräu­lein Kör­ner hin­über und sag­te dann: „Ich wer­de Ih­nen jetzt ein paar Fra­gen stel­len, die Sie bit­te kurz und prä­zi­se be­ant­wor­ten. Wir be­gin­nen mit den per­sön­li­chen Da­ten. Wie hei­ßen Sie?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wo wur­den Sie ge­bo­ren?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wann wur­den Sie ge­bo­ren?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wie lau­tet der Ge­burts­na­me Ih­rer Mut­ter?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Hat­ten Sie kürz­lich einen Un­fall?“
    „Nein.“
    „Sind Sie je­mals auf der Stra­ße zu­sam­men­ge­bro­chen?“
    „Nein.“
    „Sind Sie Mit­glied ei­ner po­li­ti­schen

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