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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sorgfältig am Tellerrand. „Dazu habe ich noch drei oder vier Nebenbeschäftigungen – wenn man gut ist als Berater, spricht sich das schnell herum.“
    „Wieso ist deine Vidifon-Nummer geheim?“
    „Nicht meine Idee. Einer meiner Arbeitgeber verlangt es.“
    Larkos schnitt sein Raumhörnchenfilet in schmale Streifen, tunkte sie der Reihe nach in ein Näpfchen mit Sauce und steckte sie in den Mund.
    „Hast du eigentlich den Eindruck“, fragte er kauend, „daß die Geschicke der Erde auf direkte oder komplizierte Weise mit deiner Person zusammenhängen? Wie du wahrscheinlich weißt, wäre das ein ernsthaftes Anzeichen für Paranoia.“
    „Und wenn es so wäre – was würdest du sagen?“ fragte Gordell. Er näherte sich dem Ende des Mahles. Seine Gabel legte den Buckel in der Tellermitte frei, der neuerdings üblich war, um die Portionen größer erscheinen zu lassen.
    „Messiaskomplex“, murmelte Larkos, „nicht sehr originell – weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. Offen gestanden glaube ich dir nicht, daß du wirklich so denkst – es hätte früher auffallen müssen.“
    „Die Alternative wäre, daß meine Befürchtungen berechtigt sind – daß meine Visionen die tatsächliche Zukunft zeigen.“
    „Du meinst – prophetische Träume? Nicht auszuschließen. Die Fachliteratur führt Fälle an, in denen eine Phobie den von ihr Befallenen Jahre später vor einer lebensgefährlichen Situation rettete.“
    „Und in meinem Fall?“
    Larkos zuckte mit den Achseln und sagte: „Das ließe sich notfalls konstruieren. Hellsichtigkeit. Aber es ist völlig utopisch, daraus Kapital schlagen zu wollen. Die Leute würden dich eher steinigen als dir glauben. Du könntest höchstens die eigene Haut retten, wenn du auf den Versuch – auf jeden Versuch – verzichtetest, andere an deinem ‚Wissen’ teilhaben zu lassen.“
    „Retten – wohin?“
    „Nun, auf eine Raumkolonie. Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, daß sie die Angreifer sind. Und – wenn dein Zweites Gesicht nicht irrt – auch gewinnen.“
    „Ich bin keineswegs davon überzeugt, aber nehmen wir es an.“
    „Weißt du – es ist schon komisch“, sagte Larkos und steckte zu Gordells Erstaunen die pilzartigen Stückchen, die er vorher so akribisch aussortiert hatte, nacheinander in den Mund. „Privat bin ich eigentlich noch immer verblüfft, wie reibungslos sich das gewaltige Projekt der Weltraumhabitate verwirklichen ließ. Es begann auch als Vision, weißt du?
    In der Regel gibt es doch selbst bei wesentlich bescheideneren Vorhaben immer Pannen, mit denen niemand gerechnet hatte – unterschiedliche politische Ansichten, geänderte Prioritäten, einen Regierungswechsel oder auch nur eine neuartige wissenschaftliche Erkenntnis, die den ganzen technischen Krempel über Nacht zu einem Schrotthaufen degradiert – und man muß wieder ganz von vorn anfangen.“
    „Welche Rolle hast du bei der Realisierung dieses Traumes gespielt?“
    Larkos war jetzt ebenfalls mit dem Essen fertig. Er kratzte am Tellerbuckel herum und schob die Reste Reis und Tang in den graben’.
    „Ich habe ihn wahrscheinlicher gemacht“, erwiderte er schließlich, „indem ich die Reste nicht länger gefragter Machtstrukturen auf ein neues Ziel ausrichtete. Es gab Zerfallsprodukte des ehemaligen CIA, Überbleibsel und Randerscheinungen. Ausführende Organe nebensächlicher und untergeordneter Aufgaben, die sich während der Blütezeit übermäßig aufgebauscht hatten und die zu finanzieren eines Tages niemand mehr bereit war.
    Die Industrie hat einen Teil dieses Sonderpersonals übernommen, und Beamte – meistens aus dem geheimen Bereich – schleusten mit ihren Fähigkeiten zugleich die antiquierten Tabus und Mythen in die Firmen hinein, die unvorsichtig genug waren, sie zu importieren.
    Ganz ähnliche Dinge geschahen zur Zeit des Info-Booms, als es schick war, ein paar gestandene Informatik-Theoretiker und System-Analytiker einzustellen. Fachleute für hochbelegte Datenspeicher und Mehrfachcodices – Rätselknacker und Spione –, du weißt schon. Auch der Homöostatische Service hat eine derartige Abteilung, und man trug mir seine Leitung an, als mein Ruf bis dorthin gelangt war.“
    „Du warst schon früher ein großes Organisationstalent, Larkos – die optimale Ergänzung für einen Idealisten wie mich. Weißt du noch mehr Detektivgeschichten?“
    „Ja, aber ich kann dir keinen Blitzkursus in moderner Betriebs- und Staatsführung vermitteln. Und ich habe auch

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