Metropolis brennt
überlebt!“ sagte Nehral. „Von außen konnte nichts jemals die Barriere durchdringen.“
„Angenommen, es gibt überhaupt keine Barriere“, sagte Fleming. „Von außen könnte die Stadt wie … wie ein Hochofen aussehen. Sie ist unbewohnbar. Wir können die wahre Stadt nicht sehen, ebensowenig wie die Bürger, weil sie hypnotisiert sind. Würden Sie sich freiwillig in einen Ofen begeben? Nehral, vielleicht ist die Stadt ihre eigene Barriere.“
„Können wir die Barriere wahrnehmen? Ja. Die Bürger sehen sie …“
„Sehen sie sie wirklich? Oder wir? Oder ist sie auch nur ein Teil der Hypnose, ein Teil, von dem wir nichts wissen? Nehral – ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es eine Barriere, und vielleicht verschwindet sie, wenn ihre Halbwertszeit abgelaufen ist. Aber nehmen wir doch einmal an, wir denken nur, daß es eine Barriere gibt.“
„Aber …“, sagte Nehral, verstummte dann aber. „Das würde ja bedeuten, daß Norman wirklich einen Weg hinaus finden könnte!“
„Ich frage mich, ob die Erbauer das nicht so geplant hatten“, sagte Fleming.
Ronald M. Hahn
Heil dir Utopia – aber auf unsere Art
Sag, Van Damm, weißt du noch wie’s war, damals, als die Ledermänner diese verräucherte Kaschemme stürmten, in der wir bei einem Glas Bier saßen, schwitzten und uns fragten, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie uns auf die Schliche kämen und uns einen Kopf kürzer machten?
Sie waren da, ehe wir auch nur den ersten Halben geleert hatten, und sie sahen mit den schweren Helmen auf dem Kopf verdammt gefährlich aus. Sie gingen kein Risiko ein, sondern vernebelten den ganzen Laden auf einen Schlag, kaum daß uns die Scherben der Frontscheibe um die Ohren geflogen waren. Sie spritzten uns irgendeinen chemischen Dreck ins Gesicht, und die anderen Leute, die nicht wie wir das Glück hatten, ganz hinten zu sitzen, kriegten glasige Augen, schnappten nach dem Sauerstoff, der längst nicht mehr da war, fielen um und husteten sich das Leben aus dem Leib.
Wir hatten mehr Glück, Van Damm, denn wir hatten da gerade die Gläser an den Lippen und prosteten uns zu, weil wir ahnten, daß wir keine Chance mehr hatten. Wir verdankten es einem Mund voll Flüssigkeit, daß wir dem Gasangriff ein bißchen länger widerstanden.
Mensch, Van Damm, als wir die rosa Wolke auf uns zurasen und die Leute krepieren sahen, dachten wir wohl beide, jetzt würden wir abschmieren. Aber dann sahen wir uns um, sprangen auf den Tisch, hechteten mitten durch das buntverglaste Butzenscheibenfenster und spielten ‚Ab durch die Mitte*. Wir fielen auf die stinkenden Mülltonnen, die auf dem Hinterhof rumlagen, und die Ledermänner drehten durch, als sie das sahen. Aber blöd wie sie waren, hatten sie nicht damit gerechnet, daß in uns noch ein Lebensfunke glühte, der uns aufrecht hielt und sagte, daß es jetzt an der Zeit war, die Fliege zu machen.
Und das taten wir dann auch, Van Damm; erinnerst du dich? Wir krochen durch den Müll, wischten uns glitschige Essensreste vom Gesicht, schlugen uns durch Hinterhöfe voll jaulender Katzen und pfeifender Ratten und kamen irgendwie aus dem Häuserdschungel raus. Im Stadtpark schlugen wir uns dann in die Büsche.
Der Mond schien in dieser Nacht, Van Damm, wahrhaftig, alter Junge, aber das wirst du nicht mehr wissen, denn er war zwischen all den buntschillernden chemischen Nachtwolken nur so groß wie eine Liebesperle, und außerdem warst du zu ausgepumpt, um dich von derlei Naturphänomenen beeindrucken zu lassen. Wir hatten an diesem Abend, bevor wir in die Kaschemme geflüchtet waren, ausgemacht, daß wir aus Nordrhein verschwinden wollten, nicht wahr? Wir hätten uns den Ledermännern möglicherweise gar ergeben, wenn wir weitergesoffen und unsere letzten Kräfte auf diese Art vergeudet hätten. Aber die chemische Keule hatte uns Angst gemacht. Wir wollten nicht auf diese Art krepieren, mit heraushängender Zunge, hervorquellenden Augen, blutender Nase und Schaum vor dem Mund. Deswegen türmten wir, Van Damm, und hatten noch mal Glück, auch wenn wir waffenlos waren und niemand einen Pfifferling um unser Leben gegeben hätte.
Nordrhein befand sich in dieser Nacht in einem Riesenaufruhr. Die Ledermänner machten Jagd auf alles, was sich im Zentrum bewegte, und überall brannten große Feuer. Wir hatten das natürlich vorausgesehen, aber daß es dann soweit kommen würde, hat, glaube ich, niemand geahnt.
Weißt du noch, Van Damm, wie wir durch das ausgetrocknete
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