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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Van Damm, aber das hat nichts damit zu tun, daß man mir die Zähne etwa ausgeschlagen hätte. Sie haben sie mir einfach gezogen, weißt du, obwohl sie noch ganz gut waren, und ich, wie du weißt, nie die Hilfe von Zahnklempnern vorher in Anspruch hatte nehmen müssen.
    Sie wollten alles von mir wissen, Van Damm; alles, was die anderen Kopf und Kragen gekostet hätte. Sie wollten Namen wissen, Verstecke, welche Waffen wir hätten und wer uns mit Papieren versorge, wo unsere Treibstofflager seien und unsere Druckereien, wer unsere Kontaktleute in den Ledermann-Revieren und den Computerzentren seien, wer uns bezahlte und so weiter. Wer uns bezahlte!
    Ich hätte mich totlachen können, Van Damm, wäre es nicht so entsetzlich geschmacklos gewesen. Sie haben sich alle Mühe gegeben, Van Damm, das kannst du mir glauben. Ich war mehrmals drauf und dran, mit allem Schluß zu machen und ihnen reinen Wein einzuschenken – aber immer, wenn ich meinte, jetzt hast du die Grenze deiner Belastbarkeit erreicht, fielen mir die anderen ein, die mein Auspacken ans Messer liefern würde. Und nach einer Weile – es war wirklich komisch, ich hätte das vorher nie für möglich gehalten – konnte ich auf eigenen Wunsch in Ohnmacht fallen. Na ja, die Ledermänner haben sich dennoch alle Mühe gegeben.
    Weißt du noch, Van Damm, wie mir die Flucht aus der Festung gelang? Die Zeitungen machten aus der Sache riesige Aufmacher. Ich war an der Aktion nicht mal beteiligt, jedenfalls nicht bewußt. Irgendein armer Teufel, den sie kurz danach erschossen, riß während eines Verhörs eine Pistole an sich und holte ein paar andere aus den Zellen.
    Ich war rein zufällig unter den Glücklichen, die rauskamen, Van Damm, und die den Kugelhagel, mit dem sie uns stoppen wollten, unverletzt überstanden. Wir waren mehr als zwei Dutzend, aber höchstens zwei oder drei schafften den Weg ins Zentrum, wo sie in den Ruinen untertauchten. Ich lebte wie eine Ratte in den Abbruchvierteln, denn ich brauchte nicht viel zu essen. Das hatte man mir in der Festung abgewöhnt. Ich war genügsam, kam mit wenig aus, brauchte nicht mal frische Luft, denn auch die hatte es dort, wo ich herkam, nie im Überfluß gegeben.
    Als ich dann wieder rauskam und mich zu den anderen durchschlug, kam ich allmählich wieder auf die Beine. Ich war an ein paar spektakulären Aktionen beteiligt, Van Damm. Du wirst sicher davon erfahren haben. Ich suchte nach dir und fragte überall rum, wo du abgeblieben seist, was sie mit dir gemacht hätten, ob du noch am Leben seist und so weiter, aber keiner konnte mir was sagen. Die anderen waren ziemlich am Boden, als sie erfuhren, daß man ausgerechnet dich geschnappt hatte; ausgerechnet dich, den Mann, der die besten Angriffspläne ausgetüftelt und die effektivsten Waffen besorgt hatte.
    Wir brauchten dich, Van Damm; wir hatten kaum Vorräte und so gut wie keine Munition mehr. Und das Tontaubenschießen, daß sie kurz darauf bei der größten Razzia aller Zeiten veranstalteten, wobei sie Meter für Meter mit diesem scheußlichen Gas einsprühten, zeigte uns bald, daß wir ohne die Talente von Leuten deines Schlages völlig aufgeschmissen waren.
    Wir steckten tief drin. Die Gasmasken, die wir brauchten, um die Angriffe der Ledermänner zu überstehen, funktionierten nicht. Wir mußten uns schnell an den Gedanken gewöhnen, daß wir fehlerhaftes Material bekommen hatten. Drei Wochen nach meinem Ausbruch rieben sie uns dann auf, Van Damm. Sie sparten weder an Menschen noch an Material, um uns aus den Löchern zu treiben. Es sah so aus, als hätten sie nun endgültig die Schnauze voll, als wollten sie uns ein für allemal zur Minna machen.
    In dieser Nacht verdunkelten die chemischen Wolken alles bis auf den letzten Punkt. Es waren keine Sterne mehr zu sehen, und alles Licht war abgeschaltet. Sie hatten die Stromleitungen gekappt und kamen von allen Seiten zugleich, wobei sie noch von waffenstarrenden Helikoptern unterstützt wurden. Ich merkte ziemlich schnell, daß es keinen Zweck mehr hatte, daß sie gewinnen und wir verlieren würden und sie uns nun sagen würden, was unsere Rechte mal gewesen waren.
    Sie jagten uns wie Hasen durch die Straßen. Sie legten sogar die um, die heulend die Waffen wegwarfen, weil sich neunzig Prozent unserer Munition als Platzpatronen entpuppten und uns nichts anders übrigblieb, als mit erhobenen Händen zu Kreuze zu kriechen.
    Sie wollten uns abschaffen, Van Damm, das wurde mir in diesem Augenblick klar, denn sie

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