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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Arbeit tat und begeistert den Kehrreim mitbrüllte.
    Solange er seine Stimme hören ließ, waren sie wach und arbeiteten rasch und rührig, bis er den Gesang abbrach und zu belegen befahl.
    Im selben Augenblick verließ das Leben sie wie die Luft einen aufgeblasenen Ball. Sie waren wieder wimmernde, wertlose Geschöpfe, die sich gegenseitig im Wege standen, im Dunkeln strauchelten und schwankten und nicht wußten, wie sie ein Tau anfassen sollten. Und wenn sie endlich eines erwischten, war es natürlich ein falsches. Es gab selbstverständlich auch Drückeberger unter ihnen, und einmal hörte ich vom Mittschiffshaus das Klatschen von Schlägen, Flüche und Stöhnen, bis zwei Männer aus der Dunkelheit auftauchten, während Pike ihnen eine Litanei des Unheils vorsang, das sie treffen würde, wenn sie es noch einmal versuchten.
    Das Ganze war viel zu entmutigend und trostlos, als daß ich Lust verspürt hätte, länger stehenzubleiben und zu warten. Ich schlenderte deshalb achteraus und stieg auf die Kampanje. In Lee des Kartenhauses spazierten Kapitän West und der Lotse friedlich auf und ab. Auf meinem Wege achteraus sah ich den welken alten Mann, den ich schon früher bemerkt hatte, am Steuerrad stehen. Im Lichtschein des Kompaßhäuschens sahen seine kleinen blauen Augen noch bösartiger aus als sonst. So jämmerlich klein war er und so groß das messingbeschlagene Rad, daß beide von gleicher Größe zu sein schienen. Sein Gesicht war welk, narbig und runzelig, er wirkte um fünfzig Jahre älter als Pike. Er war ein ausgemergelter Greis, den man sich kaum als befahrenen Seemann auf einem der stolzesten Segler der See vorzustellen vermochte. Später erfuhr ich – natürlich durch Wada –, daß er Andy Fay hieß und nicht mehr als dreiundsechzig Jahre zählte.
    Ich lehnte mich in Lee des Steuerhauses an die Reling und starrte in die windumsausten Spieren und die zahllosen Taue hinauf. Nein, entschied ich, nein… die Reise lockte mich nicht. Die ganze Atmosphäre an Bord war nicht, wie sie sein sollte. Zuerst die kalten Wartestunden auf den Molen. Dann, daß Fräulein West mitgekommen war. Endlich die Mannschaft aus halbverrückten Männern und Irrenhauskandidaten. Ich dachte, ob der verwundete Grieche im Mittschiffshaus vielleicht noch daläge und unverständliches Zeug schwätzte, oder ob Pike ihn schon zusammengenäht hätte… und mir war ganz klar, daß ich keine Lust verspürte, dabei zu sein, wenn der Steuermann den Doktor spielte.
    Selbst Wada, der nie auf einem Segelschiff gefahren war, hegte seine Zweifel in bezug auf diese Reise. Ebenso erging es dem Steward, der den größten Teil seines Lebens auf Seeschiffen verbracht hatte. Für Kapitän West kam die Mannschaft ja nicht in Frage. Und Fräulein West war so abscheulich robust, daß sie Dinge dieser Art nur optimistisch betrachten konnte. Sie lebte: Ihr rotes Blut sang ihr in die Ohren, daß sie immer leben würde und daß ihrer prachtvollen Persönlichkeit nichts Böses geschehen könnte.
    Oh, glaubt mir, ich habe die Wege des roten Blutes kennengelernt. Aber jetzt erschien mir die rotblütige Gesundheit Fräulein Wests tatsächlich als Beleidigung… denn ich wußte, wie gedankenlos und rücksichtslos das rote Blut ist. Und für mindestens fünf Monate – Pike hatte ja ein Pfund Tabak oder ein Monatsgehalt wetten wollen – sollte ich gezwungen sein, auf einem Schiff mit ihr zu bleiben. So gewiß der Saft, der das Weltall durchströmt, immer und ewig derselbe bleibt, so sicher wußte ich, daß sie mich, ehe die Reise zu Ende war, mit ihren Werbungen belästigen würde. Nicht etwa, daß ich so überzeugt von meiner eigenen Unwiderstehlichkeit wäre, ich hatte nur einen alles eher als erhabenen Begriff von der Frau als Männerjägerin. Nach meinen Erfahrungen mit Frauen machen sie Jagd auf Männer aus dem blinden Naturtrieb, der auch die Sonnenblume zwingt, sich nach der Sonne zu drehen, oder den wilden Wein Flächen suchen läßt, an die er sich mit seinen Ranken anklammern kann.
    Nennt mich blasiert – ich habe nichts dagegen, wenn man damit weltmüde im geistigen, künstlerischen und gefühlsmäßigen Sinne meint, wie eben ein junger Mann in den Dreißigern, und ich war müde all dieser Dinge – müde und voller Zweifel. Das war auch einer der Gründe dieser Reise. Ich wünschte, von mir selbst, von all diesen Dingen fortzukommen und dadurch mit ihnen fertig zu werden.
    Zuweilen schien es mir, als hätte diese ganze Weltmüdigkeit ihren Gipfel

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