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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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durch den Erfolg meines Schauspiels erreicht – meines ersten Stückes – wie ja alle wissen. Aber es war ein solcher Erfolg geworden, daß mir selbst Zweifel gekommen waren, ganz wie bei dem Erfolg meiner Gedichte.
    Jetzt wird man vielleicht zu verstehen beginnen, was ich unter der Weltkrankheit verstehe, die mich ergriffen hatte. Tatsächlich war ich sehr krank gewesen und war es noch. Mich hatte die törichte Idee gepackt, mich von der Welt abzuschließen. Einen Augenblick hatte ich sogar daran gedacht, nach Molokai zu gehen und mein Leben den Aussätzigen zu widmen – ich, der dreißig Jahre alt, stark und gesund war –, ich, der nie etwas Tragisches erlebt und der schließlich ein Einkommen hatte, daß ich nicht wußte, wohin damit, ich, dem es gelungen war, dank selbständiger Arbeit seinen Namen auf aller Lippen zu bringen!
    Vielleicht wird man denken, daß der Erfolg mir einfach den Kopf verdreht hatte. Sehr richtig. Zugegeben. Aber der verdrehte Kopf war nicht aus der Welt zu schaffen, war nicht zu ändern, war eben meine Krankheit, und zwar eine wirkliche Krankheit und eine unabweisbare Tatsache. Ich hatte einen geistigen und künstlerischen Wendepunkt erreicht, einen Wendepunkt in meinem Leben. Ich hatte selbst die Diagnose meiner Krankheit gestellt und mir als Kur diese Reise verschrieben. Und hier traf ich nun diese erschreckend gesunde und in ihrem tiefsten Wesen weibliche junge Dame – Fräulein West. Wahrhaftig das letzte, womit ich gerechnet hatte.
    Eine Frau! Der Himmel mag wissen, daß die Frauen mich mit ihren Nachstellungen genug geplagt hatten, um sie gründlich kennenzulernen. Ich überlasse es Ihnen, zu urteilen: dreißig Jahre alt, von nicht gerade abschreckendem Äußern, mit einem Namen und einem wirklich beachtenswerten Jahreseinkommen… warum sollten die Frauen mir da nicht nachlaufen? Selbst wenn ich ein erbarmungswürdiger Buckliger gewesen wäre, würden sie mich allein meiner künstlerischen Stellung und meines Einkommens wegen verfolgt haben.
    Ja… und die Liebe! Die Liebe? Sollte ich die Liebe nicht kennen – lyrische, leidenschaftliche, verrückte, romantische Liebe? Das alles aber gehörte für mich einer längst vergangenen Zeit an. Natürlich hatte auch ich gezittert und gesungen, geschluchzt und geseufzt – oh, ja, ich hatte auch den Schmerz kennengelernt und meine Toten begraben und beklagt! Aber das lag alles so ungeheuer weit zurück. Wie jung war ich doch damals gewesen – vierundzwanzig erst! Und nach all diesen Erfahrungen war ich zu der bitteren Weisheit gelangt, daß selbst der Schmerz, den man für unvergänglich hält, daß selbst er eines Tages vergeht und verweht. Und dann, ja dann hatte ich wieder lachen können und hatte Liebesspiele gespielt mit den süßen abenteuerlustigen Geschöpfen, die um das Licht meines Vermögens und meiner Künstlerschaft schwärmten, und als ich alles das hinter mir hatte, zog ich mich, angeekelt von der Schlauheit und Ränkesucht der Frauen, wieder zurück und stürzte mich in lange und kampfreiche Abenteuer im Reiche des Geistes. Und jetzt war ich also hier, an Bord der Elsinore, aus dem Sattel gehoben bei meinen Zusammenstößen mit den großen Problemen, mit zerschlagenem Schädel fortgetragen vom Schlachtfeld des Geistes.
    Während ich mich an die Reling lehnte, versuchte ich mich von den Vorahnungen kommenden Unheils zu befreien. Aber immer wieder kehrten meine Gedanken zu Fräulein West zurück, die dort unten trällernd umherging, eifrig damit beschäftigt, ihr kleines Nest zu bauen. Von ihr glitten meine Gedanken weiter zu dem ewigen Geheimnis der Frau. Ja, selbst ich mit meiner ganzen Verachtung für das Weib, selbst ich wurde immer wieder von ihrem nie zu lösenden Rätsel eingefangen.
    Oh, nein, ich mache mir nichts vor. Die Frau, die Liebessucherin, sie, die Quälende und Besitzende, die Zarte und doch Gewalttätige, Sanfte und doch Vergiftende, die hochmütiger als Luzifer und doch, wie er, keinen Stolz kennt, sie übt eine ständige, fast krankhafte Anziehungskraft auf jeden aus, der zu denken vermag. Was für eine Flamme ist es, die all ihre Widersprüche und ihr Unedles durchglüht? Was ist es, das ihr den unbarmherzigen, leidenschaftlichen Drang nach Leben, immer neuem Leben auf diesem Stern eingibt? Es gibt Zeiten, da diese Sucht nach Leben mir frech und schreckenerregend erscheint. Seelenlos. Nein, man entgeht der Frau nie. Wie ein Wilder nach einem tiefen Tale zurückkehrt, wo es Gespenster und vielleicht

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