Meuterei auf der Elsinore
Achtzehnpfünder und zwei Zehnpfünder und lief wie der Wind. Er brach die Blockade von New Port, entwischte dann nach dem Kanal und der Biscaya und nahm für mehr als dreihunderttausend Dollar Prisen.
Papa liegt also die See im Blut. Jedes Schiff, mit dem er fährt, wird von ihm als eine besondere Schöpfung mit ihr eigentümlichen Eigenschaften empfunden. Ich habe ihn oft in großen und gefahrvollen Augenblicken beobachtet… In allem, was mit Schiffen oder der See zu tun hat, ist er wirklich ein Künstler… es gibt kein anderes Wort dafür.«
»Sie denken groß und schön von Ihrem Vater«, sagte ich.
»Er ist der wundervollste Mann, den ich je getroffen habe«, antwortete sie. »Vergessen Sie nicht, daß Sie ihn nicht in seinen besten Jahren gekannt haben. Er ist nie wieder der alte geworden, seit meine Mutter tot ist.«
Sie brach plötzlich ab und schloß dann ebenso plötzlich: »Sie kennen ihn nicht. Sie haben keine Ahnung, wie er ist.«
»Wir werden heute einen sehr schönen Sonnenuntergang bekommen«, sagte Kapitän West gestern nachmittag.
Fräulein West und ich saßen in der Kajüte und spielten, ließen aber die Karten liegen und eilten an Deck. Der Sonnenuntergang hatte noch nicht begonnen, war aber doch sozusagen schon in Vorbereitung. Wir sahen, wie der Himmel seine Zauberei hervorholte – wie er die grauen Wolkenmassen in langen Reihen aufstellte oder in schweren Massen aufeinandertürmte, und wie er allerlei Farben auf seine Palette setzte – glühende Tinten, mit kräftigen, krassen Klecksen dazwischen.
Dann kam die große Farbenorgie, deren vorherrschender Ton grün war. Alles war grün, grün und wieder grün – das Blaugrün des Frühlings und das welke Grün, das Gelbgrün und das lohfarbene Grün des Herbstes, Orangegrün, Goldgrün und Kupfergrün. Und all diese grünen Töne waren von einem Reichtum, der jeder Beschreibung spottet… und dann verschwand und verwelkte der ganze Reichtum, dieses grüne Farbenspiel, und verbreitete sich über die grauen Wolken und über die See, die nun das wundervolle goldene Rot blanken Kupfers annahm, während die Tiefe in ihrer weichen, seidigen Fläche von dem duftigsten Erbsengrün getönt wurde. Dann legte sich über die Wolken ein langer schmaler Schwaden aus Rubin und Granatrot. Und über diesem Schwaden, von dem großen Farbenmassiv durch einen grauweißen Nebelstrich getrennt, lag ein anderer, noch schmälerer Streifen von rubinfeurigem Wein.
Als die Farben und die Abenddämmerung verschwanden und welkten, weinte der Mond, in Nebel gehüllt, wie funkelnde Silbertropfen fielen seine Tränen in die dunkelviolette See. Schließlich sank die Dunkelheit der Nacht auch auf uns herab, und wir erwachten aus unsern farbigen Träumen. Mit Schönheit gesättigt, standen wir beide an der Reling und lehnten uns schweigend aneinander…
Die Tage gleiten dahin, und die Jahreszeiten folgen ihren Spuren. Gegen Ende des Winters haben wir Baltimore verlassen, während der Fahrt wurde es Frühling und Sommer, und jetzt haben wir schön Herbst und arbeiten uns dem Winter des stürmischen Kap Hoorn entgegen. Wenn wir das Kap umsegelt haben und weiter nordwärts laufen, werden wir abermals durch Frühling und Sommer kommen, es wird ein langer, langer Sommer sein. Denn wir folgen der Sonne nordwärts und kommen im Sommer in Seattle an.
Wir sind jetzt auf der Höhe des La Plata, also in einem Gebiet, das wegen seiner Stürme gefürchtet ist. Pike hält Ausschau nach einem Pampero. Kapitän West scheint nach nichts Ausschau zu halten, aber ich habe doch festgestellt, daß er, sobald das Barometer oder der Himmel drohend erscheint, an Deck ist.
Die erste Probe des La-Plata-Wetters erhielten wir gestern abend. Wir hatten eine Flaute, und die Elsinore konnte ihren Kurs nur durch die hin und wieder aufkommenden Windstöße aus dem Norden halten, schlingerte aber verzweifelt in einer gläsernen, hohlen Dünung, der Nachwirkung eines Sturmes, der südlich von uns geweht hatte. Rechts voraus erhob sich schnell wie durch Zauber über dem Horizont ein dichter, schieferschwarzer Block, der eigentlich nicht die geringste Ähnlichkeit mit Wolken hatte. Es war nur eine unheimlich schwarze Masse, die immer höher stieg, bis sie über unseren Köpfen hing, um sich dann langsam nach rechts und links auszubreiten und schließlich das halbe Meer unsern Blicken zu verbergen. Immer noch kamen hin und wieder leichte Windstöße aus Norden und strafften unsere Segel. Und immer noch
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