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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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bißchen dalli. Verstanden?«
    Aber Rhine und seine beiden Helfershelfer lachten ihr finsteres, lautloses Lachen.
    »Ich denke, daß du erst hören willst, was wir zu sagen haben, du altes Vieh«, gab Bert Rhine zurück.
    »Davis, jetzt zeig deine Kunst. Spuck dem Alten ins Gesicht, was er zu tun hat.«
    »Du verfluchter Seerechtsverdreher«, fauchte Pike, als Davis den Mund öffnete, um seine Rede zu beginnen.
    Bert Rhine zuckte die Achseln und drehte sich halb um, während er ruhig sagte: »Meinetwegen – wenn du nicht hören willst.«
    Pike gab um einen Punkt nach. »Na, dann los«, knurrte er. »Spuck dein Gift aus, aber vergiß nicht, Freundchen, daß du dafür bezahlen mußt!«
    Davis räusperte sich, um besser reden zu können. Dann begann er: »Zunächst hab’ ich überhaupt gar nichts mit der Sache zu tun. Ich bin ein kranker Mann und sollte von Rechts wegen in der Koje liegen. Aber sie haben mich gebeten, ihnen das Gesetz zu erklären…«
    »Was sagt das Gesetz?« unterbrach ihn Pike.
    Aber Davis ließ sich nicht einschüchtern. »Das Gesetz sagt, wenn die Offiziere nicht fähig sind, das Kommando zu führen, darf die Mannschaft durch friedliche Mittel das Kommando übernehmen, um das Schiff in den Hafen zu bringen. So steht es im Gesetz. Unser Schiffer war ein anständiger Mann, aber er ist tot. Unser Steuermann ist gewalttätig und will den Untersteuermann abmurksen. Schön, das geht uns alles nichts an. Aber wir wollen heil in den Hafen kommen. Unser Leben ist in Gefahr. Wir tun niemand was zuleide. Ihr allein habt Blut vergossen. Ihr habt geschossen und unschuldige Männer niedergeknallt und über Bord geworfen, wie wir alle vor Gericht bezeugen können.«
    Die Leute murmelten beifällig.
    »Du willst wohl meine Arbeit übernehmen, was?« grinste Pike. »Und was wollt ihr mit mir machen?«
    »Wir werden Sie in Verwahrung nehmen, bis wir Sie den Behörden überliefern können«, antwortete Davis ohne Zögern. »Dann können Sie ja den Verrückten spielen und mildernde Umstände kriegen.«
    In diesem Augenblick fühlte ich, wie jemand leicht meine Schulter berührte. Es war Margaret, die sich unterdessen mit dem langen Messer des Stewards bewaffnet und ihn selbst an das Rad gestellt hatte.
    »Da mußt du dir schon einen anderen Dreh ausknobeln, Davis«, sagte Pike. »Mit dir bin ich fertig. Aber ich habe noch etwas für euch alle: Ich gebe euch zwei Minuten, um eure Wahl zu treffen. Entweder liefert ihr mir den Untersteuermann aus, geht an eure Arbeit und nehmt, was kommen wird, auf euch, oder ich lege euch alle in Eisen, und ihr könnt nachher ins Zuchthaus spazieren – und zwar für längere Zeit. Ich gebe euch zwei Minuten. Wer das Zuchthaus wählt, kann stehenbleiben, wo er ist. Wer bereit ist, seine Arbeit zu tun, kommt auf die Kampanje und stellt sich hinter mich. Zwei Minuten!«
    Er drehte sich zu mir um und flüsterte: »Halten Sie Ihren Schießprügel bereit für den Fall, daß es losgehen sollte. Und zögern Sie nicht! Gleich losknallen. Die Schweinebande bildet sich ein, nach Belieben mit uns umspringen zu können.«
    Buckwheat war der erste, der einen Schritt auf die Kampanje zu machte, aber so zögernd, daß er eigentlich nur die Beinmuskeln straffte und die Schultern vorschob, aber diese Andeutung genügte, um Hermann Lunkenheimer in Bewegung zu setzen. Der hob gleich den Fuß und begann vertrauensvoll achteraus zu gehen. Aber Bub Twist erreichte ihn in einem Sprung, legte ihm den Arm von hinten um den Hals, drückte die Knie gegen seine Beine, riß ihn zurück und hielt ihn fest. Im selben Augenblick, in dem ich den Stutzen anlegte, zog Bombini sein Messer durch die nach oben gestraffte Kehle Lunkenheimers. Ich hörte Pike: »Knallen Sie ihn nieder«, und drückte ab. Aber ich hatte das Pech, daß die Kugel fehlging und den Faun traf, der zurücktaumelte, sich auf das Luk setzte und zu husten anfing. Und dabei versuchten seine schmerzzerquälten Augen zu verstehen, was hier vorging. Bub Twist ließ Lunkenheimer los, und die Leiche fiel schwer auf das Deck. Ich schoß nicht wieder. Bub Twist stelle sich neben Bert Rhine, auch Bombini hielt sich dicht neben ihm.
    Bert Rhine lächelte – diesmal ganz offensichtlich.
    »Hat noch einer von euch Trotteln Lust, nach der Kampanje zu spazieren?« fragte er mit sammetweicher Stimme.
    »Die zwei Minuten sind um«, erklärte Pike.
    »Was willst du jetzt tun?« knurrte Bert Rhine.
    Wie ein Blitz flog der Revolver aus der Tasche des Steuermanns, und

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