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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Belagerung als etwas Unvermeidliches hin… und zwar um so leichteren Herzens, als die Belagerer am Rand der Hungersnot stehen.
    »Wir werden die Hunde aushungern«, knurrt er. »Sie aushungern, bis sie auf allen vieren angekrochen kommen und uns die Stiefelwichse von den Schuhen lecken. Glauben Sie nicht, es sei der reine Zufall, daß die Lebensmittel achter der Hand verstaut werden, das wurde schon so gemacht, bevor Sie und ich geboren waren, und zwar, weil man aus bitterer Erfahrung gelernt hatte, daß es notwendig war. Ja, ja sie wußten schon, was sie taten, die alten Burschen, als sie den ganzen Proviant im Heckraum verstauten.«
    Louis sagt, daß in der Kombüse nur Vorräte für drei Tage sind, daß die Zwiebäcke bald alle sein werden und daß unsere Hühner, die die Leute gestern nacht aus dem Hühnerhaus gestohlen haben, höchstens für einen Tag reichen. Kurz, wir sind überzeugt, daß es kaum eine Woche dauern wird, bis die Meuterer um Gnade bitten.
    Ich habe die Wache des Untersteuermanns übernommen und löse Pike deshalb regelmäßig ab, wenn es auch nur wenig zu tun gibt. Hinter dem Kartenhaus steht meine Wache – Tom Spink, Wada, Buckwheat und Louis –, bereit, jeden Angriff zurückzuschlagen. Henry, die beiden Segelmacher und der alte Steward bilden die Mannschaft des Steuermanns. Pike hat strengen Befehl gegeben, daß kein einziger vor dem Mast sich an Deck zeigen darf. Als der Untersteuermann heut hinter der Ecke des Mittschiffshauses auftauchte, sandte ich ihm eine Kugel, die nur einen Fuß von seinem Kopfe entfernt gegen die Wand schlug; er sprang mit einem großen Satz in die Deckung zurück.
    Margaret bewahrt sich ihre gute Laune. Das Deck überläßt sie dem Steuermann und mir, aber wenn sie ihn auch als Chef anerkennt, hat sie unten doch das Kommando übernommen und ist unser Proviant- und Kellermeister. Die Meuterei lenkt sie wenigstens von der Trauer um ihren Vater ab, alle ihre freien Stunden am Tage sind jetzt mit Arbeit ausgefüllt.

    Inzwischen verrinnt Tag um Tag, und es geschieht nicht das allergeringste. Wir kommen nicht von der Stelle. Die Elsinore hat ja jetzt kein Segel und schlingert deshalb hilflos hin und her. Eine halbe Stunde lang trieb sie heute ab, bis sie den Wind dwars bekam, und in der nächsten halben Stunde luvte sie wieder an. Wir können unterdessen nichts tun, als die Kampanje gegen Angriffe sichern. Pike macht regelmäßig seine Observationen, aber mehr aus Gewohnheit, und stellt immer sorgfältig die Lage der Elsinore fest. Heute mittag befand sie sich acht Meilen östlich von der gestrigen Position, heute aber waren wir kaum eine Meile nördlicher als vor vier Tagen.
    Die Takelung der Elsinore bietet einen traurigen Anblick. Sie befindet sich in wüster Unordnung. Wären Wind und See nicht so still, so würden die schweren eisernen Stengen nicht halten und den Meuterern auf die Köpfe fallen.
    Eines können wir nicht begreifen. Jetzt ist eine ganze Woche vergangen, und die Leute scheinen immer noch nicht zu hungern. Vergebens hat Pike mehrmals unsere Leute gefragt. Alle schwören, nichts davon zu wissen, daß man vorn irgendwelche Lebensmittelbestände hätte, abgesehen von dem bißchen Proviant in der Kombüse und der Tonne mit Zwieback im Logis. Und doch sehen wir den Rauch aus der Kombüse aufsteigen und müssen daraus den Schluß ziehen, daß sie auch etwas zum Kochen haben. Zweimal hat Bert Rhine versucht, einen Waffenstillstand zu erlangen, aber beide Male hat Pike, sobald sich die weiße Flagge über der Brüstung des Mittschiffshauses zeigte, darauf gefeuert. Der Steuermann hat die Absicht, sie völlig auszuhungern, so daß sie sich bedingungslos unterwerfen, aber der Gedanke, daß sie vielleicht doch genügend Proviant hätten, beginnt ihn ängstlich zu machen.
    Pike ist überhaupt nicht so recht der alte. Er ist von dem Gedanken besessen, Rache an dem Untersteuermann zu nehmen. Mehrmals habe ich ihn jetzt überrascht und bemerkt, wie er dastand und mit grimmiger Miene vor sich herflüsterte, oder wie er seine mächtigen Pranken ballte und mit den Zähnen knirschte. Heute nachmittag hatte Pike mich soeben abgelöst, als der Untersteuermann auf die Decke des Vorderkastells kletterte und zu den Seitenklüsen hinschlenderte, wo er stehenblieb und über Bord guckte.
    »Knallen Sie ihn nieder«, sagte Pike.
    Die Entfernung war ziemlich groß, und ich zielte deshalb besonders lange und sorgfältig. Da legte er mir die Hand auf den Arm.
    »Lieber nicht«,

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