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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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unsern Leuchtraketen. Ich glaube freilich nicht, daß die Bomben sehr gefährlich sind, und ich weiß auch, daß meine Zündschnüre noch langsamer sind als die augenblickliche Fahrt der guten Elsinore – und das will etwas heißen. Aber nichtsdestoweniger haben die Bomben ihren Zweck erfüllt, und das ist ja schließlich die Hauptsache.
    Und jetzt komme ich zu dem Angriff auf die Kampanje. Margaret hatte die Wache – von Mitternacht bis vier Uhr morgens –, als es geschah. Ich schlief an Deck neben der Hütte. Plötzlich hörte ich, daß dicht neben mir ihr Revolver abgefeuert wurde und immer weiter knallte. Ich sprang zunächst zu den Brassen meiner Beleuchtungskörper. Es klappte vorzüglich. Ich zog nur zwei Beleuchtungsbrassen an – und die beiden betreffenden Apparate explodierten mit einem Mordskrach, liefen im selben Augenblick die Kreuzmaststangen herunter und blieben hängen, als ihre Leinen ausgelaufen waren. Die Beleuchtung war tadellos. Henry, die beiden Segelmacher und der Steward kamen zu uns gestürzt und stellten sich an die Kampanjebrüstung. Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite, weil wir im Dunkeln standen, während unsere Feinde als Silhouetten gegen das Licht erschienen. Und was für ein Licht! Das Pulver knallte, zischte und knatterte, das Benzin quoll aus den brennenden Wergbällen, so daß Ströme von Feuer auf das Großdeck herabträufelten.
    Es kam nicht zu einem richtigen Kampf, denn die Meuterer waren über unser Feuerwerk ganz verblüfft. Margaret schoß ihren Revolver auf gut Glück ab, während ich meinen Stutzen für jeden bereit hielt, der die Kampanje entern wollte. Zufällig sah ich, daß Margaret über den Kopf eines Mannes hinweg schoß, der von der Backbordreling aus den Versuch machte, die Kampanje zu erklettern. Im nächsten Augenblick sah ich Wada wie einen wilden Stier vorstürmen und den Mann mit seinem Speer durchbohren, so daß er an Deck fiel und liegenblieb. Das war alles. Der Rest der Meuterer zog sich zurück, während die drei Stagsegel, die am unteren Ende der Stags festgemacht waren, von dem Feuer ergriffen wurden und in Flammen aufgingen.
    Ich hatte jetzt zwei von meinen Beleuchtungskörpern abgebrannt und hatte nur noch einen übrig. Als ich eine Stunde darauf feststellte, daß der Feind wieder zum Angriff schritt, ließ ich die dritte und letzte explodieren, und vor ihrem Lichtschein flüchteten die Leute so schnell wie möglich wieder nach der Back.
    Margarets Wache, die ich mit ihr an Deck verbrachte, wurde nicht weiter gestört. Gegen vier Uhr verlangte ich, daß sie in ihre Kabine gehen und sich hinlegen sollte, aber sie begnügte sich mit meinem Lager hinter dem Skylight. Um sieben – kurz vor dem Frühstück und während Margaret noch schlief – schickte ich Henry und Buckwheat zu der Leiche hinunter. Ich stand, den Stutzen in der Hand, oben am Bogen, bereit zu schießen, wenn es notwendig sein sollte. Die Leute im Mannschaftslogis gaben indessen kein Lebenszeichen, und die beiden Jungen konnten ungehindert die Leiche umdrehen, so daß wir sie erkennen konnten – es war der Norweger mit den irren Augen. Sie trugen ihn zur Reling und schoben ihn über Bord. Wadas Speer hatte den Mann vollkommen durchbohrt.
    Aber vierundzwanzig Stunden später beglichen die Meuterer die Rechnung. Es begann damit, daß sich einige Matrosen, während Margaret und ich hinter dem Kreuzmast frühstückten, achteraus schlichen und tatsächlich bis unter das Deckengesims der Kampanje gelangten… ich hatte diese Möglichkeit übrigens vorausgesehen und deshalb die Bomben hergestellt. Buckwheat sah sie kommen und alarmierte uns, aber leider zu spät.
    Zwei stählerne Pforten führten unter dem Deckengesims der Kampanje auf das Großdeck. Die drei oder vier Leute versuchten nun diese Pforten einzuschlagen, während die übrigen Meuterer in Deckung des Mittschiffshauses bereitstanden, um zu stürmen, sobald die Pforten nachgaben. Hinter den Pforten standen der Steward und Wada. Der Steward mit seinem Schlachtmesser, Wada mit seinem Speer. Ich selbst zündete, vom Kreuzmast gedeckt, die Zündschnur einer meiner Bomben an. Dann lief ich mit ihr über die Kampanje, ließ sie auf das Großdeck fallen und versuchte gleichzeitig, sie unter das Gesims zu schieben, wo die Matrosen an den Pforten tätig waren. Meine Bemühungen wurden indessen durch mehrere Revolverschüsse aus den Gängen neben dem Mittschiffshaus unterbrochen. Doch meine Beleuchtungskörper hatten den Meuterern

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