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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Respekt vor meinen Feuerwerkskünsten beigebracht. Als jetzt die Zündschnur zischte und puffte, hatten die Meuterer schon genug und liefen aus ihrer gedeckten Stellung schnell nach der Back. Ich hätte ein paar von ihnen niederknallen können, war aber leider gerade im Begriff, die Zündschnur meiner zweiten Bombe anzuzünden. Margaret feuerte drei Schüsse ins Blaue hinein, die Kampanje wurde sofort das Ziel einer kräftigen Revolversalve.
    Ich bin ein vorsichtiger und bequemer Mensch. Ich hatte gelernt, daß es sehr viel Zeit und Mühe kostet, Bomben als Heimarbeit herzustellen, und kniff deshalb den brennenden Teil der Zündschnur, die ich bereits in meiner Hand hielt, ab. Die Zündschnur der ersten Bombe, die noch auf dem Großdeck herumkollerte, zischte inzwischen weiter; hätte nur einer der Männer, die geflüchtet waren, den nötigen Mut gehabt, so hätte er seelenruhig die Zündschnur abkneifen oder die Bombe über Bord werfen oder – was noch besser gewesen wäre – sie uns auf die Kampanje zurückschleudern können. Trotz der kurzen Zündschnur dauerte es volle fünf Minuten, bis die Bombe explodierte, und da war es eine traurige Enttäuschung. Wahrhaftig, ich hätte ruhig darauf sitzen können. Und doch erfüllte sie ihren Zweck insofern, als sie Schrecken verbreitete.
    Es war ganz klar, daß die Meuterer anfingen, Mangel an Proviant zu leiden. Die Elsinore trieb an diesem Morgen ohne Segel als ein Spielzeug von Wind und Wellen umher, und die Bande warf viele Fangleinen über Bord, um Sturmvögel und Albatrosse zu fangen. Wie ich die hungrigen Fischer mit meinem Stutzen ärgerte! Es konnte sich kein Mensch vorne zeigen, ohne daß eine Kugel in gefährlicher Nähe von ihm in die stählernen Wände schlug. Und doch gelang es ihnen, einzelne Vögel zu fangen, freilich nicht ohne eigene Lebensgefahr.
    Ihre Fangmethode bestand darin, daß sie Haken und Köder von einem gedeckten Platz aus über die Reling schleuderten, wenn die Elsinore unter dem leichten Winddruck auf ihr totes Werk, Sparren und Takel, langsam durch die See glitt. Sobald ein Vogel angebissen hatte, holten sie die Leine ein, bis er längsseits lag. Dann kam die kniffligste Arbeit. Die Haken waren nämlich nach innen gebogene spitzwinklige Dreiecke aus Kupferblech, die an Brettchen am Ende der Leinen befestigt waren: Der Vogel wurde festgehalten, weil sich sein krummer Schnabel zwischen den Ecken des kupfernen Dreiecks festklemmte. Folglich war der Vogel, sobald sich die Leine lockerte, wieder frei. War der Vogel längsseits gezogen, so kam also das Schwerste: ihn bis zur Reling zu ziehen, ohne daß die Leine sich lockerte oder der Vogel gegen die Schiffsseite schlug. In beiden Fällen konnte er sich befreien und war für die Fischer verloren.
    Die Leute legten sich deshalb ein bestimmtes System zurecht. Sobald ein Vogel längsseits gezogen war, wurden alle Revolver auf mich gerichtet, während der Mann, der die Leine einholte, sie straffte und schnell mit ihr zur Reling lief, um den Vogel schleunigst an Bord zu ziehen. Ich gebe ohne weiteres zu, daß mir das Revolverfeuer trotz der Entfernung sehr unbequem war.
    Nichtsdestoweniger tat ich mit meinem Stutzen, was ich konnte, um die Männer, die ohne Deckung an der Reling arbeiteten, zu ärgern, in der Hoffnung, daß sie einen oder mehrere der Vögel verlieren sollten.
    Im Laufe des Tages gelang es mir indessen immer besser, sie in ihrer emsigen Arbeit zu stören. Wenn die Elsinore an den Wind kam, war es mir möglich, den Bug abfallen zu lassen, indem ich das Ruder hart umlegte. Und wenn der Wind dann dwars hereinkam, konnte ich, indem ich das Ruder wieder nach der andern Seite umlegte, ihre Bewegung nach Lee ausnutzen und sie wieder dwars vom Winde bringen. Dadurch erreichte ich, daß alle Vogelleinen mit ihren Haken längsseits geschleppt wurden.
    Gleich das erstemal, als das geschah, hatte ich alles bereit, um die Leinen in Empfang zu nehmen. Mit Haken und Handloten, die an lange Leinen gebunden waren, faßten und zerrissen wir alle Fangleinen. Die Bewegungen eines großen Schiffes sind aber so langsam, daß es den Meuterern das nächste Mal doch gelang, die Leinen sicher einzuholen, bevor sie achteraus schleppten und ich sie mit meinen Haken fassen konnte.
    Aber ich vervollkommnete mich immer mehr. Solange ich die Elsinore flach vor den Laken halten konnte, war es ihnen nicht möglich zu fischen. Ich machte weitere Versuche. Sobald wir das Schiff in den Wind gebracht und den Besan

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