Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
als die Momente in denen man liebt, und die Momente in denen man geliebt
wird, Yunus. Du wüsstest, dass jeder Schmerz, jedes Leid, leichter zu ertragen
ist, solange die Liebe in einem wohnt.
Lieber würde ich ein
Leben lang Schmerz ertragen, als in einer Welt zu leben, in der es keine Liebe
gibt!"
Stille trat ein.
Eine Stille die so tief ging, dass sie wie der Abgrund meiner Seele wirkte.
Eine Stille, in der sich Yunus Augen, von dem glanzlosen Schwarz, in das vertraute
Meeresblau wandelten, und seine Wut verebbte.
Eine Stille, die er
mit dem Satz: "Deine Worte lassen meine Gedanken dunkel erscheinen!",
beendete, bevor er mich auf die Beine zog, mein geheiltes Handgelenk
begutachtete und mir schließlich den Rücken zudrehte, um in die Ferne zu
blicken.
"Zweifel, ist
ein seltsames Gefühl, und noch seltsamer scheint die Tatsache, dass es mit
Hoffnung einhergeht. Beides war mir fremd!" Langsam drehte er sich zu mir
um. "Stets traf ich Entscheidungen aufgrund von Tatsachen, von
Berechnungen, geleitet von meinen Eigenschaften. Doch du, du scheinst
Entscheidungen aus einem ganz anderen Grund zu treffen." Sein Ausdruck
schien emotionslos, doch in seinen Augen lag ... Schmerz?
"Von
Herzen!", wisperte ich und dachte an die Worte meiner Mutter: Hör auf
dein Herz!
"Von
Herzen.", wiederholte er, als wolle er die Worte aussprechen, um zu sehen,
wie sie sich anfühlten. "Klingt so einfach."
"Ist es
nicht.", gab ich zu.
"Nein. Ist es
nicht!", flüsterte er, wobei sein Blick wieder in die Ferne schweifte.
"Und schon gar nicht, wenn einem nur der Verstand bleibt, um
Entscheidungen zu treffen, denn mein Herz ist nicht imstande zu fühlen."
Längst vergangen
Worte bahnten sich einen Weg in mein Gehirn: Ra gewährte jedem Krieger nur
eine halbe Seele... Ich wusste um diesen Umstand, und doch hatte ich lange
nicht mehr daran gedacht. "Auch du fühlst nicht?!"
"Aus deinen
Worten höre ich Zweifel."
"Es ist nur,
ich dachte ... irgendwie glaubte ich, Gefühle in dir zu sehen." Ich konnte
es nicht besser beschreiben.
"Nein. Was du
glaubtest gesehen zu haben, sind Gefühle die ich nicht fühle, sondern die ich
gelernt habe zu interpretieren. Auch wenn man nicht fühlt kann man doch
versuchen Gefühle zu verstehen. Doch du, deine Fähigkeit, du zeigtest mir, dass
das nicht dasselbe ist. Bei weitem nicht!"
"Von welcher
Fähigkeit sprichst du?"
"Im Grunde ist
es keine Fähigkeit, es scheint nicht einmal eine Gabe zu sein, denn du kannst
sie weder beeinflussen, noch kannst du sie Steuern. Sie ist einfach da. Allgegenwärtig
in deiner Präsenz. Irgendwie schaffst du es, Gefühle in uns zu erwecken. Was
eigentlich unmöglich ist." Er betrachtete mich, als könne er den Grund
dafür, irgendwo an mir finden.
"Meine Gabe ist
es, Gefühle anderer durch Kontakt zu spüren.", stellte ich richtig.
"Erinnerst du
dich, wie du zu den Kriegern kamst, was du bei ihnen gefühlt hast?"
Lange schien es her.
Eine verdammte Ewigkeit. Zwei verdammte Ewigkeiten.
"Nebel",
flüsterte ich. "Ihre Gefühle waren wie Nebel. Streckte man die Hand nach ihnen
aus, schienen sie nicht greifbar."
Yunus nickte
wissend. "Doch dieser Nebel blieb nicht, denn du hast ihn
vertrieben."
"Woher weißt du
das alles?"
"Der Ort, an
dem ich war, hatte viele Gesichter.", flüsterte er, bevor er näher trat
und sein Blick ein anderer wurde. Intensiver, tiefgreifender. Ein Blick, der
bis in meine Seele reichte, meine Gedanken verdrängte und mich gefangen hielt,
während er so nahe bei mir stand, dass ich die Hitze seines Körpers spürte. Langsam
hob er seine Hand, strich mein Haar zurück und berührte nur kurz meine Wange.
Wie bei seiner
letzten Berührung, schien Schmerz in seinen Augen zu flackern. "Ihr Weg,
gezeichnet durch Schmerz, ihre Pfade, gepflastert mit Liebe, ihre Schritte
verstreuen Zuneigung und ihr Handeln verteilt Mitgefühl.", wisperte er,
während seine Finger über meine Haut strichen. Zaghaft. Ehrfürchtig. Bedacht.
"Wärst du bereit ein Stück des Pfades mit mir zu gehen? Mir deine
Zuneigung zu schenken, dein Mitgefühl? Wärst du bereit mir zu zeigen, wie es
ist, zu hoffen; zu fühlen, Mia?" Seine Stimme war ein Flüstern - träge und
sinnlich. "Wärst du bereit, einem Mann, der nur die Dunkelheit kennt, ein
Stück ins Licht zu führen?"
"Yunus,
ich..."
"Schsch ...
Höre meine Worte, meine Bitte. Bedenke sie. Und dann triff eine Entscheidung,
mit deinem Herzen." Sein Daumen strich über meine Lippen, die sich
unwillkürlich öffneten. "Spürst
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