Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
dass
dieser Tag kommen wird!" Meine Trauer mischte sich mit Wut. "Wie
kannst du von mir verlangen, all diejenigen die hoffen, nicht aufzugeben! Wie
kannst du von mir verlangen, mir Hoffnung zu behalten, für alle, für uns, wo du
doch selbst am besten weißt, dass es keine Hoffnung mehr gibt?!"
"Es gibt Hoffnung,
Mia, denn du wirst leben!"
Ich spürte den
Funken Erleichterung, der bei diesem Gedanken in ihm aufflackerte. Doch für
mich war dieser Funke nichts als Hohn.
Ein Leben ohne
Lucien war kein Leben. Es würde nicht einmal mehr einer Existenz gleichen!
"Ich würde
alleine zurückbleiben.", flüsterte ich und dachte an die Krieger, an die
Männer, die zu Freunden geworden waren, die ich mit einem Schlag alle verlieren
würde.
"Du bist nicht
alleine! Du hast viele die hinter dir stehen." Er nahm meine Hände, drückte
diese leicht, als wolle er mir Stärke vermitteln. "Vielleicht ist es das,
was vorbestimmt war. Vielleicht ist das der Weg des Schicksals. Du bist der
Träger von Sonne und Mond. Du bist die Vereinigung zweier Völker. Du bist die
Hoffnung auf eine bessere Zukunft!"
Ich hörte seine
Worte, und dennoch hörte ich sie nicht, denn in meinem Kopf war nur ein
Gedanke: "Ich werde alles verlieren. Alles!"
War das das Opfer,
das ich zu bringen hatte? Alles zu verlieren? Alles?
"Gabriel wird
für dich da sein." Ich spürte den Schmerz, den diese Feststellung in ihm
auslöste, doch gleichzeitig spürte ich die Aufrichtigkeit, mit der er die Worte
sprach.
Doch ich konnte ihn
nur anstarren. "Wofür dann das alles? Wofür diese Jahre des Kämpfens, des
Leids und des Schmerzes? Wofür?"
"Unser Weg ist
es, der uns zu dem macht was wir sind!"
Ich schüttelte den
Kopf. "Wofür dann die Hinweise? Wofür Prophezeiungen, wofür das
alles!"
"Vielleicht
sind es nur Prüfungen, die sicherstellen, dass wir das, was auf uns zukommt,
meistern können. Vielleicht ist es eine Vorbereitung auf das was uns
erwartet."
"Nein!",
stieß ich hervor. Es musste einen anderen Weg geben. Es musste einfach eine
Möglichkeit geben, dies alles zu verhindern.
Das Schicksal
gewährt eine Entscheidung...; hör auf dein Herz...; auch wenn der Preis
unbezahlbar scheint...,
Der freie Wille,
dachte ich, das Schicksal lässt uns den freien Willen. Es gibt immer mehrere
Wege!
Du musst die
Gegensätze vereinen.
Doch Yunus hatte
sich dagegen entschieden! Er würde den Bund nicht erneuern!
Aber ich...
Und plötzlich, als
wäre das Wissen schon immer dagewesen, zum greifen nahe, wusste ich was zu tun
war.
Wäre er diese
Verbindung mit dir eingegangen, hätte er das Gleichgewicht wieder hergestellt,
denn du bist seine zweite Hälfte, sein Gegenstück! Das Schicksal hat ihm dich
geschickt, damit er seinen Fehler wieder gut machen konnte.
Und mit dieser
Erkenntnis, mit dem Wissen, dass ich alles zum Guten wenden konnte, kam die
Stille, legte sich über den Raum, über meinen Körper und meinen Geist.
Und mit meiner
Entscheidung, löste sich die Anspannung, die mich schier um den Verstand
gebracht hatte, und ich fühlte die Ruhe, die mir der Gedanke schenkte, dass
Lucien leben würde. Dass ich nicht zusehen müsste, wie er starbt. Nicht
miterleben musste, wie seine Krieger, meine Freunde, vergehen. Dass ich nicht
zulassen musste, dass die Welt in Krieg und Leid endete.
Ich sah in sein
vertrautes Gesicht, das von makelloser Schönheit gezeichnet war. Sah in seine
Augen, die mir immer schon das Gefühl gaben, in deren Tiefe ertrinken zu
können. Berührte seine Lippen, die mir mehr Wonne bereitet hatten, als ich es
je für möglich gehalten hätte.
Ich betrachtete den
Mann, meinen Seelengefährten, den ich so das letzte Mal sehen würde. Denn bis
jetzt hatte er gegen seine Instinkte angekämpft, egal was es ihn gekostet
hatte! Doch nun war die Zeit gekommen, wo er den Kampf verlieren würde!
Ein letztes Mal
wollte ich ihn spüren, ihn berühren, und beugte mich vor, bis meine salzigen
Lippen nur wenige Zentimeter von den seinen entfernt waren.
"Mia,
ich..."
"Schsch. Nur
ein Kuss!", bat ich mit tränenerstickter Stimme und strick mit meiner
Zunge über seine geschlossenen Lippen. Ich wollte mir alles einzuprägen -
seinen Duft, seinen Geschmack - bevor mein Mund den seinen bedeckte. Nur kurz,
bevor ich mich abwandte, aus dem Bett kletterte und den einzigen Raum
ansteuerte, den dieses Loft hatte.
"Wo gehst du
hin?"
"Badezimmer.",
wisperte ich und hoffte innständig, dass er mir nicht folgen würde. Noch nicht!
Doch das
Weitere Kostenlose Bücher