Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Auch Elia, der nun auf mich zukam, war nicht
angespannter als sonst.
Und obwohl nichts,
wirklich Garnichts, einen Grund zur Sorge bereitete, bekam ich dieses Gefühl
des näherrückenden Unheils nicht los. Im Gegenteil, es wurde immer drängender.
"Du wirkst
nervös!", sagte Elia.
Ich würdigte ihm keines
Blickes und beobachtete stattdessen weiterhin die Menge. "Sind deine
Wachen alle auf ihren Posten?", fragte ich etwas forsch.
"Vielleicht
sollte ich mehr Wachen vor deiner Tür postieren. Würdest du dich dann sicherer
fühlen?" Sein verärgerter Tonfall gefiel mir nicht. Wusste er etwa, dass
ich heute Morgen nicht in meinem Zimmer gewesen war?
"Vielleicht.",
entgegnete ich, ohne ihn anzusehen und ohne mir wirklich Gedanken darüber zu
machen, was ich antwortete. Mein Blick ging unruhig hin und her. Irgendetwas
stimmte nicht und ich konnte beim besten Willen nicht ausmachen was es war.
"Was ist los?"
Nun klang auch seine Stimme leicht besorgt und er folgte meinen Blicken.
"Ich weiß es
nicht!", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Meine Brust wurde
mir immer enger und das Gefühl, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde,
überkam mich so schnell, dass ich meinen Atem anhalten musste, um einen Schrei
des Entsetzens zu unterdrücken. Von völliger Verzweiflung gepackt, sah ich mich
hecktisch um, drehte mich um die eigene Achse, ließ keinen Winkel, auf der
Suche nach der Gefahr, aus, und dann ...
Es dauerte nur
Hundertstel von Sekunden, in denen ich wie erstarrt dastand, mich fragte, wie
es sein konnte, dass niemand die Gefahr bemerkt hatte, bevor alles in den Hintergrund
rückte und meine Instinkte die Führung übernahmen.
Adrenalin schoss
durch meine Adern, schärfte meine Sinne und ließ mich nach vor stürmen.
Wie leise
Hintergrundmusik hörte ich das Schreien und Schimpfen der Leute, die von mir
zur Seite gestoßen, oder einfach überrannt wurden. Aus den Augenwinkeln sah
ich, wie Wachpersonal in meine Richtung zu kommen versuchte. Als wäre ich die
Bedrohung. Idioten!
Hektisches Getümmel
machte sich breit. Meine ganze Konzentration galt jedoch dem Mann, der aus den
Schatten getreten war, mit einer Waffe im Anschlag, dessen Lauf genau auf
Lucien zielte.
Alles dauerte nur
Sekunden, doch es kam mir wie eine verdammte Ewigkeit vor. Gerade als ich mich
auf ihn stürzte, hörte ich den Schuss. Mit einem gezielten Schlag katapultierte
ich ihm die Waffe aus der Hand und riss ihn zu Boden. Ich betete dafür, dass
ich schnell genug war und er sein Ziel verfehlt hatte.
Im nächsten Moment zerriss
mir das Dröhnen einer Explosion fast das Trommelfell. Ungläubig sah ich, wie
der hintere Teil des Saales in die Luft ging. Flammen schossen hervor, Mauerbrocken
und Trümmer flogen durch die Gegend. Diese Ablenkung kostete mich einen
kräftigen Kinnhaken, bevor ich dem Mann unter mir einen Schlag gegen die Schläfe
verpasste, wonach er bewegungslos liegen blieb. Eine weitere Explosion
erschütterte den Boden, diesmal hinter mir.
Innerhalb weniger
Sekunden war das totale Chaos ausgebrochen. Alle liefen durch die Gegend,
wollten fliehen, wussten nicht wohin. Allein der Umstand, dass ich mich am Rand
der Menge befand, rettete mich davor, einfach überrannt zu werden. Seltsam
erschöpft, mühte ich mich auf die Beine, sah mich nach Lucien um, und fand ihn
schließlich, mit schreckgeweiteten Augen und bleichem Gesicht, wie er
regungslos dastand und mich anstarrte. Er schien unverletzt. Erleichterung
machte sich in mir breit. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, bevor ein
dumpfer Schmerz mich durchzog, meine Beine einfach einsackten und ich unsanft
auf die Knie schlug. Verwirrt blickte ich an mir hinab. Sah das Blut an meinen
Händen, das Blut an meinem Kleid, das sich kreisförmig, rasend schnell rot
färbte.
Plötzlich lag
Luciens Hand auf dem klaffenden Loch in meiner Brust. "Halt durch!",
hörte ich seine Stimme von weit her, während ich wie gebannt in seine Augen
starrte und mir wünschte, dort etwas anderes als Schmerz zu sehen.
Ich wollte ihm
sagen, dass es in Ordnung war. Dass das Weglaufen nun ein Ende hatte. Dass ich
soviel ungeschehen machen würde, wenn ich nur könnte. Das mir vieles so
unendlich leid tat.
Doch kein Wort trat
über meine Lippen. Und dann, nicht mehr fähig mein Bewusstsein zu halten,
kippte ich in die Dunkelheit.
Stimmen drangen an
mein Ohr, schrieen durcheinander, hallten durch meinen Kopf, der sich seltsam
leer anfühlte. Alles fühlte sich seltsam an. War ich
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